Baulich verdichten und attraktive Zentren schaffen: Zürich hat erstmals einen kommunalen Richtplan Siedlung, Landschaft, öffentliche Bauten & Anlagen erarbeitet
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Zusammen mit der Revision des kommunalen Richtplans Verkehr will sie so dem erwarteten Bevölkerungswachstum begegnen. Grösstes Potenzial gibt es im Westen und Norden der Stadt.

Szenarien zufolge könnte die Stadt bis ins Jahr 2040 um rund 100'000 auf etwa 520'000 Bewohner wachsen. Entsprechend zunehmen wird auch die Zahl der Arbeitsplätze. Baulich wachsen soll die Stadt jedoch nur nach innen.

"Die Entwicklung nach innen ist sinnvoll. Dafür wollen wir uns fit machen», sagte Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) am Mittwoch bei der Präsentation des neuen Richtplans.

Mit dem kommunalen Richtplan, der für die Behörden verbindlich ist und auf die Eigentümer keinen direkten Einfluss hat, stellt die Stadt die Weichen «für ein qualitätsvolles und nachhaltiges Wachstum», sagte Mauch.

Der Richtplan schafft die planerischen Voraussetzungen für neue Flächen für Wohnen und Arbeiten - beispielsweise durch Aufstockungen oder Ersatzneubauten.

Der grösste Teil der dafür erforderlichen baulichen Reserven wurde bereits mit den Revisionen der Bau- und Zonenordnung (BZO) geschaffen. Neben der Ausschöpfung dieser bestehenden Reserven gibt es mit dem neuen Richtplan zusätzliche Kapazitäten: Die Stadt rechnet mit einer Erhöhung der theoretischen BZO-Reserven um 10 bis 15 Prozent.

Zusätzliches Potenzial im Westen und Norden

Das grösste Potenzial für eine bauliche Verdichtung über die BZO 2016 hinaus sieht die Stadt im Westen im Gebiet Altstetten sowie in den nördlichen Stadtteilen rund um das Zentrum Oerlikon wie Affoltern, Schwamendingen und Seebach.

Geeignet ist ein Gebiet unter anderem dann, wenn eine gute Anbindung an den ÖV sowie an erneuerbare Energien besteht. Auch braucht es eine Substanz an alten Bauten, die erneuert werden sollen.

Nicht mehr möglich als in der BZO vorgesehen ist laut Hochbauvorsteher André Odermatt (SP) in Quartieren, die beispielsweise bereits stark verdichtet sind oder in schlecht erschlossenen Hanglagen liegen - also wie die Innenstadt oder Höngg.

Odermatt betonte aber auch: «Das Bevölkerungswachstum findet in der ganzen Stadt statt und nicht nur dort, wo wir zusätzliches Verdichtungspotenzial sehen».

Zudem sollen in der ganzen Stadt die grösseren und kleineren Quartierzentren - Stichwort polyzentrische Stadt - mit attraktiven Erdgeschossen und Strassenräumen als identitätsstiftende Orte gestärkt werden. Diese Zentren seien entscheidend für gute Quartiere und «die Stadt der kurzen Wege».

40 Hektar für neue Freiräume

Ein weiteres Kernthema des kommunalen Richtplans ist es, bestehende Freiräume zu stärken und neue zu schaffen. Insgesamt will die Stadt laut Tiefbauvorsteher Richard Wolff (AL) rund 40 Hektar Fläche für neue Freiräume gewinnen - vor allem in den Gebieten, die sich für eine zusätzliche bauliche Verdichtung eignen. Einige davon gibt es teilweise bereits, sie müssen aber beispielsweise besser erschlossen werden.

Ausserdem steigt mit dem Bevölkerungswachstum die Nachfrage nach öffentlichen Einrichtungen. Der kommunale Richtplan soll entsprechende Flächen sichern.

Ein Beispiel: Um den zusätzlichen Bedarf von 350 bis 420 Schulklassen bis ins Jahr 2040 zu decken, sollen 14 bestehende Schulhäuser aus- und 14 neue gebaut werden - vor allem im Westen und Norden der Stadt. Dafür werden 17 Hektaren zusätzliche Flächen benötigt.

Ebenfalls sind 18 neue Sportanlagen und drei Erweiterungen von bestehenden vorgesehen - dies bedarf einer zusätzlichen Fläche von 43 Hektaren.

Der Richtplan regelt weiter, dass Wohngebiete möglichst vor Lärmbelastung verschont werden und eine weitere Überhitzung im lokalen Klima vermieden werden kann. Bereits heute sei es in Teilen der Stadt 10 Grad wärmer als im Umland, sagte Wolff. «Dieses Thema wird uns weiter beschäftigen.«

Zudem macht der Richtplan Vorgaben zur Wahrung einer guten sozialen Durchmischung - beispielsweise durch soziale Angebote in den Quartieren oder preisgünstige Wohnungen.

Öffentliche Auflage

Gleichzeitig wurde der kommunale Richtplan Verkehr revidiert. Darin werden Netzergänzungen zur Erschliessung der Quartiere für die verschiedenen Verkehrsmittel festgelegt. Dabei bildet der Fussverkehr das Kernstück.

Die beiden Planungswerkzeuge werden nun vom 24. September bis am 22. November öffentlich aufgelegt. Anschliessend gehen die allenfalls überarbeiteten Pläne an den Stadt- und den Gemeinderat. Schliesslich müssen sie von der kantonalen Baudirektion genehmigt werden.

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Corine Mauch