Burnout: Eine missverstandene Erkrankung

Marvin Kahlenberg
Marvin Kahlenberg

Bern,

Das Phänomen Burnout gewinnt in unserer schnelllebigen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Doch Mythen und Missverständnisse behindern die Akzeptanz.

Gestresste Frau
Burnout wird noch immer häufig als Quatsch abgestempelt. - Pexels

Antriebslos, erschöpft und völlig leer – für Betroffene gleicht Burnout oft einem emotionalen Loch, aus dem man nur schwer wieder herauskommt. Hilfe und seelischer Beistand sind essenziell, genau wie bei anderen psychischen Erkrankungen.

Leider sind Stigmatisierung und Schuldzuweisungen bei Burnout jedoch immer noch Realität. Das liegt vor allem daran, dass sich bis heute zahlreiche Mythen über das Burnout-Syndrom hartnäckig halten.

Burnout kein Zeichen von Schwäche

Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass Burnout ein Zeichen von persönlicher Schwäche oder Versagen ist. Dabei handelt es sich jedoch um einen Trugschluss:

Tatsächlich trifft Burnout überdurchschnittlich häufig diejenigen, die über Jahre im Job oder anderen Lebensbereichen Aussergewöhnliches geleistet haben. In vielen Fällen ist das Ausbrennen eine Folge davon, eben nicht aufgegeben zu haben, sondern eigene Grenzen überschritten zu haben.

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Nicht zufällig trifft Burnout Menschen, die als extrem stark und leistungsfähig gelten. - Depositphotos

Gleichzeitig bedeutet Burnout keineswegs, gescheitert zu sein: Es ist vielmehr ein Signal dafür, dass etwas in deinem Leben geändert werden muss.

Burnout – mehr als nur Belastung im Job

Ein weiterer Irrglaube ist, dass nur Workaholics an Burnout erkranken. Fakt ist jedoch: Nicht nur lange Arbeitszeiten sind mögliche Auslöser für einen möglichen Burnout.

Tatsächlich können aber auch private Herausforderungen wie die Pflege von Angehörigen oder das Jonglieren verschiedener Verpflichtungen zu einem Burnout führen. Und selbst wenn du deinen Job liebst oder das Elterndasein geniesst – chronischer Stress kann trotzdem zum Ausbrennen führen.

Auch das Leben gegen die eigenen Werte kann zur Depression und Erschöpfung führen. Wer ständig gegen seine inneren Überzeugungen handelt, riskiert ebenfalls ein Ausbrennen seiner inneren Ressourcen.

Wir sind nicht «schuld» am Burnout

Wir machen es uns als Gesellschaft zu leicht, wenn wir die Verantwortung für Burnouts den Betroffenen selbst zuschieben. Natürlich spielen individuelle Faktoren wie Stressbewältigungsfähigkeiten und persönliche Resilienz eine Rolle.

Doch Burnout ist oft auch ein Zeichen dafür, dass Menschen mit beruflichen und sozialen Belastungen allein gelassen werden. Ein sinnvoller Ansatz ist es beispielsweise, Unternehmen ebenso in die Pflicht zu nehmen, wenn es um Prävention und Bekämpfung von Burnout geht.

Auch in der Schweiz ergreifen Arbeitgeber hier mittlerweile vermehrt die Initiative.

Burnout ist trotz Stress im Job kein Muss

Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass hohe Leistungsbereitschaft und Verantwortung im Job zwangsläufig auf Kosten des eigenen Wohlbefindens geht. Dabei zeigt sich immer wieder:

Nachhaltiger Erfolg lässt sich nur dann erreichen, wenn Gesundheit und Lebensqualität nicht darunter leiden. Für uns alle ist daher entscheidend, eigene Grenzen zu respektieren.

Sierra Nevada
Erholung und Zeit abseits von Verpflichtungen ist enorm wichtig, um Überlastungen zu vermeiden. - Depositphotos

Höre auf deinen Körper und sorge für Ausgleich sowie Regeneration. Nur wer sich selbst achtet und pflegt, kann dauerhaft Höchstleistungen erbringen.

Eine Urlaubsreise heilt keinen Burnout

Entgegen anderslautender Behauptungen heilt ein einfacher Urlaub ohne eine kurze Kur keinen Burnout. Denn: Eine Verschnaufpause sorgt zwar zeitweise für Entlastung, beseitigt aber nicht die Ursachen für den Burnout an sich.

Zurück im Alltag setzt die Erschöpfung dann schnell wieder ein, sofern keine grundlegenden Veränderungen getroffen werden. Deshalb sind langfristige Lösungen gefordert, die sowohl individuelle Strategien zur Stressbewältigung als auch organisatorische Veränderungen beinhalten.

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Kommentare

User #27 (nicht angemeldet)

Ich habe auch einen Burnout erlitten und der Arbeitgeber war wenig beeindruckt. Erst als der Psychiater dies diagnostiziert hat, haben sie ein klein wenig Verständnis gezeigt.

User #3675 (nicht angemeldet)

Immer mehr, immer schneller, hühühühhü. Ow, immernoch nicht genug. Hühühühü. Können sich Grossfirmen-Heinis kaum vorstellen. Ist bei KMUs Standard.

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