Nach zwei Kriegsjahren im Russland-Konflikt, tauscht Präsident Selenskyj den Führer seiner ukrainischen Armee aus.
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Oleksandr Syrski (rechts) ist der neue Befehlshaber der ukrainischen Armee. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der ukrainische Präsident Selenskyj hat den Befehlshaber seiner Streitkräfte ausgetauscht.
  • Statt Walerij Saluschnyj ist nun Oleksandr Syrskyj Kommandeur der ukrainischen Armee.
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Durch zwei Kriegsjahre führte der Befehlshaber Walerij Saluschnyj die ukrainische Armee seit der Invasion Russlands. Am Donnerstag verkündete Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft dessen Entbindung von seinem Posten. Stattdessen soll nun Generaloberst Oleksandr Syrskyj die Führung der ukrainischen Streitkräfte übernehmen.

Wie das «Handelsblatt» erörtert, soll ein Machtkampf zwischen Saluschnyj und Selenskyj der Hintergrund für den Wechsel sein. Auch seien militärische Entscheidungen gefallen, welche zulasten Saluschnyjs ein Vorankommen der ukrainischen Armee behindert hatten.

«Ich habe ihm für zwei Jahre der Verteidigung gedankt», schrieb Selenskyj nach einem Treffen mit seinem obersten Militär. «Wir haben darüber gesprochen, welche Erneuerung die ukrainischen Streitkräfte brauchen.»

Es sei auch darum gegangen, wie die Führung der Armee erneuert werden könne. «Die Zeit für eine Erneuerung ist jetzt.» Selenskyj sagte, er habe Saluschnyj angeboten, «weiter Teil des Teams zu bleiben».

Auch Verteidigungsminister Rustem Umjerow dankte dem scheidenden Oberbefehlshaber. Er schrieb aber auf Facebook, die Schlachten der Jahre 2022, 2023 und 2024 seien «unterschiedliche Realitäten». 2024 werde Veränderungen bringen. «Neue Ansätze, neue Strategien sind nötig.»

Saluschnyj seit 2021 Oberkommandant

Saluschnyj war im Juni 2021 als Oberkommandierender der ukrainischen Streitkräfte eingesetzt worden. Unter seiner Führung hielten die Truppen dem russischen Einmarsch vom Februar 2022 stand. Sie eroberten im Lauf des ersten Kriegsjahres sogar besetzte Teile des Gebietes Charkiw und die Gebietshauptstadt Cherson im Süden zurück. Der 50-jährige Saluschnyj war auch der Architekt der ukrainischen Sommeroffensive 2023, die aber gegen stark befestigte russische Verteidigungsanlagen kaum vorankam.

Ukraine-Krieg
Walerij Saluschnyj bei einer Gedenkveranstaltung anlässlich des einjährigen Jahrestages des Ukraine-Krieges in Kiew. - Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

In einem aufsehenerregenden Artikel für die Zeitschrift «The Economist» schrieb er, dass der Bodenkrieg in eine Pattsituation geraten sei. Nur grosse Waffenlieferungen und ein Technologiesprung könnten die ukrainischen Streitkräfte wieder in die Offensive bringen. Selenskyj widersprach seinem höchsten Militär bei dieser Einschätzung öffentlich.

Schon Ende Januar zum Rücktritt gedrängt?

Auch in der Frage einer weiteren Mobilisierung von Soldaten waren die führenden Verantwortlichen für die ukrainische Kriegsführung uneins. Nach Medienberichten hatte Selenskyj den Oberbefehlshaber schon Ende Januar zum Rücktritt gedrängt; dieser lehnte demnach aber ab.

Bei seinen Soldaten und in der Bevölkerung galt der bullige General als äusserst beliebt. Deshalb kamen immer wieder Spekulationen auf, der Militär strebe eine eigene politische Karriere an.

Er selbst dementierte dies. Saluschnyj ist in den ukrainischen Streitkräften einer der ranghohen Offiziere ohne Vorprägung durch die frühere sowjetische Armee. Er setzte deshalb auf Kommandostrukturen, die sich am Vorbild der Nato orientieren.

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