Die einst hoffnungsvollen Aussichten der Börse sind getrübt: Russland liefert weiterhin kein Gas nach Europa, der Dow Jones Industrial Average stürzt ab.
Dow Jones Industrial Average
Der Down Jones Industrial Average ist in die Tiefe gefallen. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Gasstopp von Russland wirkt sich auch auf die Börse aus.
  • Anders als angekündigt, liefert Gazprom weiterhin kein Gas durch die Nord Stream 1.
  • Dies schickte den Dow Jones Industrial Average auf Talfahrt.
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Die stabilen Arbeitsmarktdaten liessen die Börsianer eigentlich hoffen. Doch dann schickte eine Nachricht aus Russland den Dow Jones Industrial Average nach unten.

Die neuerliche Eskalation der Gaskrise in Europa hat die US-Börsen am Freitag deutlich ins Minus gedrückt. Anfängliche Gewinne im Zuge robuster Arbeitsmarktdaten verpufften.

Durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 wird von diesem Samstag an anders als angekündigt weiter kein Gas fliessen. Das teilte der Staatskonzern Gazprom mit. Grund sei ein Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja.

Gazprom
Gazprom-Logo - AFP

Nun bleibt der Gasdurchfluss Gazprom zufolge bis zur Beseitigung gestoppt. Zuvor war damit gerechnet worden, dass nach Abschluss der angekündigten dreitägigen Wartungsarbeiten ab Samstag wieder Gas durch die Leitung fliesst. Die Nachrichten rücken Europa einen Schritt näher an Stromausfälle, Gas-Rationierungen und eine schwere Rezession. Ein deutlicher wirtschaftlicher Abschwung der Region würde auch den wichtigen Handelspartner USA stark treffen.

Dow Jones Industrial Average fällt auf 31 Punkte

Der US-Leitindex Dow Jones Industrial Average büsste zwischenzeitliche Gewinne von mehr als 1 Prozent ein. Am Ende fiel er um 1,07 Prozent auf 31.318,44 Punkte. Im Wochenverlauf verzeichnete der bekannteste Wall-Street-Index damit einen Verlust von 2,99 Prozent.

Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 1,07 Prozent auf 3924,26 Punkte abwärts. Der technologielastige Nasdaq 100 fiel um 1,44 Prozent auf 12.098,44 Zähler.

Aufatmen dank Jobdaten

Im frühen Handel sorgten noch Jobdaten für Erleichterung. So stieg zwar im August die Arbeitslosigkeit überraschend an, allerdings von niedrigem Niveau aus. Das Lohnwachstum verlangsamte sich etwas, bleibt im längeren Vergleich aber hoch.

Zudem ging das Ausmass der Beschäftigungszunahme im Vergleich zum Juli zurück, als ausserordentlich viele neue Stellen geschaffen wurden. Damit ist insgesamt laut Beobachtern der Druck auf die US-Notenbank, die Zinsen zu erhöhen, zumindest nicht noch weiter gestiegen.

«Der US-Arbeitsmarkt läuft auch im zweiten Halbjahr noch auf vollen Touren», schrieb Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Der Arbeitsplatzaufbau könne zwar nicht mehr an die Vorgabe des Vormonats anknüpfen. Doch in Anbetracht der erreichten Vollbeschäftigung und des nahezu leergefegten Arbeitsmarktes mag dies dem Experten zufolge auch nicht weiter verwundern.

Dow Jones Industrial Average
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial Average schwächelt. - dpa

In dem wieder deutlich eingetrübten Umfeld konnten sich im Dow lediglich drei Werte in der Gewinnzone behaupten. Am Index-Ende büssten die Aktien des Mischkonzerns 3M 3,2 Prozent ein.

An der Nasdaq-100-Spitze schnellten die Anteilsscheine von Lululemon um 6,7 Prozent in die Höhe. Zuvor hatte der Sportbekleidungshersteller aus Kanada seinen Quartalsbericht vorgelegt und die Jahresziele angehoben. Die Nachfrage von einkommensstarken Konsumenten sei hoch geblieben, sagte ein Händler. Analyst Michael Binetti von der Bank Credit Suisse schrieb: «Unterm Strich hat das Unternehmen eine herausragende Stärke gezeigt in einem deutlich schwächer werdenden Einzelhandelsumfeld.»

Euro leidet auch unter Gasstopp

Die Papiere von Broadcom gewannen nach vorgelegten Zahlen zum dritten Geschäftsquartal 1,7 Prozent. Der Chipkonzern habe starke Resultate vorgelegt, urteilte der Experte Stacy Rasgon vom Analysehaus Bernstein Research. Die Halbleiter-Umsätze hätten die Erwartungen übertroffen. Insgesamt sei der Nachfrage-Ausblick zudem robust geblieben und auch die Ziele für das vierte Quartal nannte Rasgon «stark».

Der Euro litt unter dem russischen Gasstopp und notierte zuletzt bei 0,9954 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 0,9993 (Donnerstag: 1,0004) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 1,0007 (0,9996) Euro.

Die als sicher geltenden US-Staatsanleihen hingegen profitierten von den Kursverlusten am Aktienmarkt. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg um 0,53 Prozent auf 116,59 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen fiel im Gegenzug auf 3,20 Prozent.

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