Wenige Wochen nach dem Ende des Flugverbots hebt in den USA am Dienstag erstmals wieder ein Passagierflug mit der Boeing-Unglücksmaschine 737 MAX ab.
Boeing 737 MAX
Ein Pilot winkt aus der Pilotenkabine eines Flugzeuges vom Typ Boeing 737 MAX. (Archivbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Dienstag ist erstmals wieder eine Boeing 737 MAX in den USA gestartet.
  • Nach zwei Abstürzen war das Modell im März 2019 aus dem Verkehr gezogen worden.

American Airlines startet mit dem nach zwei Abstürzen technisch grundlegend überholten Flugzeug die Route von Miami nach New York. Für Boeing ist es ein weiterer Schritt aus der schwersten Krise der gut hundertjährigen Firmengeschichte, die durch den Corona-Schock in der Luftfahrt noch verschlimmert wurde.

Das Boeing-Erfolgsmodell 737 MAX war im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten in Indonesien und Äthiopien aus dem Verkehr gezogen worden. Als Unglücksursache galten Probleme mit der Steuerung.

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Eine Maschine der American Airlines. - Keystone

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hatte Mitte November nach Änderung der Steuerungssoftware und mit Auflagen etwa zum Pilotentraining den Flugbetrieb wieder zugelassen. Der Aufsicht war wegen der Unfälle Nachlässigkeit bei der Kontrolle des mächtigen US-Flugzeugbauers vorgeworfen worden.

Nach einer am Wochenende verabschiedeten Gesetzesänderung muss die FAA ihre Zertifizierungsprozesse deshalb reformieren, um sich gegen Druck von den Beaufsichtigten abzuschotten.

Bereits in Brasilien und Mexiko wieder im Einsatz

American Airlines ist nicht die erste Fluggesellschaft, die das Modell wieder einsetzt. Brasilien und Mexiko gaben kurz nach den USA grünes Licht für die MAX, so dass die brasilianische Airline Gol und Aeromexico schon rund 250 Flüge abwickelten. Bei Fluggästen ist das Misstrauen unterdessen noch gross.

Nach einer Umfrage von Reuters/Ipsos hatten knapp 40 Prozent der Befragten in den USA die Unfälle noch im Kopf. Aufgeklärt über die Vorkommnisse erklärten 57 Prozent, sie wollten nicht mit einer MAX fliegen. 37 Prozent wären bereit, in das Flugzeug zu steigen, wenn es sich mindestens ein halbes Jahr in der Luft bewährt hätte.

Europäische Aufsichtsbehörde prüft Wiederzulassung

Die europäische Aufsichtsbehörde EASA überprüft selbst die Wiederzulassung des Modells, statt wie bisher üblich das Plazet der FAA zu übernehmen. Eine Entscheidung ist für Januar angekündigt. In Europa ist der Billigflieger Ryanair mit einer Bestellung von 210 Flugzeugen grösster Abnehmer der MAX. Anfang nächsten Jahres soll die erste Maschine in die Flotte aufgenommen werden, die einheitlich aus der 737-Modellreihe besteht.

In der Corona-Krise stehen viele Flugzeuge bei allen Airlines ohnehin am Boden. Wann bei TUI ein solcher Jet wieder abhebt, ist einem Sprecher zufolge offen, da die Genehmigung der EASA noch aussteht. Bei Boeing warten rund 450 fabrikneue Exemplare auf Abnehmer, nachdem es zu zahlreichen Stornierungen kam.

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