Frankreich, Grossbritannien oder Italien haben in den vergangenen Jahren HIV-Selbsttests zugelassen. In der Schweiz sind die Tests jedoch weiterhin verboten. Weil sie heute aber eine nahezu 100-prozentige Treffsicherheit garantieren, stösst nun das Verbot auf Kritik.
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Das Wichtigste in Kürze

  • In verschiedenen europäischen Staaten sind sogenannte HIV-Selbsttests zugelassen, nicht so in der Schweiz.
  • Weil die Tests aber heutzutage eine Trefferquote von 99,8 Prozent aufweisen, denkt man auch hierzulande über eine Zulassung nach.
  • Das Bundesamt für Gesundheit, die Fachkommission für sexuelle Gesundheit und die Aids-Hilfe Schweiz sprechen sich für die Tests aus.
HIV-Selbsttests: Werden sie künftig auch in der Schweiz zugelassen?
HIV-Selbsttests: Werden sie künftig auch in der Schweiz zugelassen? - Getty

In der Schweiz leben gegenwärtig rund 3000 Personen mit dem HI-Virus, ohne es zu wissen. Damit gefährden sie nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern es droht auch die Ansteckung von weiteren Personen.

«Es gibt keinen Grund mehr mit der Zulassung von HIV-Selbsttests zuzuwarten», sagt deshalb Daniel Seiler, der Geschäftsführer der Aids-Hilfe Schweiz gegenüber der «Zentralschweiz am Sonntag».

Heute würden viele das Risiko verdrängen oder sich schämen, eine Teststelle aufzusuchen. «Je einfacher sich jemand testen kann, desto mehr werden dies tun und desto wirkungsvoller kann die Übertragung gestoppt werden», so Seiler.

Bundesamt für Gesundheit prüft Zulassung

Auch die Eidgenössische Kommission für sexuelle Gesundheit sieht eine Chance für die öffentliche Gesundheit. «Der Test könnte dazu beitragen, dass es die Schweiz schafft, das Virus mittelfristig zu eliminieren», sagt Marcel Tanner, Präsident der Kommission, die auch den Bund berät.

Für Tanner ist es aber mit der Zulassung allein nicht getan. Nötig sei mindestens ein aussagekräftiger Beipackzettel, der einfach zu verstehen sei, Hilfe anbiete und eine Kontaktadresse beinhalte.

Das Bundesamt für Gesundheit prüft derzeit die Voraussetzungen für eine Freigabe und steht im Kontakt mit einem französischen Hersteller. Für eine Zulassung müsste zudem nicht zwingend das Gesetz geändert werden, da der entsprechende Verbotsartikel Ausnahmen vorsieht.

15 Minuten bis zur Diagnose

Der HIV-Selbsttest des genannten französischen Herstellers ist sehr einfach in der Handhabung. Wie die «Zentralschweiz am Sonntag» erklärt, sticht man sich mit einer gelieferten Vorrichtung in die Fingerbeere und entnimmt mit der Kapillare einen Tropfen Blut, den man mit einer Testsubstanz mischt.

Bereits 15 Minuten später, weiss man, ob man HIV-Positiv ist. Wichtig dabei ist zu wissen: Der Schnelltest kann nur Infektionen anzeigen, die vor mehr als drei Monaten erfolgt sind. Ansonsten muss die Analyse weiterhin in einem Labor erfolgen. In den Ländern, in denen die Selbsttests erlaubt sind, werden sie in Apotheken oder online zu einem Preis von umgerechnet 30 Franken verkauft.

Sollen HIV-Selbsttests in der Schweiz erlaubt werden?

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