SRG-Ombudsstelle beanstandet «Übersetzungsfehler» bei «Tagesschau»
Die SRG-Ombudsstelle hat einen «Übersetzungsfehler» der «Tagesschau» zu beanstanden. Dieser soll zudem eine nicht ausreichende Kontextualisierung gehabt haben.

Die SRG-Ombudsstelle hat bei der «Tagesschau»-Spätausgabe vom 10. Juni 2023 eine Verletzung des Sachgerechtigkeitsgebots des Radio- und Fernsehgesetzes festgestellt. Ein Beanstander kritisierte einen Übersetzungsfehler in einem Beitrag, in dem Trump-Anhänger bezüglich des US-Justiz-Systems von einer «weaponisation» durch die Biden-Regierung sprachen.
Der Begriff «weaponisation» sei im vorliegenden Kontext unzutreffend mit «Bewaffnung» übersetzt worden, teilte die Ombudsstelle am Dienstag im SRG-Newsletter mit.
Nach Ansicht der Ombudsleute handelte es sich aber nicht nur um einen möglichen Übersetzungsmangel, sondern es fehlte die meinungsbildende Kontextualisierung. Um Missverständnisse zu vermeiden, wäre eine genauere Erklärung des Begriffs nötig gewesen, so die Ombudsleute.
«Tagesschau» übersetzt Trump-Angelegenheit falsch
Im kritisierten Beitrag verwendete Donald Trump im Zusammenhang mit dem US-Justiz-System und der aktuellen Regierung das Wort «weaponisation». Es handelte sich um Trumps erste öffentliche Rede seit der Anklage wegen geheimer Dokumente, die er rechtswidrig zuhause aufbewahrt haben soll.
Die «Tagesschau» übersetzte dies wörtlich mit «Bewaffnung». Anschliessend werde gesagt, der Vorwurf der Trump-Anhänger sei seltsam und realitätsfern.
Der Beanstander war der Ansicht, der Begriff sei sehr schlecht übersetzt worden. Es gehe um keine Bewaffnung, sondern die Trump-Anhänger würden der aktuellen Regierung vorwerfen, das Justiz-System als Waffe gegen Trump zu missbrauchen. Durch diese schlechte Übersetzung würden den Zuschauenden Informationen fehlen, um sich eine eigene Meinung bilden zu können.
«Tagesschau» äussert sich zum Vorwurf
Die «Tagesschau»-Redaktion räumte ein, dass es sich um eine etwas unglückliche Übersetzung handle. Im vorliegenden Kontext scheine «als Waffe benutzen» die bessere Übersetzung zu sein.
Die Trump-Anhängerinnen und -anhänger würden den mehrdeutigen Begriff jedoch durchaus bewusst verwenden. Die Botschaft laute, wenn die US-Regierung sich bewaffne, dürften das die Trump-Anhängerinnen und -Anhänger auch. Mit dem Begriff bediene das Trump-Lager das Wutgefühl der eigenen Anhängerinnen und Anhänger, so die Redaktion.