Lädelisterben in Region: «Diese Entwicklung macht mir grosse Sorgen»

Tanja Altenburger
Tanja Altenburger

Kloten,

Das Lädelisterben ist schweizweit auf dem Vormarsch. Roger Bösch, Präsident des Gewerbevereins Bassersdorf Nürensdorf, erklärt, was man dagegen tun kann.

Lädelisterben
Roger Bösch, Präsident des Gewerbevereins Bassersdorf Nürensdorf. - ZVG

Grossverteiler, Onlinehandel und Auslandseinkäufe machen es vor allem kleinen Läden schwer, auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Die Folgen sind fatal: Immer mehr Kleingeschäfte müssen schliessen.

Aus einer Studie des Informationsdienstes CRIF vom Dezember 2019 geht hervor, dass innert zehn Jahren schweizweit knapp 32'000 Läden verschwunden sind. Roger Bösch, Präsident des Gewerbevereins Bassersdorf Nürensdorf, erklärt, wie er die Situation in der Region wahrnimmt und welche Sparten besonders stark betroffen sind.

Ladensterben
Vom Ladensterben betroffen: OVS schloss 2018 seine Schweizer Filialen. - Keystone

Nau.ch: Wie stehen Sie persönlich zum Thema Lädelisterben in Bassersdorf und Nürensdorf?

Roger Bösch: Diese Entwicklung macht mir grosse Sorgen. Es ist für mich eine Verarmung des gesellschaftlichen Lebens, wenn die Kontakte vor Ort durch das Lädelisterben immer mehr verloren gehen.

Nau.ch: Gibt es aus Ihrer Sicht Sparten, die davon besonders stark betroffen sind?

Es gibt mehrere Ursachen und deshalb auch mehrere Sparten. Einerseits haben wir da das Vordringen der Grossen in immer mehr Branchen. Hier ist vor allem von Migros und Coop die Rede. Sie sind eine grosse Konkurrenz für kleine Läden und erweitern ihr Angebot ständig.

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Im Dorfzentrum von Bassersdorf sind unter anderem die Grossen Coop und Migros zu Hause. - Nau.ch/MiriamDanielsson

Es wird auch immer mehr online bestellt. Preislich kann das Gewerbe vor Ort mit den Onlinehändlern nicht mithalten, weil diese eine ganz andere Kostenstruktur haben und das Angebot bezüglich Service und Beratung nicht vergleichbar ist.

Weiter hinzu kommt insbesondere in Grenzregionen der Ausland-Einkauf, wo die Preise einfach deutlich günstiger sind. Durch die zunehmende Mobilität hat man generell bessere Möglichkeiten, überall einkaufen zu gehen. Da bleibt man nicht immer im eigenen Dorf und so überleben eher die Grossen.

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Roger Bösch betreibt die Getränke Bösch AG in Nürensdorf. - ZVG

Als letzter Punkt würde ich sagen, dass wir heute in einer Wegwerfgesellschaft leben. Wenn etwas kaputtgeht, wird es kaum mehr repariert, sondern einfach neu gekauft. Das erübrigt natürlich dann den Gang zum lokalen Reparatur-Service.

Nau.ch: Was kann man gegen den Trend tun?

Als Erstes ist es wichtig, die Bevölkerung zu sensibilisieren und auf die Problematik aufmerksam zu machen. Kleine Lädeli sollten zusammen die Attraktivität des Einkaufens im Dorf erhöhen, zum Beispiel über eine Ladengruppe in einem Gewerbeverein.

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Um dem Lädelisterben entgegenzuwirken, sollte unter anderem die Bevölkerung auf das Thema sensibilisiert werden. - Nau.ch/MiriamDanielsson

Um den Ausland-Einkäufen entgegenzuwirken, gäbe es die Möglichkeit, diese mit Steuern zu verteuern oder die Bussen zu erhöhen. Zudem wäre ein Sinneswandel wichtig, dass wir eben wieder wegkommen von dieser Wegwerfgesellschaft.

Grundsätzlich muss man aber auch akzeptieren, dass die einzige Konstante der Wandel ist. Das heisst, es werden auch in Zukunft immer irgendwelche Branchen und Läden untergehen. Es entstehen aber auch immer wieder neue Branchen und so eventuell auch neue Läden.

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