Seit mehr als zehn Jahren kämpfen die Länder der Welt um eine Einigung beim Schutz der Weltmeere. Nun erzielen die Vereinten Nationen einen Durchbruch.
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Ein Hai im Meer. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Vereinten Nationen (UN) haben sich auf ein Abkommen zum Schutz der Weltmeere geeinigt.
  • Der genaue Vertragstext wurde noch nicht veröffentlicht.
  • Mehr als 15 Jahre hat die internationale Gemeinschaft um eine solche Einigung gerungen.

Die Vereinten Nationen (UN) haben sich nach Jahren zäher Verhandlungen auf ein Abkommen zum Schutz der Weltmeere geeinigt. Unter anderem wurde die Grundlage geschaffen, um grosse Schutzgebiete auf hoher See auszuweisen. Naturschützer reagierten positiv, verlangten aber auch entsprechend schnelles Handeln. Zunächst wurde der Vertragstext nicht veröffentlicht.

Die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) nannte das Abkommen einen «historischen und überwältigenden Erfolg für den internationalen Meeresschutz». Auf Twitter meldete sich auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: «Wir haben es geschafft!» Der Vertrag werde das Meer über nationale Zuständigkeiten hinaus schützen.

Zwei Drittel der Ozeane bislang «rechtsfreier Raum»

Ziel der Verhandlungen war es vor allem, dass künftig mindestens 30 Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Zudem wurde ein Verfahren festgelegt, um wirtschaftliche Projekte, Expeditionen und andere Aktivitäten auf ihre Umweltverträglichkeit hin zu prüfen.

Ausserdem soll das Abkommen die biologische Vielfalt auf Hoher See unter international verbindlichen Schutz stellen. Zwei Drittel der Ozeane gehören zur Hochsee und sind damit bislang weitgehend rechtsfreier Raum.

Der Schutz der Hohen See sei bisher besonders lückenhaft gewesen, teilte das Bundesumweltministerium in Berlin mit. «Verschmutzung und Übernutzung, beispielsweise durch Überfischung oder Schifffahrt, setzen die Weltmeere immer stärker unter Druck. Auch die Vermüllung durch Plastik und die Klimakrise belasten den Ozean zunehmend.»

Was ist mit Russland und China?

Unklar blieb zunächst, ob Russland und China Teil des Abkommens sein werden. Verhandlerinnen und Verhandler zweifelten wegen der als destruktiv wahrgenommenen Haltung der Delegation aus Moskau daran. Aber auch China galt als Wackelkandidat.

Für die Meeresschutzexpertin der Umweltorganisation WWF, Karoline Schacht, war es «ein Tag zum Jubeln». Sie sprach in Anlehnung an den «Paris-Moment» beim Klimaschutz» von einem «New York-Moment» für die Meere. Die Staatengemeinschaft habe erhebliche Meinungsverschiedenheiten zugunsten der Natur und der Zukunft der Menschen auf dem Planeten schlussendlich überwunden. Der Vertrag müsse nun von allen Ländern zügig angenommen und umgesetzt werden.

Greenpeace: «historischer Tag»

«Heute ist ein historischer Tag», sagte Greenpeace-Experte Till Seidensticker laut Mitteilung. «Ab sofort heisst es für die internationale Staatengemeinschaft: Ärmel hochkrempeln und mit konkreten Massnahmen das Leben im Meer vor weiterer Zerstörung bewahren.» Die Einigung spiegele in vielen Punkten nur den Minimalkonsens wider.

Ausserdem sei sie weit entfernt von vielen Versprechungen der vergangenen Jahre, sagte Fabienne McLellan von OceanCare. Dennoch werde die Möglichkeit gestärkt, globale Massnahmen zum Schutz der Ozeane zu ergreifen.

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Eine Nasa-Aufnahme zeigt den indischen Ozean. - dpa

Mit einem Abkommen zum Hochsee-Schutz hatten sich die Länder der Welt rund 15 Jahre lang auseinandergesetzt. Seit 2018 gab es mehrfach Verhandlungsrunden dazu. Im vergangenen August wurde eine Konferenz ergebnislos vertagt.

Unmittelbar vor dem Durchbruch in New York gab es dann bei einer anderen Ozean-Konferenz in Panama eine Einigung: Die Teilnehmer sagten fast 20 Milliarden US-Dollar (18,8 Milliarden Euro) für den Schutz der Meere zu. Allein die US-Regierung versprach fast sechs Milliarden Dollar für 77 Projekte.

Dreiviertel-Mehrheit reicht

Zuletzt ging es bei den komplizierten Verhandlungen um die Frage, wie künftig festgelegt werde, was als Schutzgebiet definiert werden soll. Vor allem China und Russland pochten Diplomatinnen und Diplomaten zufolge darauf, dass dies einstimmig geschehen müsse. Dann hätte ein einzelnes Land jede Entscheidung blockieren können. Das wurde nun offenbar umgangen: Aus Diplomatenkreisen verlautete, dass es möglich werden solle, die Schutzgebiete bereits mit einer Dreiviertel-Mehrheit der Mitgliedstaaten festzulegen.

Ein weiterer Schlüsselkonflikt drehte sich um potenziell ertragreiche Forschungserkenntnisse, von denen niemand weiss, ob sie jemals Realität werden: Wissenschaftler*innen erhoffen sich durch bislang unbekannte Lebewesen in der kaum erforschten Tiefsee und deren Erbgut Durchbrüche beispielsweise in der Medizin. Sollte es tatsächlich zu fundamentalen Fortschritten kommen, liesse sich daraus wohl grosser Profit schlagen.

Ausgleich für ärmere Länder soll gegeben sein

Bei dieser Frage rangen die Länder des sogenannten globalen Südens vor allem mit den führenden Industriestaaten im Norden: Da sie die meisten der erhofften Erträge auf sich vereinen dürften, wurde ein Mechanismus für Ausgleichszahlungen an ärmere Länder etabliert. Der erzielte Kompromiss sieht nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur jährliche Pauschalzahlungen seitens der Industrieländer vor.

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