Bei der documenta sorgte ein Kunstwerk mit antisemitischer Bildsprache für Aufruhr. Jetzt fordert das Auschwitz Komitee den Dialog mit Besuchern.
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Ein Aufkleber hängt im Hallenbad-Ost in Kassel (D), in dem das indonesische Künstlerkollektiv Taring Padi ausstellt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen eines antisemitischen Kunstwerk steht die documenta in der Kritik.
  • Das Internationale Auschwitz Komitee hat die Verantwortlichen zum Dialog aufgerufen.

Das Internationale Auschwitz Komitee hat die Verantwortlichen der documenta fifteen in Kassel angesichts des Antisemitismus-Eklats zum Dialog mit den Besuchern aufgerufen. «Jeder documenta-Tag, den die Verantwortlichen weiterhin schweigend und untätig auszusitzen versuchen, ist ein verlorener Tag für die Zukunft der documenta überhaupt», erklärte Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, am Samstag.

Bereits ein halbes Jahr vor dem Beginn der documenta fifteen waren Antisemitismus-Vorwürfe gegen das indonesische Kuratorenkollektiv Ruangrupa laut geworden.

Kurz nach der Eröffnung der Schau, die neben der Biennale in Venedig als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst gilt, wurde dann eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt. Das Banner «People's Justice» des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi wurde daraufhin abgehängt.

Betroffenheit gross

Die Betroffenheit der Besucherinnen und Besucher der Ausstellung sei gross, sagte Heubner laut Mitteilung nach einem dreitägigen Aufenthalt mit Auszubildenden in Kassel. «Gross ist auch ihr Wunsch, die documenta möge als Schaufenster in die Welt erhalten bleiben - aber als Schaufenster, dessen Kuratorinnen und Kuratoren niemanden diskriminieren oder ausschliessen, wie diesmal geschehen.»

Jetzt bleibe der documenta nur die Flucht nach vorn. «Mit den Besucherinnen und Besuchern diskutieren und Gesprächsräume eröffnen für alle, die den Antisemitismus-Skandal und den borniert-hilflosen Umgang damit längst als das zentrale Desaster der documenta fifteen abgespeichert haben.»

Zu diesem Gespräch gehöre auch «die wichtige und bittere Erkenntnis, dass die Ausgrenzung israelischer und jüdischer Künstler aus dem weltweiten Kulturbetrieb viel weiter fortgeschritten ist, als bisher gedacht und - manchmal lautstark, manchmal diskret - effektiv betrieben wird.»

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