Santo Domingo bei Nacht

Ich wollte Santo Domingo bei Nacht sehen und schlenderte durch die Zona Colonial, die Altstadt. In einem Park voller Touristen und Einheimischer sass ich auf eine Bank. Ich wollte chillen und nicht in der Stimmung für Gesellschaft. Plötzlich kniete ein Schuhputzer vor mir. Er wollte mir meine Schuhe putzen.

Ich bin kein Freund davon das sich jemand vor mich hinkniet und mir meine Schuhe putzt, schon gar nicht wenn ich sie selber dreckig gemacht habe. Ich fragte den jungen dünnen Mann wie er heisst, er meinte Juan Miquel. Der junge macht eine Lehre als Automechaniker, ist 19 Jahre jung und putzt Schuhe um mehr Geld zu verdienen. Vor allem hatte San Miquel "hambre", er hatte Hunger.

Juan Miquel hast du Hunger? Er sagt, ja ich habe wirklich Hunger. Ich meinte: Juan Miquel wenn du Hunger hast gehen wir essen, das ist doch besser als Schuhe putzen. Er war leicht verwirrt, folgte mir jedoch.

Im Supermarkt musste ich zuerst die Security überzeugen das Juan Miquel mein Freund ist und wir etwas essen kaufen wollten. Nach einigem hin und her standen wir vor der Frischetheke. Wir bestellten je ein Sandwich, ein Donut und das klebrige ungesunde Getränk mit dem rot-weissen Logo.

Mit dem Essen unter dem Arm liefen wir wieder zurück in den Park. Wir genossen den JunkFood und Juan Miquel erzählte mir von seiner Familie, das er in einem armen Quartier wohne und das Leben nicht einfach sei. Er sei jedoch glücklich, dass es seiner Familie gut ginge und sie immer irgendwie durchkomme. Ich fragte mich ob er sich schämte, dass er als einziger seiner Familie an diesem Abend ein solches Glück hatte?

So oder so, als wir fertig waren bedankte sich der junge Mann und meinte ich gehöre jetzt zur Familie, er packte sein Schuhputzkasten und verschwand in der Nacht. Ich sass wieder alleine auf der Bank und ass meinen Donut zu Ende. Santo Domingo bei Nacht gefällt mir.