Marc Reichert zu den Änderungen im Schweizer Eishockey

Kein Absteiger, ein Aufsteiger, Pre-Playoffs, Solidaritätsrunden – die Hockey-Bosse beschlossen viele Änderungen. Marc Reichert mit einer Einschätzung.

Marc Reichert spricht über den Umbruch im Schweizer Eishockey. - Keystone/Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Schweizer Eishockey wurden angesichts der Krise umfassende Änderungen beschlossen.
  • In der Saison 2020/21 gibt es keinen Absteiger und einen doppelten Strichkampf.
  • Marc Reichert gibt eine Einschätzung zu den Änderungen im Schweizer Eishockey.

Die Schweizer Hockey-Bosse fällten an der ausserordentlichen Ligaversammlung in der PostFinance-Arena in Bern zahlreiche Entscheide.

In der kommenden Saison gibt es weder in der National League noch in der Swiss League einen Absteiger. Gleichzeitig wird einem Team aber dennoch der Aufstieg ermöglicht. Jedoch mit der Bedingung, dass neben den sportlichen Voraussetzungen (Meister) auch die wirtschaftlichen vorhanden sind.

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Zudem wurde einem «Doppelstrich» zugestimmt. Das heisst: Nach der Qualifikation stehen die ersten sechs Teams in den Playoffs. Der Siebte gegen den Zehnten und der Achte gegen den Neunten spielen in Pre-Playoffs (Best-of-3-Serie) die letzten beiden Viertelfinal-Plätze aus.

Ausserdem werden als Solidarität in der nächsten Saison 52 Quali-Runden absolviert.

Marc Reichert gibt eine Einschätzung zur Revolution im Schweizer Eishockey.

«Finde es super, gibt es keinen Absteiger»

«Veränderungen im Schweizer Eishockey deuteten sich schon länger an, nun wurden diese Tatsache. Die Corona-Krise beschleunigte diesen Prozess sicherlich.

‹Keine Absteiger, aber ein Aufsteiger› und die ‹Solidaritätsspiele› sind Änderungen in Folge der Coronavirus-Pandemie. Diese machen für mich absolut Sinn und kommen zum richtigen Zeitpunkt. Hier begrüsse ich zudem die Einigkeit unter den Clubs, niemand einem möglichen wirtschaftlichen Kollaps aussetzen zu wollen.

Ist es wirtschaftlich jedoch vertretbar, finde ich in der Auf- sowie Abstiegsfrage eine sportliche Regulierung weiterhin die bessere Lösung.

Gegenüber dem Moduswechsel habe ich allerdings Zweifel. Klar, Pre-Playoffs bringen weitere Spiele – und damit in dieser schwierigen Zeit zusätzliche Einnahmen für die Clubs.

Ob es allerdings eishockeymässig einen Mehrwert bringt, da bin ich skeptisch. Unsere Sportart lebt bereits von grosser Spannung – der Strichkampf war in den letzten Jahren immer eine Herzschlagentscheidung.

Meist waren bis zum Schluss mehrere Teams beteiligt, die Spieler in dieser Tabellenregion damit schon früh im berühmt-berüchtigten ‹Playoff-Modus›. Von einem Dahinplätschern der regulären Saison konnte also nie die Rede sein.

Mehr Nervenkitzel wird der neue Modus wohl nicht bringen. Und ich sehe darin auch nicht eine Mega-Innovation. Trotzdem bin ich gespannt, wie sich der ‹Doppelstrichkampf› entwickeln wird.»

*Marc Reichert bestritt für den SCB, Ambri und Kloten insgesamt 1022 Spiele in der National League. Er feierte vier Meistertitel. Reichert ist Eishockey-Experte für das SRF.