Der Kampf um die Bäuche
Das Wichtigste in Kürze
- Das Beschlussorgan für hochspezialisierte Medizin hat eine erste Liste veröffentlicht, welche die komplexen Bauch-Operationen für Spitäler reguliert.
- Diese Regulierung sorgt für Existenzängste bei den Regionalspitäler, sie befürchten finanzielle Abstriche und weniger Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt.
- Santésuisse begrüsst die Liste mit dem Argument: Routine sorge für weniger Komplikationen.
Welche Spitäler dürfen welche Leistungen anbieten? Mit
dieser Frage hat sich das Beschlussorgan für hochspezialisierte Medizin (HSM)
seit geraumer Zeit beschäftigt - nun ist die Liste da. Die Liste, welche jene lukrativen
Operationen, die den Spitälern Ruhm und Ehre einbringen, klar reguliert:
Komplexe Bauchoperationen sollen künftig nur noch in wenigen grossen Spitäler
durchgeführt werden.
Santésuisse begrüsst die Liste
Mehr durchgeführte Eingriffe im gleichen Spital erhöhe die Behandlungsqualität
und es gebe weniger Komplikationen, sagt Sandra Kobelt, Mediensprecherin von
Santésuisse auf Anfrage von Nau. Für die Krankenkassen bedeute diese
Regulierung, dass Qualität und Effizienz steigen, was wiederum einen positiven
Effekt auf die Prämien haben wird.
«Es braucht nicht jedes Täli sein Spitäli»
Auf die Frage, ob die Regulierung komplexer Operationen die Regionalspitäler
schwäche, antwortet Sandra Kobelt: «Die Erwartung, dass sich die Spitäler mit
der Einführung der diagnosebezogenen Fallpauschalen auf ihre Stärken ausrichten
hat sich nicht erfüllt. Die Operationslisten greifen nun hier an. Es ist aus
Kosten- und Qualitätsgründen nicht sinnvoll, wenn alle Spitäler alles machen
wollen. Oder anders gesagt: Es braucht nicht jedes Täli sein Spitäli.» Kobelt
ist weiter überzeugt, dass weniger Komplikationen auftreten werden, wenn die
Operationen von routinierten Spezialisten durchgeführt werden. Es sei wichtig,
dass das ganze Team viele Erfahrungen mit gleichen Fällen habe. Gemäss den
Richtlinien der kantonalen Gesundheitsdirektoren heisst das: Mindestens 12
Stück pro Jahr.
Existenzängste der
Regionalspitäler
Gerade den kleineren Spitäler bereitet die Veröffentlichung
einer ersten Version der Liste regelrecht Bauchschmerzen. Sie befürchten
deutlich weniger zu verdienen und sehen sich ohne das Angebot von komplexen Operationen
als unattraktive Arbeitgeber für Chirurgen. Es sei offensichtlich, dass die
Regulierung «klar in Richtung Schwächung der Regionalspitäler» gehe, sagt
beispielsweise Fortunat von Planta, Präsident der Zentralschweizer Spitäler
gegenüber «SRF».
Auch das Kantonsspital Glarus hat gegenüber verschiedenen Medien bereits
angekündigt, die komplexen Bauchoperationen nicht kampflos abzugeben. Die
Spitäler haben nun Zeit, betreffend der Liste Stellung zu nehmen. Erst nach
abgelaufener Frist wird die definitive Version der Spitalliste für komplizierte
Bauchoperationen veröffentlicht.