Adolf Ogi pflegte ein gutes Verhältnis mit dem verstorbenen Jacques Chirac. Mit ihm habe die Schweiz einen guten Freund verloren, so der alt Bundesrat.
Former French President Jacques Chirac dies at 86
Jacques Chirac ist heute im Alter von 86 Jahren verstorben. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der langjährige französische Staatspräsident Jacques Chirac ist heute 86-jährig gestorben.
  • Alt Bundesrat Adolf Ogi pflegte während seiner Amtszeit gute Beziehungen zu Chirac.
  • Chirac habe die Schweiz geschätzt und respektiert, so Adolf Ogi.

Von 1995 bis 2007 war er Staatspräsident von Frankreich. Seit heute Morgen ist er nicht mehr. Jacques Chirac verstarb im Kreise seiner Angehörigen.

Die ersten fünf Jahre von Chiracs Amtszeit als Staatschef überschnitten sich mit der Bundesratsära von Adolf Ogi. Vor allem in Ogis letztem Jahr als Magistrat – zugleich sein zweites als Bundespräsident – haben die beiden intensive Beziehungen gepflegt. «Ich hatte ein sehr gutes, von Respekt geprägtes Verhältnis mit unserem westlichen Nachbarn», sagt der 77-Jährige zu Nau.

Anekdote vom EU-Gipfel in Nizza

Als Beispiel für Chiracs Wertschätzung gegenüber unserem Land erzählt Ogi eine Anekdote. Als Gastgeber habe Chirac die Schweiz im Jahr 2000 an den EU-Gipfel in Nizza eingeladen. «Ich bin als Bundespräsident hingefahren. Mit im Gepäck eine vom EDA vorbereitete Rede, welche ich wie ein Spitzensportler trainiert habe. Ich wollte mit meinem französisch glänzen.»

Adolf Ogi eu gipfel
Adolf Ogi schüttelt am EU-Gipfel 2000 in Nizza dem türkischen Premierminister Bülent Ecevit die Hand. - Keystone

Als ihn dann Romano Prodi, damaliger Präsident der Europäischen Kommission, unmittelbar vor seiner Rede ein bisschen provozierte, habe Ogi die Rede kurzerhand beiseite gelegt. «Ich habe stattdessen die Schweiz seit 1848 erklärt, zum Beispiel die direkte Demokratie.»

Chiracs Reaktion darauf hat der alt Bundesrat nicht vergessen. «Er sagte: ‹Maintenant nous savons quoi faire. Nous devons nous affilier à la Suisse›. Zu deutsch: Jetzt wissen wir, was zu tun ist. Wir müssen der Schweiz beitreten.»

Chirac habe Ogi auch schon mal zum Bier holen geschickt. «Er hat immer Bier getrunken und nicht, wie man als Franzose meinen könnte, Rotwein.»

Respekt, der heute fehlt

Der konservative Politiker habe der Schweiz den Respekt entgegengebracht, den sie danach nie mehr von einem französischen Präsidenten bekommen habe. «Ich habe es mit keinem Land – vielleicht mit Ausnahme von Deutschland unter Kohl – so gut gehabt wie mit Frankreich unter Chirac und dessen Vorgänger Mitterand.»

In den letzten Jahren hatte Ogi kaum mehr Kontakt mit Chirac. Auch wegen dessen gesundheitlichen Problemen. «Zuletzt habe ich ihn vor einigen Jahren mit seiner Frau in Zermatt im Urlaub gesehen.»

Der verstorbene Staatschef wird Adolf Ogi als Machtpolitiker und imposante Erscheinung in Erinnerung behalten. Unser Land müsse ihm sehr dankbar sein. «Die Schweiz hat heute einen guten Freund verloren.»

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