Eine Studie der Vogelwarte Sempach zeigt: Nicht alle Vogelarten können sich an den Menschen auf Waldwegen gewöhnen.
Ein Mäusebussard startet zu einem Erkundungsflug durch einen winterlichen Wald.
Einige Vogelarten – wie etwa Bussarde oder Spechte – zeigten sich besonders empfindlich bei vielbenutzten Waldwegen. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Vogelwart Sempach fand heraus, dass sich Vögel an vielbenutzten Waldwegen stören.
  • Besonders empfindlich sind Bussarde, Sperber und Spechte.

Je mehr ein Waldweg benutzt wird, desto mehr stören sich Waldvögel daran. Und das auch noch nach Jahren. An Menschen gewöhnen können sich offenbar nicht alle Vogelarten, wie eine Studie der Vogelwarte Sempach zeigt.

Wege und Strassen zerschneiden Lebensräume und bedeuten Barrieren für Wildtierbestände. Forschende der Vogelwarte Sempach haben untersucht, ob die Wege selbst oder die menschliche Aktivität darauf den grösseren Einfluss auf waldlebende Vögel haben. Das reine Vorhandensein eines Weges hat demnach weniger Einfluss als die Häufigkeit, mit der er begangen wird, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt «Frontiers in Ecology and Evolution».

«Frühere Studien lieferten widersprüchliche Ergebnisse über die Auswirkungen von Waldwegen auf Vögel», sagte Studienleiter Yves Bötsch von der Vogelwarte gemäss einer Mitteilung des Fachjournals vom Montag. Einige Studien hätten negative Effekte gezeigt, andere nicht. Seine Kollegen und er wollten daher prüfen, ob Unterschiede in der Intensität der menschlichen Nutzung der Grund dafür sein könnte.

Bötsch und sein Team untersuchten vier Waldgebiete, die sich sehr stark ähnelten, aber wo unterschiedlich häufig Menschen unterwegs waren. Sie erfassten alle Vögel, die sich in der Nähe von Wegen hören oder blicken liessen. Das Ergebnis: An viel besuchten Waldwegen finden sich sowohl weniger Vogelarten als auch weniger Individuen insgesamt. Und das auch, wenn die Pfade schon seit Jahren häufig von Wanderern und Spaziergängern frequentiert werden.

Raubvögel besonders empfindlich

Einige Vogelarten zeigten sich dabei besonders empfindlich: Raubvögel wie Bussarde, Sperber oder Spechte, die bei Annäherung durch Menschen früh die Flucht ergreifen, mieden die Wege ganz besonders. Sogar dort, wo selten Menschen unterwegs sind.

«Generell nimmt man an, dass Wandern in der Natur der Tierwelt nicht schade», sagte Bötsch. «Aber unsere Studie zeigt, dass sich die Vogelwelt selbst in seit Jahrzehnten häufig besuchten Wäldern nicht genug an Menschen gewöhnt hat, um die negativen Effekte der Störung auszugleichen.»

Die Studienautoren raten daher davon ab, geschützte Waldgebiete durch neue Wege zu erschliessen. Dort, wo es bereits Pfade gebe, sollten Wanderer auf denselben bleiben und nicht abseits der Wege gehen, um die negativen Auswirkungen auf die Tierwelt möglichst gering zu halten.

Ad
Ad