Erst feuerte Nordkorea ein zunächst nicht näher bekanntes Geschoss ins offene Meer ab. Jetzt werden Berichte laut, dass es sich um eine von Machthaber Kim Jong Un angedrohte Hyperschallrakete handelt.
Menschen im im Seouler Bahnhof sehen während einer Nachrichtensendung ein Fernsehbild des nordkoreanischen Raketenstarts. Foto: Ahn Young-Joon/AP/dpa
Menschen im im Seouler Bahnhof sehen während einer Nachrichtensendung ein Fernsehbild des nordkoreanischen Raketenstarts. Foto: Ahn Young-Joon/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die selbst erklärte Atommacht Nordkorea hat nach eigenen Angaben bei hochmodernen Raketen grosse Fortschritte erzielt.

Die Akademie für Verteidigungswissenschaft habe erfolgreich eine neu entwickelte Hyperschallrakete von «strategischer Wichtigkeit» getestet, berichteten die Staatsmedien am Mittwoch.

Mit Hyperschall werden Geschwindigkeiten oberhalb der fünffachen Schallgeschwindigkeit bezeichnet, also rund 6180 Kilometer pro Stunde. Waffen dieser Art können deshalb nur schwer abgefangen werden. Nach Einschätzung des südkoreanischen Militärs befindet sich Nordkoreas Entwicklung solcher Raketensysteme offensichtlich noch in der Anfangsphase.

Den nordkoreanischen Angaben zufolge wurde die Rakete des Typs Hwasong-8 aus der an China grenzenden Provinz Chagang abgefeuert. Nordkorea bestätigte damit den Raketentest vom Dienstag. Die neue Rakete habe für die Selbstverteidigungsfähigkeiten eine grosse Bedeutung.

Drohung mit «neuer strategischer Waffe» bereits 2019

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte Ende 2019 bei einem Parteitreffen gedroht, die Welt werde in naher Zukunft eine «neue strategische Waffe» erleben.

Das südkoreanische Militär hatte am Dienstag mitgeteilt, Nordkorea habe eine Kurzstreckenrakete ins offene Meer abgefeuert. Unklar war, wie weit die Rakete flog und um welchen Raketentyp es sich handelte. UN-Resolutionen verbieten Nordkorea den Test ballistischer Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können. Das Land ist wegen seines Atomwaffenprogramms harten internationalen Sanktionen unterworfen.

Was die Geschwindigkeit und andere Merkmale der nordkoreanischen Hyperschallrakete betreffe, «scheint sie auf einer frühen Stufe der Entwicklung zu sein», hiess es in einer Erklärung des Generalstabs in Südkorea. Demnach erfordert die Entwicklung noch beträchtliche Zeit, bevor die Waffen für den Einsatz aufgestellt werden könnten. Dass Nordkorea die Rakete als «strategische Waffe» bezeichne, lasse darauf schliessen, dass sie auch atomare Sprengköpfe tragen soll, schrieb der Experte Ankit Panda auf Twitter.

Nordkorea deutete an, dass weitere Tests der neuartigen Raketen folgen werden. Bei dem ersten Versuchsstart seien die wichtigsten technischen Voraussetzungen erfüllt worden, einschliesslich der Startstabilität und der Manövrierfähigkeit. Das Gleiche gelte auch für die Flugeigenschaften des «separierten hyperschnellen Gleitflug-Sprengkopfs».

Der Nationale Sicherheitsrat in Südkorea hatte wegen des erneuten Raketentests des weithin abgeschotteten Nachbarlandes sein Bedauern geäussert. Nordkorea hatte bereits vor gut zwei Wochen zwei Kurzstreckenraketen abgefeuert. Südkoreas Präsident Moon Jae In bezeichnete damals den Test als «Provokation».

Pjöngjang treibt seit Jahren die Entwicklung von Raketen voran, die nicht nur Südkorea und Japan treffen, sondern auch Atomsprengköpfe bis in die USA tragen können. Das Land hat sich selbst zu einer Atommacht erklärt. Sein Status wird aber vor dem Hintergrund der Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm eher offen gehalten. Die Verhandlungen der USA mit Nordkorea kommen jedoch seit mehr als zweieinhalb Jahren nicht mehr voran.

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