Seit heute Montagmorgen arbeitet ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung im Homeoffice. Halten die Internet- und Telefonnetze der Beanspruchung stand?
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Eine Arbeitnehmerin arbeitet im Homeoffice. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute Vormittag kam es im Mobil- und Telefonnetz zu Netzüberlastungen und Ausfällen.
  • Die Swisscom ruft «zu einer vernünftigen und verantwortungsvollen Nutzung» auf.
  • Microsoft Teams gibt eine Entwarnung – vereinzelt kommt es dennoch zu Problemen.

Es ist schwierig, Zahlen zu erheben – aber ab heute Montag dürfte erstmals in der Geschichte der Schweiz die Mehrheit der Büroangestellten im Homeoffice arbeiten. Das hat weitreichende Folgen: Zahlreiche Vorgänge, die sonst im persönlichen Austausch stattfinden, wurden in die Telekommunikationsnetze verlegt.

Damit geht eine deutlich stärkere Internetnutzung einher. Hinzu kommt, dass auch die Schülerinnen und Schüler heute zu Hause bleiben. Viele von ihnen beschäftigen sich nun mit Videospielen – das belastet das Netz zusätzlich.

Swisscom bittet um «Verantwortungsvolle Nutzung des Telefonnetzes»

Besonders schwer war bisher nicht das Internet-, sondern das Telefonnetz betroffen. Eine Sprecherin der Swisscom bestätigte heute auf Nau.ch-Anfrage eine Überlastung: «Wir verzeichnen aktuell dreimal mehr Anrufe über das Mobilfunknetz. Auch im Festnetznetz ist das Volumen massiv gestiegen. Dies führte punktuell zu einer Überlast. Ein Teil der Anrufe von Privat- und Geschäftskunden konnte nicht aufgebaut werden. Wir arbeiten intensiv an einer Kapazitätserweiterung.»

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Das Logo der Swisscom an einer Filiale in Basel. - Keystone

Das Telefonnetz stosse derzeit an seine Grenzen. Die Swisscom bittet daher, das Netz nicht unnötig zu strapazieren: «Wir rufen unsere Kunden zu einer vernünftigen und verantwortungsvollen Nutzung der Telekommunikationsnetze auf.»

Es sei nicht auszuschliessen, dass es auf dem Telefon- und Mobilnetz weiterhin zu Engpässen komme. «Das Telefonie-Verhalten ist aktuell nicht vorhersehbar, es kann kurzzeitig Peaks geben. Wir haben diverse Massnahmen ergriffen. Eine Taskforce beschäftigt sich zudem bereits seit Wochen mit dem Thema.»

Teams fällt aus – Microsoft gibt Entwarnung

Am Montagvormittag war auch das Kommunikations-Tool Microsoft Teams zeitweise nicht erreichbar. Seit Anfang März verschenkt Microsoft die Premium-Version an Schulen und Unternehmen, um diese in der aktuellen Situation zu unterstützen. Am Nachmittag gab es erneut Probleme – dennoch gibt Tobias Steger, Leiter PR & Communications bei Microsoft Schweiz, Entwarnung.

Microsoft Teams Funktionen
Eine Werbeanzeige für Microsoft Teams. Das Programm hat im vergangenen Jahr auch für Schülerinnen und Schüler an Wichtigkeit gewonnen. - Microsoft

«Heute Morgen haben zahlreiche Schulen auf E-Learning umgestellt. Dies führte zu einem kurzfristigen Anstieg, was einen Ausfall gewisser Teams-Funktionen zur Folge hatte.» Es habe sich um einen kurzfristigen Peak aufgrund zahlreicher neuer Log-Ins gehandelt. «Die Kapazitäten sind vorhanden. Microsoft Teams wird der hohen Nutzung standhalten können.»

Die meisten Schulen versuchen derzeit, den Unterricht mithilfe von Online-Tools aufrechtzuerhalten. Steger beurteilt die Situation positiv: «Wir freuen uns, dass Schulen innovativ auf Remote Learning umsteigen. Das finde ich auch als Vater eine sehr positive Entwicklung.»

Italien: Internet-Nutzung um 70 Prozent gestiegen

In Italien, wo die Coronavirus-Epidemie bereits deutlich weiter fortgeschritten ist, stieg der Internet-Traffic um ganze 70 Prozent. Dennoch hielt auch die italienische Internet-Infrastruktur dem Ansturm stand.

Italien Internettraffic
Das öffentliche Leben ist in Italien zum Erliegen gekommen. - Keystone

«Italia Telekom» erklärte gegenüber «Bloomberg»: «Das Netzwerk von Telecom Italia funktioniert perfekt und mit höheren Volumen im Vergleich zu den Vortagen. Die gemeldeten Probleme betrafen nur einige Anwendungen aufgrund eines Ausfalls des internationalen Netzwerks.»

Die europäischen Internetanbieter scheinen für den Ansturm gewappnet zu sein. Dennoch könnte es zu Engpässen kommen. Die Swisscom erklärt: «Engpässe könnten in der Infrastruktur unserer Geschäftskunden auftreten, wenn diese nicht für die neue Anzahl von Zugriffen von im Homeoffice Arbeitenden aus dem Internet ausgelegt ist.»

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