Weil er sie mit Hirschkühen verwechselte, erschoss ein Schweizer Jäger vergangenen September im französischen Arith vier Esel einer Trekking-Firma. Knapp acht Monate später muss sich der Mann deswegen vor Gericht verantworten. Es droht eine zweijährige Haftstrafe.
Der Genfer Jäger erschoss Mitte September auf einem Jagdausflug «aus Versehen» vier Trekking-Esel. Er behauptet, er habe die Tiere mit Hirschkühen verwechselt (Symbolbild).
Der Genfer Jäger erschoss Mitte September auf einem Jagdausflug «aus Versehen» vier Trekking-Esel. Er behauptet, er habe die Tiere mit Hirschkühen verwechselt (Symbolbild). - Getty
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Genfer Jäger erschoss Mitte September auf einem Jagdausflug in Frankreich vier Esel.
  • Der 40-jährige Portugiese mit Schweizer Pass behauptet, er habe die Tiere mit Hirschkühen verwechselt.
  • Untersuchungen der französischen Behörden haben jedoch einiges zu Tage gebracht, das gegen diese Aussage spricht.
  • Der Mann muss sich deshalb am 24. Mai vor dem Strafgericht für verantworten – ihm drohen bis zu zwei Jahre Gefängnis.

Eigentlich wäre es ein Jagd-Ausflug gewesen mit dem Ziel, Hirsche zu schiessen. An diesem Tag im September 2017, als der Genfer Jäger rund 65 Kilometer südlich von Genf seine Waffe abfeuerte, wurden jedoch keine Hirsche erlegt. Stattdessen erschoss der Mann vier Trekking-Esel, die er mit Hirschkühen verwechselte.

Diese fatale Verwechslung kostete Fanfan (†19), Moustique (†19), Mistral (†17) und Ulule (†7) das Leben. Zwei der Tiere starben noch vor Ort, zwei weitere wurden so schwer verletzt, dass sie vom Tierarzt von ihren Leiden erlöst werden mussten.

Die Geschichte schlug in der Schweiz, wie auch in Frankreich, hohe Wellen und jetzt wird bekannt, dass das Ganze für den eingebürgerten Schweizer am 24. Mai – knapp acht Monate nach der Tragödie – nicht nur teuer zu stehen kommen, sondern ihn vielleicht sogar ins Gefängnis bringen könnte.

Vier Mal nachgeladen und trotzdem nichts bemerkt

«Der Mann hat ein wahres Massaker angerichtet», sagt A­riane Kabsch, Geschädigten-Anwältin von Sandrine Las­siaille, der Besitzerin der Esel-Trekking-Firma, im Vorfeld der Gerichtsverhandlung gegenüber dem «Blick» und fügt an, dass die Untersuchungen ergeben hätten, dass alles noch viel schlimmer sei als ursprünglich angenommen.

Die Geschädigten-Anwältin spricht unter anderem davon, dass die Polizei elf Geschosshülsen fand und dies nur gerade 55 Meter von den getroffenen Eseln entfernt. «Auf diese Distanz ist es unmöglich, die Esel nicht zu erkennen», so Kabsch. Das habe auch der französische Jagdverband bestätigt.

Der Genfer Jäger widerspricht diesen Vorwürfen und sagt, er habe die Tiere für Hirschkühe gehalten und auf sie geschossen, bis er keines der Tiere mehr sah. Wie das Boulevardblatt berichtet, hatte jedoch seltsamerweise sein Bruder, der mit ihm den Jäger-Platz teilte und die gleiche Waldlichtung überwachte, keinen einzigen Schuss abgegeben. Das bedeutet, dass der Karosseriemaler mit seinem Karabiner – bei elf Schüssen – also mindestens vier Mal nachladen und neu zielen musste.

«Die Frau ist am Boden zerstört»

Unverständlich für die geschädigte Trekking-Firma, die bis heute um die Esel trauert. Anwältin Kabsch: «Die Frau zog die Tiere auf und hatte eine enge Beziehung zu ihnen. Sie ist am Boden zerstört» Die Trekking-Firma fordert von dem Genfer Jäger deshalb neben Schadenersatz für den Verdienstausfall, ebenfalls Schmerzensgeld.

Am 24. Mai kommt es nun vor dem Strafgericht zur Verhandlung. Neben schwerem Verstoss gegen die Jagdverordnung muss sich der Genfer ebenfalls wegen schwerer Misshandlung und Grausamkeit gegenüber Nutztieren verantworten. Wie der «Blick» zu berichten weiss, droht ihm bis zu zwei Jahren Gefängnis, 30'000 Euro Busse sowie hohem Schadenersatz.

Warnung: Einer der toten Esel wird abtransportiert – nichts für schwache Nerven.
Ad
Ad