Drei kriminelle Afghanen nach Deutschland evakuiert

Unter verzweifelte Flüchtende aus Afghanistan mischten sich in Deutschland auch einst ausgewiesene. In der Schweiz will man ganz genau hinschauen.

Am Flughafen von Kabul warten immer noch tausende Menschen auf eine Evakuierung. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz hat 219 Menschen aus Afghanistan evakuiert.
  • In Deutschland haben vereinzelt afghanische Kriminelle die Evakuierungsflüge ausgenutzt.
  • Auch hierzulande sei dieses Szenario nicht auszuschliessen, meint SEM-Chef Mario Gattiker.

Seit die Taliban die Macht in Afghanistan übernommen haben, warten tausende Menschen auf eine Evakuierung. Die SP fordert deshalb die Aufnahme von 10'000 Flüchtlingen in der Schweiz.

Priorität hat für den Bundesrat zurzeit die Evakuierung von Menschen mit engem Bezug zur Schweiz. Dazu gehört unter anderem das Lokalpersonal im Deza-Kooperationsbüro in Kabul.

Am Dienstagmorgen bestätigte das EDA auf Twitter, dass ein Flugzeug mit 219 Passagieren an Board in Zürich gelandet ist. Nebst dem Deza-Personal und deren Angehörigen seien weitere Personen afghanischer, deutscher und schwedischer Herkunft an Board gewesen.

Deutschland: Abgeschobene Kriminelle auf Evakuierungsflügen

Die Schweiz trage weiterhin an die globalen Evakuierungsanstrengungen aus Kabul bei, schreibt das EDA weiter.

Dass sich dabei auch mal unerwünschte Passagiere an Board schleichen können, zeigt sich aktuell in Deutschland. Dort haben abgeschobene afghanische Kriminelle die Evakuierungsflüge für eine Wiedereinreise nach Deutschland genutzt. Das berichten mehrere Tageszeitungen.

Die Polizei soll drei Männer gestoppt haben, die wegen diverser Straftaten aus Deutschland ausgewiesen worden waren. Nach der Ankunft mit einer Evakuierungsmaschine stellten sie einen erneuten Asylantrag.

Können es ausgeschaffte Afghanen auch in die Schweiz schaffen?

Ein Szenario, das auch in der Schweiz realistisch wäre? «Ausschliessen kann man das nie», meint zumindest SEM-Direktor Mario Gattiker.

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Nau.ch - SEM-Direktor Mario Gattiker spricht über mögliche kriminelle Rückkehrer aus Afghanistan.

Allerdings werde jede Person, die in der Schweiz Asyl beantragt, genau geprüft und befragt. «So gibt es je nach Situation unterschiedliche Entscheidungen», erklärt der Migrationschef.

Die Chance, dass eine bereits ausgeschaffte Person aus Afghanistan tatsächlich zurück in die Schweiz kommt, scheint aber klein: «Wir haben deutlich weniger Afghanen als andere Länder und hatten auch relativ wenig Rückführungen nach Afghanistan.»

Umfrage

Soll die Schweiz Flüchtlinge aus Afghanistan aufnehmen?

Ja, und zwar sofort.
8%
Ja, aber nur Frauen und Kinder im Rahmen des Resettlements.
24%
Nein, wir haben schon genug Flüchtlinge aufgenommen.
69%

Aber klar sei dennoch, dass eine Landesverweisung im Fall der Fälle vollzogen werden müsste. «Dies würde passieren, sobald es die Situation in Afghanistan erlaubt», sagt Gattiker zu Nau.ch.