Nause zum Rocker-Prozess: «Ein Funkenflug reicht für Eskalation»

Am zweiten Tag des Rocker-Prozesses eskaliert die Lage erneut. Im Interview mit Nau.ch zeigt sich Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause besorgt.

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Nau.ch - Dienstag: Auf der Schützenmatte in Bern haben sich am zweiten Prozesstag die Hells Angels versammelt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor dem zweiten Tag des Rocker-Prozesses kam es vor dem Gericht zu Auseinandersetzungen.
  • Mitglieder der Hells Angels und Bandidos gerieten aneinander.
  • Sicherheitsdirektor Reto Nause zieht im Interview mit Nau.ch ein erstes Fazit.

Auch am zweiten Tag des Berner Rocker-Prozesses haben sich mehrere hundert Mitglieder der Hells Angels vor dem Gericht versammelt. Noch bevor der Prozess am Dienstagmorgen beginnen konnte, kam es zu Auseinandersetzungen.

Vor dem Gerichtseingang gerieten mehrere Mitglieder der Hells Angels an Bandido-Mitglieder, woraufhin die Polizei Gummischrot einsetzte. Alle Beteiligten wurden von der Polizei abgeführt und in Handschellen gelegt.

Der Prozessbeginn verzögerte sich in Folge um rund zwei Stunden, der Verkehr war in der Berner Innenstadt erneut lahmgelegt.

Reto Nause: «Anscheinend braucht es nur einen Funkenflug»

Mittlerweile hat sich die Situation beruhigt: Die Gerichtsverhandlung läuft, die Rocker sind abgezogen und der Verkehr rollt wieder.

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Nebst den zahlreichen Einsatzkräften vor Ort kann auch der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause vorerst durchatmen: «Die Situation war heute Morgen nicht gut. Es ist eine hohe Gewaltbereitschaft feststellbar», fasst Nause zusammen.

Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause. - Keystone

Zu den Auseinandersetzungen im und vor dem Berner Amtshaus meint Nause: «Dank dem Einsatz der Polizei konnte Schlimmeres verhindert werden. Anscheinend braucht es nur einen Funkenflug, damit die Situation eskaliert.»

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Nau.ch - Die Bandidos waren am Montag zwischenzeitlich vor dem Amtshaus eingezäunt, die Hells Angels sollten sich auf der Schützenmatte aufhalten. Nun ist die Lage erneut eskaliert.

Dieses hohe Eskalationsrisiko deutet darauf hin, dass auch an den kommenden Prozesstagen ein Grosseinsatz der Polizei notwendig sein wird.

Wird der Verhandlungsort verlegt?

Offiziell dauert der Prozess bis am 30. Juni. Ob das dann aber auch wirklich der Fall sein wird, ist fraglich. Da die meisten der 22 Beschuldigten ihre Aussagen verweigern, könnte sich die Dauer des Prozesses laut Nause deutlich verkürzen.

So oder so dürfte die Urteilsverkündung den Berner Behörden schon jetzt Kopfschmerzen bereiten. Auch Nause gibt zu: «Das ist ein heikles Datum. Bis jetzt gab es eine massive Gewaltbereitschaft. Diesen Faktor wird die Kantonspolizei in ihren Vorbereitungen sicher gewichten.»

Eine Option wäre es laut Nause, den Verhandlungsort zu verlegen. Dieser Entscheid sei allerdings nicht in den Händen der städtischen Sicherheitsdirektion, sondern des zuständigen Gerichts.