Gewinnerin des Schweizer Filmpreises: Maja Gehrig am Fantoche

In Maja Gehrigs Animationsfilm «Average Happiness» führen Diagramme ein wildes Eigenleben. Der Film hat 2020 den Schweizer Filmpreis für «Animation» gewonnen.

Die Schweizer Filmschaffende Maja Gehrig. - z.V.g.

«Average Happiness», das durchschnittliche Glück, ist ein Begriff aus der Glücksforschung. Diese versucht, sich dem Glück mit Statistik anzunähern.

Im Kurzfilm der Schweizer Filmschaffenden Maja Gehrig entwickeln die sonst so starren Diagramme - nicht nur, aber auch aus der Glücksforschung - ein Eigenleben.

Nau.ch spricht mit Maja Gehrig über den Erfolg ihres Filmes und die Bedeutung von Diagrammen.

Nau.ch: Hätten Sie gedacht, dass «Average Happiness» grosse Erfolge feiert?

Maja Gehrig: Als Filmschaffende ist immer schwierig einzuschätzen, wie ein Film ankommt.

Ich gebe im Vorfeld mein Bestes, um dem Publikum ein visuelles und auditives Erlebnis zu bieten und eine Message zu transportieren.

Dass «Average Happiness» den Schweizer Filmpreis gewonnen hat, freut mich natürlich sehr!

Ich denke, der Film sticht heraus, weil ich durch die Verwendung von Diagrammen als Charaktere etwas Neues ausprobiere. Da ich «echte» Diagramme aus dem Internet verwende, entsteht ein ganz eigener Look.

Diagramme aus Average Happiness von Maja Gehrig. - Maja Gehrig

Nau.ch: Ist der Film eine Kritik an einer Welt, die das Glück mit Diagrammen beschreiben will?

Maja Gehrig: Der Film spielt unter anderem mit den Bedürfnissen einer Gesellschaft, die alles messbar machen will - sogar das Glück.

Es steckt wohl eine Sehnsucht nach Sicherheit hinter diesem Drang zum Messen. Die Menschen möchten endgültige Antworten in einer komplexen Zeit.

Viele Dinge im Leben lassen sich aber meiner Meinung nach nicht messen.

Ich halte auch das beliebte Mittel der Statistik – den Durchschnitt – für etwas Gefährliches. Nicht weil Mittelmässiges grundsätzlich etwas Schlechtes ist. Aber es sollte nicht vergessen gehen, dass Antworten, gerade bei der Frage nach dem Glück, immer subjektiv sind.

Nau.ch: Mit welcher anderen Idee spielt der Film?

Maja Gehrig: Diagramme und statistische Grafiken sind in den Medien und in der Politik sehr beliebt. Diese Entwicklung nimmt «Average Happiness» auf die Schippe.

Ich sage damit: Es findet sich immer ein Diagramm, um eine Aussage zu untermauern.

Oft sind aber die Hintergründe eines statistischen Diagramms sehr komplex. Wir Laien kennen die Methoden nicht, mit denen es erstellt wurde. Wir wissen nichts über die Studie, die dahintersteht. Das macht oft etwas ratlos.

Auszug aus Average Happiness von Maja Gehrig. - Maja Gehrig

Nau.ch: Worauf freuen Sie sich am Fantoche?

Maja Gehrig: Als Filmschaffende ist es für mich eminent, dass ich meine Arbeit auf einer Leinwand vor einem Publikum zeigen kann.

Der Austausch mit dem Publikum, aber auch die Vernetzung mit anderen Künstlern ist von unschätzbarem Wert.

Dass die Festivalleitung das Fantoche durchführt, auch wenn es ein Wagnis ist, dafür bin ich sehr dankbar.

Persönlich mag ich am Fantoche die Reihe «Coming soon» und natürlich die internationalen Wettbewerbe.

«Average Happiness» wird im Rahmen des Internationalen Wettbewerb 5 am Fantoche von Donnerstag, 3. September bis Sonntag. 6. September gezeigt.

Mehr Informationen gibt es auf der Webseite des Fantoche.