Schlüsselübergaben sind Glücksache

Bei der symbolischen Schlüsselübergabe an die neuen Chefinnen von EJPD und EFD gab es auch Geschenke. Waren diese gut gemeint oder unsensibel?

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf überreichte 2015 gleich vier Schlüssel an ihren Nachfolger Ueli Maurer – und ein Buch. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Schlüsselübergabe und Geschenke im Bundeshaus, dort wo der Departementschef wechselt.
  • Nicht alle Symbolik ist aber frei von Peinlichkeiten.
  • Die Wahl der Geschenke unter den Bundesräten ist eine kreative Herausforderung.

Bei drei der sieben eidgenössischen Departemente gibt es über Neujahr einen Chefwechsel. Was wiederum heisst: Endlich kommen die kreativen Adern der Landesmütter und -väter zum Zug. Gleich drei der seltenen symbolische Schlüsselübergaben stehen an, was die heimische Industrie für symbolische Schlüssel auf Hochtouren laufen lässt. Ebenso müssen real existierende, aber ebenfalls mit Symbolik befrachtete Geschenke gefunden werden.

Umfrage

Was ist das geeignete Geschenk für eine Schlüsselübergabe?

Eins mit einem Augenzwinkern.
40%
Ein praktisches für den künftigen Alltag.
24%
Ein unübersehbares Kunstwerk.
6%
Gar keins.
30%

Zwei der drei Zeremonien wurden heute vollzogen. Die neugewählte Elisabeth Baume-Schneider übernimmt das Justiz- und Polizeidepartement von Karin Keller-Sutter. Diese wiederum erbt das Finanzdepartement von Ueli Maurer. Maurers Nachfolger Albert Rösti hat dann am Freitag das Geschenk, wenn ihn Noch-Uvek-Chefin Simonetta Sommaruga symbolisch verschlüsselt.

Das richtige Geschenk zum Anlass…

Bei der Auswahl der Geschenke gibt es jeweils verschiedene Varianten: Es darf auch etwas Billiges sein, das aber vor allem eine Botschaft rüberbringen soll. So erhielt Maurer einst einen Einräppler, als Startguthaben für den antretenden Finanzminister. Etwas Originelles, wie der Schlüssel aus dem 3D-Drucker, den Guy Parmelin von seinem Vorgänger erhielt.

Etwas Abstrakt-Konkretes, wie das Mobile im Gleichgewicht, das Sommaruga an Karin Keller-Sutter vermachte. Die Begeisterung stand ihr nicht ins Gesicht geschrieben. Die symbolisierten Wünsche, wie der Elefantenfuss, den Moritz Leuenberger Nachfolgerin Doris Leuthard auf einer Gotthard-Granitplatte überreichte. Dieser könne «bei guter Pflege riesig werden», stehe aber auch für die Elefantenhaut (die man brauche) und das Elefantengedächtnis.

Diesen Traditionen folgend hat auch Ueli Maurer seine Präsentli ausgesucht. Karin Keller-Sutter erhält vom Sparfuchs einen Sparschäler (Schweizer Erfindung), ein Sparschwein mit Schweizerkreuz und die angeblichen Schlüssel zum Tresor. Solide.

…oder einfach ein Buch mit Fettnäpfchen-Risiko?

Maurer erhält im Gegenzug das Buch «Legendäre Radtouren in Europa». Das passt, denn Maurer ist passionierter Gümmeler. Als Norwegen-Fan wird er sich freuen, dass auch der Styrkeprøven-Radmarathon im Hardangervidda-Nationalpark enthalten ist. Ausserdem hat er jetzt ja viel Zeit. Diese wird er auch brauchen, wenn er das fast anderthalb Kilo schwere Buch auf die Radtour mitnimmt.

Note genügend also bei diesem Geschenk Keller-Sutters, aber sie hat ja auch noch Elisabeth Baume-Schneider beschenkt. Ganz originell ebenfalls mit einem Buch, nämlich «Stunde Null: die Neuerfindung der Schweiz im Jahr 1848». Eine historisch spannende Recherche, nur könnte man in diesem Fall auch einen Seitenhieb hineininterpretieren.

Bücher, Bücher, Bücher: Der von den Bundesräten an ihre Nachfolger geschenkte Lesestoff. - Screenshots helvetiq.com/orellfuessli.ch

Will Keller-Sutter ihre Nachfolgerin darauf hinweisen, dass die Schweiz damals ausschliesslich von FDPlern gegründet wurde? Auch wenn Buchautor Rolf Holenstein findet, Bundesrat Henri Druey sei nach heutigen Massstäben ein pragmatischer Linker gewesen. Druey forderte schon 1848 ein Recht auf Arbeit und die vollständige Gleichstellung von Mann und Frau.

Der Bundesrat von 1848, mit Ulrich Ochsenbein, Jonas Furrer, Daniel-Henri Druey (hinten v.l.n.r), Friedrich Frei-Herose, Wilhelm Matthias Naeff, Stefano Franscini und Martin Münzinger (vorne v.l.n.r.). - Keystone

Oder soll die kompromissbereite Elisabeth Baume-Schneider an den gemässigten Ulrich Ochsenbein erinnert werden? Dieser wechselte gar die Partei, war aber auch der erste Bundesrat, der abgewählt wurde.

Bundesrätin Karin Keller-Sutter ist aktuell nicht mehr «Frauchen», sondern nur noch Patin von Bernhardinger-Rüde Zeus, der sie hier in ihrem Büro besucht. - Keystone

Leicht suboptimal scheint aber auch die Geschenk-Auswahl von Elisabeth Baume-Schneider selbst. Als hätte man sich abgesprochen, beschenkt auch sie Karin Keller-Sutter mit einem Buch: «Die Schweiz mit Hund erleben», 35 Wanderungen für Zwei- und Vierbeiner.

Nur ist die Beschenkte ja nicht zurückgetreten und auf der Suche nach anderweitiger Beschäftigung. Sie ist zwar tatsächlich Hundenärrin – doch ihr geliebter Jack Russell Terrier ist im Frühling 2019 gestorben.