Obwohl weder ausreichende wissenschaftliche Erkenntnisse oder Regelwerke über den Tiefseebergbau vorliegen, könnten bald erste Genehmigungen erteilt werden.
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Das Meer. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Internationale Meeresbodenbehörde beschäftigt sich auf einer Tagung mit Bodenschätzen.
  • Zum Abbau am Meeresgrund gibt es noch keine tiefgreifenden Erkenntnisse oder Regelwerke.

Die Meeresbodenbehörde – gegründet im Zuge des Seerechtsübereinkommens der Uno aus den 80er Jahren – verwaltet das «Gemeinsame Erbe der Menschheit» und ist verantwortlich für den Schutz des Meeresbodens in internationalen Gewässern, also solchen, die nicht unter nationaler Verwaltung stehen.

Darunter fällt auch der Umgang mit begehrten Rohstoffen wie Nickel, Kobalt oder Kupfer. Es geht um Manganknollen, kobalthaltige Krusten und sogenannte polymetallische Sulfide – vor dem Hintergrund einer Technologiebranche, die immer mehr dieser Rohstoffe benötigt.

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Der weltweite Bedarf an Kobalt ist seit wenigen Jahren rasant gestiegen. - Depositphotos

Derzeit gibt die Behörde lediglich Lizenzen für Erkundungstouren aus. Seit rund zehn Jahren versucht sie aber, ein Regelwerk zum Tiefseebergau in Gewässern auf die Beine zu stellen, die nicht in die nationale Zuständigkeit einzelner Küstenstaaten fallen. Bislang gibt es diesen sogenannten Mining Code nicht.

Im Juli 2021 löste der Inselstaat Nauru eine Klausel nach dem Seerechtsabkommen aus, wonach binnen zwei Jahren ein klares Regelwerk stehen muss, wenn ein Land Tiefseebergbau betreiben will. Die Frist lief am Sonntag ab.

Die ISA müsste sich nun ohne Regelwerk mit einem konkreten Antrag auf eine Lizenz zum Abbau befassen und könnte dafür auch grünes Licht geben. Es sei daher nun «entscheidend, dass die nötigen Regeln zum Schutz unserer Meere umgesetzt werden», sagt Emma Wilson von der Deep Sea Conservation Coalition, ein Zusammenschluss von Organisationen zum Meeresschutz. Pradeep Singh vom Potsdamer Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit hält es für einen «Fehler», Lizenzen zu vergeben, während die ISA noch über ein Regelwerk verhandelt.

Experten warnen vor Zerstörung von Lebensräumen

Zusätzlich befasst sich Ende Juli erstmals die Versammlung der ISA, die alle 167 Vertragsstaaten umfasst mit der Frage nach einer vorsorglichen Pause des kommerziellen Tiefseebergbaus. NGOs und Wissenschaftler warnen davor, dass der Tiefseebergbau Lebensräume und Arten zerstören kann, die womöglich noch unbekannt, für Ökosysteme aber wichtig sind. Sie warnen auch davor, dass der dadurch entstehende Lärm die Kommunikation von Tieren stören könnte, etwa von Walen.

Unter anderem der WWF fordert ein Moratorium, bis klar ist, dass die Aktivitäten keine Schäden an der Meeresumwelt anrichten. Demnach sprachen sich bereits 16 Länder für ein weltweites Moratorium oder einen Stopp des Tiefseebergbaus aus. Unterstützt werden sie von über 700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

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