Was Sie über die Stadien von Brustkrebs wissen sollten
Brustkrebs ist eine Erkrankung, die uns alle betrifft – indirekt oder direkt. Doch wie viel wissen wir wirklich darüber? Was zeichnet seine Stadien aus?

Brustkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten bei Frauen weltweit. Die Einteilung in verschiedene Stadien hilft dabei, die Ausbreitung und Schwere der Erkrankung besser zu verstehen.
Das Stadium des Brustkrebses beeinflusst massgeblich die Behandlungsmöglichkeiten und die Prognose. Ärzte nutzen verschiedene Kriterien, um das genaue Stadium zu bestimmen.

Eine frühzeitige Diagnose und genaue Stadieneinteilung sind entscheidend für den Therapieerfolg. Daher ist das Wissen um die einzelnen Stadien für Patientinnen und Angehörige besonders wichtig.
Die Bedeutung der Stadieneinteilung
Die Stadieneinteilung von Brustkrebs erfolgt vor allem nach Grösse des Tumors, Befall der Lymphknoten und eventuellen Metastasen. Diese Faktoren werden im sogenannten TNM-System zusammengefasst.
Je früher das Stadium, desto besser stehen die Heilungschancen. Fortgeschrittene Stadien erfordern meist komplexere Behandlungsstrategien.
Durch die genaue Bestimmung des Stadiums kann die Therapie individuell angepasst werden. So lassen sich Über- oder Unterbehandlungen vermeiden.
Wie wird das Stadium bestimmt?
Das Stadium wird mit spezifischen Tests bestimmt. Diese können körperliche Untersuchungen sein oder auch bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, CT-Scans oder MRTs einschliessen.
Auch Bluttests zur Überprüfung bestimmter Proteine sowie Biopsien kommen oft zum Einsatz. Eine besondere Form der Biopsie ist die sogenannte Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (SLNB).

Dabei wird eine Probe aus dem Sentinel-Lymphknoten entnommen und auf Krebszellen untersucht. Dieser Lymphknoten ist der erste, zu dem sich der Krebs wahrscheinlich ausbreitet.
Das TNM-Staging-System
Die meisten Ärzte verwenden das von einer Gruppe von Krebsexperten entwickelte TNM-Staging-System zur Klassifizierung des Brustkrebses. Das System beinhaltet drei Kategorien:
T für die Grösse des Primärtumors, N für den Grad der Ausbreitung in nahegelegene Lymphknoten und M für Metastasen in entfernten Organen oder Geweben. Mit diesen Informationen können Onkologen eine genaue Einstufung vornehmen.

Da viele Faktoren berücksichtigt werden müssen, ist dies ein komplexer Prozess. Es empfiehlt sich daher immer, mit dem betreuenden Arzt über das eigene Krankheitsstadium ausführlich zu sprechen.
Stadium 0: Die nicht-invasive Form des Brustkrebses
Stadium 0 bei Brustkrebs bezeichnet das sogenannte Carcinoma in situ, eine Krebsvorstufe, bei der die veränderten Zellen noch nicht in das umliegende Gewebe eingedrungen sind. Es handelt sich dabei meist um ein duktales oder lobuläres Carcinoma in situ (DCIS oder LCIS), das auf die Milchgänge oder Läppchen der Brust begrenzt bleibt.
Charakteristisch für Stadium 0 ist, dass keine Lymphknoten befallen sind und keine Metastasen vorhanden sind. Die Tumorzellen sind also ausschliesslich innerhalb des Ursprungsgewebes nachweisbar und haben sich nicht im Körper ausgebreitet.

Obwohl Stadium 0 nicht als invasiver Krebs gilt, kann sich daraus mit der Zeit ein bösartiger Tumor entwickeln. In diesem Stadium treten in der Regel keine Symptome auf, und die Prognose ist sehr gut.
Stadium I: Früher Brustkrebs mit guter Prognose
Stadium I beschreibt einen Tumor, der maximal zwei Zentimeter gross ist. Dieser hat sich entweder noch nicht oder nur minimal in die umliegenden Lymphknoten ausgebreitet.
In diesem Stadium gibt es keine Fernmetastasen; der Krebs hat sich nicht auf andere Organe ausgebreitet. Man unterscheidet Stadium IA (Tumor kleiner als zwei Zentimeter, keine Lymphknoten befallen) und Stadium IB (Tumor kleiner als zwei Zentimeter, Mikrometastasen in den Lymphknoten, aber keine Fernmetastasen).

