Die WHO hat die Übersterblichkeit während der Covid19-Pandemie neu berechnet. Sie liegt höher als die offiziell gemeldeten Covid-19-Todeszahlen.
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Das Logo der WHO. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut WHO sind 2021 und 2022 rund 14,83 Millionen Menschen mehr gestorben als erwartet.
  • Besonders ältere Personen in Ländern mittleren Einkommens waren betroffen.

Die WHO hat 2021 und 2022 auf weltweite Übersterblichkeit untersucht. Sie liegt höher als die offiziell gemeldeten Covid-19-Todeszahlen. Die Diskrepanz war besonders in Ländern mit mittlerem Einkommen gross. Das berichtet die Weltgesundheitsorganisation in der Fachzeitschrift «Nature».

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Die Übersterblichkeit in 2021 und 2022 war gross. - Keystone

Weltweit starben demnach in den beiden Jahren rund 14,83 Millionen Menschen mehr als ohne die Pandemie zu erwarten gewesen wäre. Die WHO hatte im Mai schon einmal von 14,9 Millionen zusätzlichen Todesfällen berichtet. Sie verfeinerte die Analyse nun für die Veröffentlichung in «Nature».

Übersterblichkeit wird von WHO auch durch hohes Alter erklärt

Für Deutschland berechnete das WHO-Datenanalyseteam die ursprüngliche Schätzung neu. Dabei zeigte sich, dass es eine Übersterblichkeit von 122 000 – und nicht 195 000 – gab. Eine Studie der Universität Duisburg-Essen hatte für 2020 auch die demografische Entwicklung berücksichtigt. Dabei kam raus, dass ein Teil der zusätzlichen Todesfälle auf die wachsende Zahl der über-80-Jährigen zurückzuführen sei.

Besonders betroffen von hoher Übersterblichkeit waren Ländern mit mittleren Einkommen in Südamerika, wie die WHO in «Nature» berichtet. Peru habe fast doppelt so viele Todesfälle gehabt wie zu erwarten gewesen wäre. In Mexiko, Bolivien und Ecuador habe die Zahl um 50 Prozent höher gelegen.

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Ein Arzt untersucht einen Corona-Patienten in Lima - AFP

In ärmeren Ländern sei die Übersterblichkeit nicht so hoch gewesen. Das weil die Bevölkerung dort in der Regel jünger sei und daher weniger Menschen an Covid-19 starben.

Weltweit betrachtet lag die Übersterblichkeit demnach mehr als zweieinhalb mal so hoch wie die Covid-Todesfälle es hätten vermuten lassen: Ende 2021 zeigte die WHO-Statistik 5,4 Millionen Covid-19-Tote. Die nun veröffentlichte Zahl von 14,83 Millionen umfasst allerdings auch Todesfälle, bei denen die Todesursache nicht richtig angegeben war. Das waren vermutlich infizierte, aber nicht getesteten Patienten sowie Todesfälle von Menschen mit Krankheiten oder Verletzungen. Diese konnten wegen der Überlastung der Gesundheitssysteme nicht rechtzeitig behandelt werden.

Die Zahlen seien mit Vorsicht zu betrachten, weil nur 37 Prozent der Länder eine monatliche Statistik mit allen Todesfällen führte. Dies heisst es in einem Kommentar von Enrique Acosta vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in «Nature». 43 Prozent der Länder hätten gar keine Zahlen vorlegt. Deshalb mussten die Statistiker Annahmen machen, die nach Einschätzung von Acosta teils problematisch sind.

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