Ab einem gewissen Zeitpunkt sind Klima-Schäden unumkehrbar. Mehrere dieser Kipppunkte dürften bereits 2030 erreicht sein – Klimaforschende warnen eindringlich.
Klimaschutz 2030
Eiskappen werden von der Klima-Krise massiv bedroht. - KEystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Klima-Schäden sind ab einem gewissen Zeitpunkt unumkehrbar.
  • Bis 2030 könnten vier Kipppunkte für das Weltklima erreicht werden.
  • Internationale Klimaforschende warnen vor den Folgen.

Schmelzende Eisschilde, sterbende Korallenriffe, tauender Permafrostboden: Klima-Schäden sind ab einem gewissen Kippunkt unumkehrbar. Wie eine internationale Gruppe von Klimaforschenden analysiert, könnten vier dieser Kipppunkte schneller erreicht sein als gedacht: Bereits 2030 könnte es so weit sein.

Zwei dieser Kipppunkte betreffen den grönländischen Eisschild beziehungsweise den westantarktischen Eisschild. Die Überschreitung der Schwelle könnte zu einer Dynamik führen: Die Eisschilde schmelzen dann auch weiter, wenn sich die Temperatur auf der Erde nicht weiter erhöht. Das berichtet das Team um David Armstrong McKay und Timothy Lenton von der University of Exeter in der Fachzeitschrift «Science».

Trockenheit
Die Trockenheit in der Schweiz nimmt zu. - Keystone

Lenton gehört zu den Forschern, die 2008 erstmals Kipppunkte für das Weltklima benannten. Sie definierten Kipppunkte als «eine kritische Schwelle, an der eine winzige Störung den Zustand oder die Entwicklung eines Systems qualitativ verändern kann».

Wenn beispielsweise ein Gletscher beim Abschmelzen an Höhe verliert, gerät seine Oberfläche in niedrigere, wärmere Luftschichten, was das Abschmelzen beschleunigt. Jenseits der Kipppunkte können Rückkopplungsprozesse dafür sorgen, dass eine Entwicklung unaufhaltsam wird. Im Fall von Meeresströmungen wie dem Golfstrom können Änderungen enorme Auswirkungen auf das Klima haben.

Vier Kipppunkte bei 1,5 Grad bereits 2030 erreicht

Seit 2008 sind mehr als 200 Studien zum Thema «Kipppunkte» erschienen. Armstrong McKay, Lenton und Kollegen haben sie sorgsam studiert und auf der Basis ein aktualisiertes Modell der Klima-Kipppunkte erstellt. Sie ermitteln neun Kipppunkte, die für das weltweite Klima relevant sind, und sieben Kipppunkte, die weitreichende regionale Auswirkungen haben.

Arktis
Klimaerwärmung in der Arktis. - Centre for Ocean and Ice at the Danish Meteoroligical Institute/AFP/Archiv

Die Forscher vermuten, dass bei einer Erderwärmung von 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vier Kipppunkte erreicht werden: beim grönländischen und westantarktischen Eisschild, beim Absterben der tropischen Korallenriffe und beim Tauen des Permafrost-Bodens.

«Auf Kurs, gefährliche Werte mit katastrophalen Folgen zu erreichen»

Aufgrund der Entwicklung in den vergangenen Jahren prognostizieren sie, dass die 1,5 Grad bereits im Jahr 2030 Wirklichkeit werden. Wenn alle von Politikern derzeit geplanten Massnahmen umgesetzt würden, könnte der weltweite Temperaturanstieg bis 2100 auf 1,95 Grad begrenzt werden.

Bisher eingeführte Massnahmen würden allerdings nur zu einer Begrenzung der Erwärmung auf 2,6 Grad führen. «Damit ist die Erde geradewegs auf Kurs, mehrere gefährliche Schwellenwerte zu überschreiten, die für die Menschen auf der ganzen Welt katastrophale Folgen haben würden». So wird Mitautor Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in einer Mitteilung seines Instituts zitiert.

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