Typischerweise verursacht Brustkrebs im Stadium I keine oder nur sehr unspezifische Symptome. Daher wird er häufig im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen entdeckt; die Prognose ist gut.
Stadium II: Lokaler Fortschritt mit ertastbaren Knoten
Im Stadium II erreicht der Tumor eine Grösse zwischen zwei und fünf Zentimetern oder befällt die Lymphknoten in der Achselhöhle. Die Ärztinnen unterscheiden zwischen Stadium IIA und IIB: je nachdem, ob und wie viele Lymphknoten betroffen sind oder wie gross der Tumor ist.
In diesem Stadium kann der Tumor tastbar sein, und erste Anzeichen wie Veränderungen der Brustform oder der Haut treten auf. Die Heilungschancen sind in diesem Stadium meist noch gut, da der Krebs in der Regel operabel ist und sich noch nicht weit im Körper ausgebreitet hat.
Stadium III: Lokal fortgeschrittener Brustkrebs
Im Stadium III wächst der Tumor weiter und breitet sich auf die Brustwand, Haut oder zahlreiche Lymphknoten aus. Die Unterteilung in IIIA, IIIB und IIIC richtet sich danach, wie stark die Lymphknoten befallen sind und ob der Tumor angrenzende Strukturen infiltriert.
Patientinnen können die grossen Verhärtungen ertasten. In einigen Fällen spannt die Haut über dem Tumor und wirkt unregelmässig, eine sogenannte Orangenhaut.

Weitere Anzeichen sind Schmerzen, eine Veränderung der Brustform oder -grösse und selten auch Flüssigkeitsaustritt aus der Brustwarze. Da der Tumor in diesem Stadium bereits lokal fortgeschritten ist, sind die Symptome deutlicher ausgeprägt als in den früheren Stadien.
Stadium IV: Metastasierter Brustkrebs
Stadium IV bedeutet, dass der Krebs bereits in andere Organe wie Leber, Lunge, Knochen oder Gehirn gestreut hat. Man spricht dann von metastasiertem oder fortgeschrittenem Brustkrebs.
Häufig treten Knochenschmerzen, Atemnot, Husten, Leberbeschwerden, Gewichtsverlust oder neurologische Ausfälle auf. Zusätzlich können weiterhin lokale Beschwerden an der Brust wie Schmerzen, Schwellungen oder Hautveränderungen bestehen bleiben.

In diesem Stadium steht die Lebensqualität der Patientin im Vordergrund. Die Erkrankung gilt als nicht mehr heilbar, aber gut behandelbar.
Wie wird der Krebs behandelt?
Die Behandlung von Brustkrebs erfolgt heute individuell und kombiniert verschiedene Therapieverfahren. Diese werden auf den jeweiligen Tumortyp, das Erkrankungsstadium und die molekularen Eigenschaften des Tumors abgestimmt.
Zu den zentralen Säulen zählen die Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie sowie die Hormon- und zielgerichtete Therapie. Oft werden sie miteinander kombiniert, um die bestmögliche Wirkung zu erreichen.
Moderne Therapien und Immuntherapien greifen gezielt in die Signalwege der Krebszellen ein oder aktivieren das Immunsystem gegen den Tumor. Auch innovative Medikamente und neue Ansätze zur Überwindung von Therapieresistenzen erweitern die Behandlungsmöglichkeiten stetig.
Voruntersuchungen sind wichtig
Um das Risiko für Brustkrebs zu senken, empfehlen Fachgesellschaften einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Bewegung, ausgewogener Ernährung, wenig Alkohol und dem Verzicht auf Rauchen. Auch das Halten eines normalen Körpergewichts, besonders nach den Wechseljahren, trägt zur Risikoreduktion bei.

Die Mammographie gilt als effektivste Methode und wird Frauen ab 50 Jahren alle zwei Jahre im Rahmen des Screenings angeboten. Ergänzend können bei erhöhtem Risiko Ultraschalluntersuchungen und die Magnetresonanztomographie (MRT) genutzt werden.
Für Frauen mit einem besonders hohen Risiko, etwa durch eine BRCA1- oder BRCA2-Genmutation, gibt es intensivierte Früherkennungsprogramme. Hier besteht die Möglichkeit einer medikamentösen Prävention mit Tamoxifen oder Raloxifen nach ärztlicher Beratung.