Spreitenbach plant teure Mega-Sause für fast eine Million

Im kommenden Jahr will die Gemeinde Spreitenbach AG ihren 900. Geburtstag feiern. Das geplante Budget von 930'000 Franken sorgt aber für Kopfschütteln.

Für das grosse Fest in Spreitenbach ist unter anderem ein Lunapark geplant. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Spreitenbach AG will sein 900-jähriges Bestehen im Jahr 2024 gross feiern.
  • An vier Tagen soll es Open-Air-Bühnen, einen Lunapark und einen Mittelaltermarkt geben.
  • Dafür ist ein Budget von fast einer Million Franken vorgesehen – zu viel, sagen Einwohner.

Mit dem Fest «Mir sind Spreitebach» will die Aargauer Gemeinde mit 12'300 Einwohnern kommendes Jahr ihr 900-jähriges Bestehen feiern. Um während vier Tagen möglichst viele Besucher anzuziehen, sind zwei Open-Air-Bühnen, ein Lunapark, ein Mittelaltermarkt sowie zahlreiche Bierzelte geplant.

Das klingt alles schön und gut – aber der Preis für den Anlass lässt viele Einwohner zunächst mal leer schlucken. An der Gemeindeversammlung vom 17. Juni möchte das Organisationskomitee nämlich einen Kredit über 930'000 Franken für das Spreitenbach-Fest beantragen.

440'000 Franken für Live-Acts

An einem Info-Apéro stellte die Gemeinde kürzlich die bisherige Planung vor, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet. Das Fest soll zeigen, «dass wir stolz auf unser Dorf sind und dass wir zusammengehören», sagte OK-Präsidentin und Vizegemeindepräsidentin Doris Schmid (FDP) bei dem Anlass.

Das OK schlüsselte zudem die Kosten für das Fest genauer auf: Mit 440'000 Franken soll fast die Hälfte des Budgets für Live-Acts eingesetzt werden. Auch Sicherheitskosten von 100'000 Franken und Werbekosten von 80'000 Franken treiben den vorgeschlagenen Kredit in die Höhe.

Besucher prosten sich in einem Bierzelt mit Biergläsern zu. Foto: Tobias Hase/dpa/Archiv - dpa-infocom GmbH

Dafür soll die Gemeinde aber nicht alleine aufkommen. 300'000 Franken erhofft sich das OK von den Ortsbürgern, weitere 300'000 Franken oder mehr sollen durch Sponsoring-Beiträge zusammenkommen. Dazu werden für 900 Franken Anteilsscheine verkauft. Nur die übrigen 300'000 steuert die Gemeinde aus eigener Kasse bei.

Spreitenbacher über Preis besorgt

Trotzdem zeigen sich die Spreitenbacher beim Info-Anlass besorgt. Laut der Zeitung fragt ein Bürger: «Was, wenn die Sponsoringbeiträge am Ende nicht so hoch ausfallen? Wird der Rest dann von der Gemeinde getragen?»

Ja, dann müsste die Gemeinde tiefer in die Tasche greifen, gibt Schmid zu. Aber: «Wir werden nur einmal 900 Jahre alt und wollen den Spreitenbachern etwas bieten.» Daher gebe es auch keinen Plan B, falls die Stimmbürger den Kredit ablehnen.

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Denn die Gemeindekasse könne den Aufwand im Notfall auch alleine verkraften, betont auch Beat Frei, Präsident der Finanzkommission. Bei der letzten Rechnung wies Spreitenbach AG einen Überschuss von über zehn Millionen Franken aus.

Gemeindepräsident Markus Mötteli (Mitte) zeigt Verständnis. «Ich dachte im ersten Moment auch, das ist völlig daneben», meint er zum hohen Budget. Jedoch habe er sich bei anderen Gemeinden, die ähnliche Feste durchführen, erkundigt. «Mit unter einer Million Franken kommt man auch bei einem dreitägigen Anlass nicht durch», lautet sein Fazit.