Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro möchte den Militärputsch von 1964 offiziell feiern. In der Öffentlichkeit regt sich aber Widerstand dagegen.
Jair Bolsonaro, Marcus Vinicius Oliveira dos Santos
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hält zwei Daumen hoch. Daneben steht Vinicius Liveira dos Santos, Präsident des Militärgerichts. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Jair Bolsonaro will den Militärputsch und die darauffolgende Militärdiktatur feiern.
  • Betroffene und Opfer der 21-jährigen Militärdiktatur sind empört.

Am 31. März 1964 fand in Brasilien ein Militärputsch statt. Darauf folgte eine 21 Jahre dauernde Militärdiktatur.

Der aktuelle Präsident Jair Bolsonaro möchte dieses Ereignis gerne offiziell feiern. In der Öffentlichkeit regt sich aber Widerstand.

Über die Zeit der Militärdiktatur in Brasilien ist in Europa weniger bekannt als über das Regime in Chile oder Argentinien. Zwischen 1964 und 1985 wurden über 20’000 Personen gefoltert, mehrere Hundert sind verschwunden oder wurden ermordet. Wegen eines Amnestiegesetzes wurden die Verantwortlichen nie zur Rechenschaft gezogen.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat in der Vergangenheit schon mehrmals seine Bewunderung für das Militärregime ausgedrückt. So etwa mit der Aussage, der Fehler des Regimes sei es gewesen, Leute nur zu foltern und nicht zu töten.

Damit hatte er in Brasilien für eine Welle der Empörung gesorgt. Nun möchte er, dass die Armee dem Militärputsch vor 55 Jahren feierlich gedenkt.

Empörung wegen Jair Bolsonaro in der Bevölkerung

Viele sind empört über den Versuch Bolsonaros, die Geschichte umzudeuten und die Militärdiktatur als Demokratie zu bezeichnen. Unter den kritischen Stimmen sind auch ehemalige Opfer und deren Angehörige.

Einige bekannte Persönlichkeiten wie etwa die Ex-Präsidentin Dilma Rousseff oder der Schriftsteller Paulo Coelho haben unter dem Regime gelitten. Coelho äussert sich auf Twitter zur Angelegenheit und veröffentlicht ein Foto seiner Polizeiakte:

Ein Opfer der Diktatur schildert auf Twitter: «Ich wurde drei Mal verhaftet, einmal auch gefoltert. Meine Familie war verzweifelt. Der Grund für die Verhaftung: Liedermacher.»

Für morgen Sonntag wurden in den brasilianischen Städten grosse Demonstrationen gegen die Diktatur mit dem Motto #Ditadura Nunca Mais! angekündigt.

Ob das Militär gleichzeitig die Diktatur feiern wird und ob die beiden Gruppen aufeinander treffen, wird sich am Sonntag zeigen.

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