Nicht nur die EU, USA und andere Länder weltweit kritisieren den russischen Präsidenten für den Krieg in der Ukraine. Mittlerweile werden auch die Stimmen aus der russischen Bevölkerung lauter.
Menschen demonstrieren in St. Petersburg gegen den Krieg in der Ukraine. Foto: Dmitri Lovetsky/AP/dpa
Menschen demonstrieren in St. Petersburg gegen den Krieg in der Ukraine. Foto: Dmitri Lovetsky/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Immer mehr Russen rufen Kremlchef Wladimir Putin in Petitionen zur sofortigen Beendigung des Krieges gegen die Ukraine auf.

«Wir, russische Ärzte, Krankenschwestern und Sanitäter, sind entschieden gegen kriegerische Handlungen, die von den russischen Streitkräften auf dem Gebiet der Ukraine vollzogen werden», hiess es in einem Schreiben mit mehr als 300 Unterschriften.

Dutzende russische Hilfsorganisationen veröffentlichten einen offenen Brief an Putin mit der Bitte, den Krieg zu beenden. «Krieg ist eine humanitäre Katastrophe, die Schmerz und Leid vermehrt. (...) Wir halten gewaltsame Methoden zur Lösung politischer Konflikte für unmenschlich und rufen Sie zur Beendigung des Feuers und zum Beginn der Verhandlungen auf.»

Bei Strassenprotesten gegen Putins Krieg gab es seit Donnerstag mehr als 2000 Festnahmen. Die russischen Behörden sprechen von einer militärischen Operation und gehen gegen die Verwendung des Wortes «Krieg» in den Medien vor. In einem grossen Wohn- und Arbeitskomplex im Zentrum von Moskau, in dem neben russischen Beamten auch viele Diplomaten und Auslandskorrespondenten leben und arbeiten, sind schon seit Tagen ausländische Fernsehsender gekappt. Die Gebäudeverwaltung begründete das mit einem Ausfall der Satellitenanlagen und bot eine Freischaltung russischer Staatssender an.

Kritik auch in den Sozialen Netzwerken

Kremlchef Putin begründet seinen Krieg gegen die Ukraine damit, dass er das in die Nato strebende Land entwaffnen und von seiner «neonazistischen» Führung befreien wolle. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft Putin eine beispiellose Aggression vor und kündigte Widerstand an. Selenskyj dankte den vielen russischen prominenten Künstlern, Intellektuellen und Medienschaffenden, die sich offen gegen den Krieg aussprechen.

Auch ein Abgeordneter der Kommunistischen Partei forderte ein Kriegsende. Er habe mit seiner Stimme im Parlament zur Anerkennung der Volksrepubliken Donezk und Luhansk (DNR/LNR) als unabhängige Staaten keinen Krieg auslösen wollen. «Ich denke, dass der Krieg umgehend beendet werden sollte. Indem ich für die Anerkennung der DNR/LNR votierte, habe ich für Frieden gestimmt und nicht für Krieg», meinte Michail Matwejew. «Dafür, dass Russland ein Schutzschild wird, damit sie den Donbass nicht bombardieren - und nicht, um Kiew zu bombardieren.» Viele Russen äusserten sich auch in den sozialen Netzwerken entsetzt über den Krieg gegen die Ukraine.

Auch Proteste in anderen Ländern

In der Kaukasusrepublik Georgien protestierten am Freitagabend mehrere Zehntausend Menschen gegen den Krieg in der Ukraine. In der Hauptstadt Tiflis war es nach Medienberichten eine der grössten Kundgebungen seit langem. Die Demonstranten äusserten ihren Unmut über die georgische Regierung, die es abgelehnt hatte, sich den Sanktionen vieler Länder gegen Russland anzuschliessen. Georgien hatte selbst 2008 in einem kurzen Krieg um die abtrünnige Region Südossetien eine militärische Niederlage gegen Russland erlitten.

Rund um den Globus wird weiter aus Solidarität mit der Ukraine demonstriert. In Berlin ist für Sonntag eine Grosskundgebung geplant. Auch in Russland gibt es Anti-Kriegs-Proteste. Die russische Führung reagiert mit Hunderten Festnahmen.

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