Der Tech-Boom in San Francisco und benachbarten Silicon Valley bescherte viele neue Millionäre, aber auch explodierende Mieten und Obdachlose auf den Strassen.
San Francisco
Ein Haus, fotografiert am 24.05.19 in den Strasse von San Francisco, Kalifornien (USA). - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • San Francisco hat die dichtestes Millionär-pro-Kopf-Rate der Weltweit.
  • Durch die steigenden Mieten gibt es unter den 900'000 Einwohner über 8000 Obdachlose.

«The Big One», ein grosses Erdbeben wie 1906, sagen die Seismologen der Stadt San Francisco seit Jahren voraus. Der gefürchtete Erdstoss ist überfällig, doch ein enormes Tech-Beben hat in der Westküstenmetropole eine grosse Kluft aufgerissen. Die Folgen des Technologie-Booms sind in der tief gespaltenen Stadt überall zu sehen.

San Francisco, ehemals das Epizentrum der Hippie-Bewegung steht nun für junge Multi-Millionäre, explodierende Mieten und steigende Obdachlosenzahlen.

San Francisco hat höchste Milliadärsdichte weltweit

Im weltweiten Vergleich ist San Francisco jetzt die Stadt mit der höchsten Milliardärsdichte. Der jüngsten Studie von «Wealth-X» zufolge kommt auf gut 11'000 Einwohner ein Superreicher. Im Vergleich fällt New York mit rund 81'000 Menschen pro Milliardär weit ab.

Nur in absoluten Zahlen hat die Acht-Millionen-Metropole New York bei der Milliardärszählung die Nase vorn. Verglichen dazu hat die Westküsten-Stadt nur knapp 900'000 Einwohnern.

In San Francisco und dem benachbarten Silicon Valley, wächst mit jedem Börsengang die Zahl der Millionäre weiter an. Nach den Start-ups Pinterest, Zoom und Lyft feierte zuletzt der Fahrdienstvermittler Uber seine Aktien-Premiere. Die Büro-App Slack und der Tourismus-Anbieter Airbnb wollen noch in diesem Jahr an die Börse.

Mehr als 8000 Obdachlose

Die jüngst veröffentlichten Zahlen einer Obdachlosenschätzung im Januar sprechen für sich. Mehr als 8000 Menschen in San Francisco haben kein festes Dach über dem Kopf, ein 17-prozentiger Anstieg in zwei Jahren. Drastisch zugenommen hat auch die Zahl der Bedürftigen, die in ihren Autos schlafen.

Robin Silver wohnt seit anderthalb Jahren in einer Zeltstadt an Rand einer vielbefahrenen Durchgangsstrasse in Berkeley. Fast zwei Dutzend Menschen leben in dem provisorischen Camp, Alkohol und Drogen sind nicht erlaubt.

Die Stadt hat eine mobile Toilette aufgestellt, ein Solarmodul liefert Strom für ein Küchenzelt. «Richtig luxuriös», sagt Silver augenzwinkernd. Der Tod seiner Frau habe ihn aus der Bahn geworfen, erzählt der 63-Jährige Tontechniker. «Ich stehe auf einer Warteliste für eine Sozialwohnung, doch das kann einige Jahre dauern.»

Rund 300 Millionen Dollar gibt die Stadt San Francisco jährlich zur Bekämpfung von Obdachlosigkeit aus. Doch die Betten in den Notunterkünften reichen bei Weitem nicht aus.

«Grausam und unmenschlich» seien die Zustände in den Strassen von San Francisco, hiess es im Oktober in einem UN-Bericht. Die Zeltlager wurden mit Slums in Indien und Mexiko verglichen.

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