Die äthiopische Regierung hat erstmals bestätigt, dass Polizisten und Soldaten im November an Vergewaltigungen in der nördlichen Region Tigray beteiligt waren.
Konflikt in Äthiopien
Ein junges Mädchen geht an Gemeindemitgliedern vorbei, die an einem Gottesdienst der äthiopisch-orthodoxen Tewahedo-Kirche in der Marienkirche teilnehmen. - dpa

116 Menschen hätten im Rahmen einer Untersuchung ausgesagt, während einer Militäroffensive zur Einnahme der Stadt Axum Opfer von sexueller Gewalt geworden zu sein, hiess es in einer Mitteilung des Generalstaatsanwaltes am Montag. Demnach sollen Augenzeugen auch Bundespolizisten und Soldaten als Täter identifiziert haben.

Den Angaben nach sollen 93 Menschen während der Kämpfe am 27. November gestorben sein. Untersuchungen hätten jedoch ergeben, dass die meisten Todesopfer Kombattanten und keine Zivilisten gewesen sein, hiess es weiter. Zuvor hatte Amnesty International die Vorfälle in Axum untersucht. Dabei hatte Amnesty die Namen von mehr als 240 Getöteten erfasst, und äthiopischen und eritreischen Truppen vorgeworfen, Kriegsverbrechen begangen zu haben. Am Freitag hatte das Oberhaupt der äthiopischen Kirche, Patriarch Abune Mathias, in einem aus dem Land geschmuggelten Video von Gräueltaten und einem Genozid in Tigray gesprochen.

Ministerpräsident Abiy Ahmed hatte im November in Tigray eine brutale Militäroffensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begonnen, die dort bis dahin an der Macht war. Hintergrund waren jahrelange Spannungen zwischen der TPLF und der Zentralregierung. Die Kämpfe im Norden Äthiopiens verwandelten sich bald in einen komplexen Konflikt, in den auch das Nachbarland Eritrea verwickelt ist. Der andauernde Konflikt hat bereits Hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben und grosse Zerstörung angerichtet.

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