Letzte Woche hat ein 18-Jähriger an einer Schule in Texas ein Blutbad angerichtet. Ein Blick auf die Statistik zeigt: Täter sind fast immer männlich.
Massaker
Anwohner trauern nach dem Massaker im US-Bundesstaat Texas. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Salvador Ramos hat letzten Dienstag in einer US-Schule 21 Menschen getötet.
  • Wie viele Schul-Amokschützen war auch Ramos sehr jung und männlich.
  • Ein Experte erklärt, warum junge Männer so viel öfter gewalttätig werden als Frauen.

In Texas hat letzte Woche ein 18-Jähriger 19 Kinder und zwei Erwachsene in einer Schule erschossen. Berichte geben einen verstörenden Einblick in das Leben von Salvador Ramos.

Der junge Mann, der beschrieben wird, passt in das gesellschaftliche Schema eines Schulschützen. Er sei gemobbt worden, habe auf Social Media provoziert und seinen Online-Kontakten Vergewaltigung und Tod gewünscht. Besonders gegenüber Frauen habe er sich aggressiv verhalten.

Auch ein Blick auf die Statistik zeigt: Der durchschnittliche Schul-Amokschütze ist wie Ramos jung und männlich. Sieben von zehn Schulschützen sind jünger als 18 Jahre, wie die «Washington Post» schreibt. 123 Amokläufer in den USA zwischen 1982 und Mai 2022 waren laut «Statista» männlich, nur drei waren weiblich.

Buben- und Mädchen-Erziehung spielt bei Gewalt eine Rolle

Eine Erklärung für den deutlichen Unterschied der Geschlechter in Sachen Waffengewalt hat Jugendkriminalitäts-Experte Dirk Baier. Er arbeitet an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Zu Nau.ch sagt er: «Andere Menschen auslöschen, mit einem Gewalt-Finale abtreten – das ist tatsächlich eher typisch für junge Männer als für junge Frauen.»

Ramos
Salvador Ramos hat an einer Primarschule in Texas 21 Menschen getötet.
Massaker
Schul-Amokläufer sind wie Ramos oft jung und männlich.
Massaker
Männer neigen dazu, ihre Aggressionen nach aussen zu tragen. Indem sie andere verletzen, glauben sie, ihre eigenen Probleme lösen zu können.
Massaker
«Jungen werden stärker so erzogen, dass sie sich gegen andere durchsetzen sollen», erklärt Experte Dirk Baier. Sie würden sich deshalb auch mehr für Gewaltmedien interessieren.
Massaker
Jungen würden noch immer überall mit Vorbildern konfrontiert, die stark und dominant sind und andere unterdrücken.

Die Wissenschaft spreche hier von «externalisierendem Verhalten». Heisst: «Die eigenen Probleme werden mit aggressivem Verhalten anderen gegenüber versucht, zu lösen.» Männer tragen ihre Konflikte also eher nach draussen, Frauen «hingegen neigen zu internalisierendem Verhalten». Sie richten Aggressionen gegen sich selbst.

Die Gründe seien noch nicht abschliessend erforscht, dürften aber vor allem in der Erziehung zu finden sein. «Jungen werden stärker so erzogen, dass sie sich gegen andere durchsetzen sollen. Von Mädchen wird eher Empathie erwartet.» Das führe auch dazu, dass sich Jungen eher für Gewaltmedien und Waffen interessieren.

Druck wegen Männlichkeitsbildern

Begünstigt unsere Gesellschaft also gewalttätiges Verhalten von Männern und Buben? «Ganz klar – ja», sagt Baier. «Jungen werden noch immer überall mit Vorbildern konfrontiert, die verdeutlichen, wie man als Mann erfolgreich ist: Stark und dominant sein, andere, insbesondere Frauen unterdrücken, sich nehmen, was einem angeblich zusteht.»

Dieses klassische Männlichkeitsbild sei noch immer sehr präsent. «Und wenn ein junger Mann diesem Bild nicht entspricht, kann dies zu Druck und letztlich auch zu Gewalt führen.» Es sei deshalb wichtig, dass die Gesellschaft eine Vielfalt an gleichwertigen Geschlechterbildern präsentiere.

Würden Sie einen Buben anders erziehen als ein Mädchen?

«Ein 18-jähriger Amokläufer hat sich nicht über Nacht und wegen Computerspielen und Internetgewalt radikalisiert. Hier haben die Familie, die Schule, das weitere Umfeld, die Beziehung zu ihm verloren», so Baier. Es sei wichtig, sich für die Sorgen anderer zu interessieren und bei grösseren Problemen Therapie oder Polizei herbeizuziehen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

VergewaltigungGewaltTod