«Liberation Day»-Zölle führen zu Rezession – oder doch nicht?
Experten sind sich uneinig, ob Trumps Zölle die Schweizer Wirtschaft in eine Rezession stürzen könnten.

Die Zölle von US-Präsident Donald Trump bremsen die Schweizer Wirtschaft. Darin sind sich Experten einig. Uneinig sind sie sich, ob die Zölle im Extremfall zu einer Rezession führen könnten.
Für die Konjunkturforscher der ETH Zürich (KOF) ist klar: Sollte Trump das am sogenannten «Liberation Day» Anfang April angekündigte Zollpaket umsetzen, stürzt die Schweiz in eine Rezession. Es sei für eine kurze Zeit mit negativen Wachstumsraten zu rechnen. Vor allem der Aussenhandel und die Investitionen der Unternehmen würden sich schlechter entwickeln als in einem Szenario mit tieferen Zöllen, heisst es in einer Mitteilung vom Montag.
Die KOF stützt sich dabei auch auf eine Unternehmensumfrage. Im «Liberation Day»-Szenario fielen die erwarteten Belastungen der Firmen deutlich stärker aus als in einem Szenario mit 10-Prozent-Zöllen. Die Unternehmen rechneten mit tieferen Gewinnmargen und würden sich daher bei den Investitionen stärker einschränken.
Zu einem anderen Schluss kommen die Konjunkturexperten des Bundes in einer ebenfalls am Montag publizierten Konjunkturprognose: Selbst bei einem Negativszenario mit hohen Zöllen sei «nicht mit einer veritablen Rezession» in der Schweiz zu rechnen, schreiben sie.
Die Auswirkungen auf die Wirtschaft
Allerdings würde die Schweizer Wirtschaft stark ausgebremst, räumen auch sie ein. So käme das Wachstum im laufenden Jahr noch bei 0,8 Prozent zu liegen, 2026 sogar nur bei 0,3 Prozent. Zum Vergleich: Die eigentliche Prognose des Bundesökonomen sagt ein Wachstum von 1,3 Prozent im laufenden und von 1,2 Prozent im kommenden Jahr voraus (reales BIP).
Die hohen Zölle im Negativszenario hätten auch Folgen am Arbeitsmarkt: Es müsste 2026 demnach mit einer Arbeitslosenquote von 3,5 Prozent gerechnet werden. Die Prognose mit dem aktuellen Zollniveau lautet auf 3,2 Prozent.
Wie wahrscheinlich dieses Szenario ist, lassen die Experten offen. Insgesamt dominierten aktuell die konjunkturellen Abwärtsrisiken gegenüber den Aufwärtspotenzialen.