«Mass-Voll»-Rimoldi droht Juso offenbar mit «Notaufnahme»

Nicolas Rimoldi sorgt mit einer mutmasslichen Drohung gegen die Juso für Aufsehen. Ein Experte schätzt Rimoldis Gefahr und von dessen Bewegung «Mass-Voll» ein.

Nicolas Rimoldi von «Massvoll» hat, wie die Junge SVP, aufgrund der Schüsse Strafanzeige eingereicht. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Samstag demonstrierten rund 300 Personen an der Souveränitätsdemo um Nicolas Rimoldi.
  • Dabei machte eine mutmassliche Drohnachricht Rimoldis gegenüber der Juso die Runde.
  • Ein Experte erklärt, wie ernst die Drohungen tatsächlich zu nehmen sind.
  • Die Juso kündigt derweil gegenüber Nau.ch an, rechtliche Schritte zu prüfen.

Mehrere Hundert Menschen haben sich am Samstagnachmittag auf dem Bundesplatz in Bern versammelt. Sie demonstrierten gegen das Pandemieabkommen der WHO und sammelten Unterschriften für die sogenannte Souveränitätsinitiative.

Aufgerufen zur Demonstration hatte die Bewegung «Mass-Voll». Deren Präsident Nicolas Rimoldi sorgte dabei für Aufsehen.

«Notaufnahme»: Diese Drohung gegen die Juso soll Nicolas Rimoldi im Netz verbreitet haben. - zvg

Als Reaktion auf eine von linken Kreisen angekündigte Gegendemo liess Rimoldi offenbar über einen Telegram-Account verlauten: «Ich mache mir eher Sorgen um das leibliche Wohl der Jusos. Sollten sie Grenzen überschreiten, landen sie in der Notaufnahme.»

Auf Anfrage von Nau.ch lässt der Vorstand der Juso Stadt Bern in einer Stellungnahme verlauten: «Von Nachrichten wie denjenigen von Rimoldi lassen wir uns nicht einschüchtern.»

Es sei essenziell, sich auch «weiterhin konsequent antifaschistisch zu positionieren und zu engagieren». Gerade jetzt, wo Rechtsextremismus zunehmend zu einem Problem in der Schweiz werde, so die Juso.

Die Juso prüft rechtliche Schritte gegen Rimoldi. - Keystone

Trotzdem wolle man solche Drohungen ernst nehmen. Die Gewaltbereitschaft in rechtsextremen Kreisen sei nicht zu unterschätzen. «Deshalb prüfen wir juristische Schritte, um allfällig aufgrund der Nachrichten vom 25. April rechtlich gegen Rimoldi vorzugehen.»

Vom Lokalsender Telebärn am Samstag auf die Gewaltandrohung angesprochen, verneinte Rimoldi indirekt die Urheberschaft der Nachricht. Er sagte: «Dass diese Seite (die Linken, Anm. d. Red.) lügt, um uns zu diskreditieren, ist nichts Neues, das macht sie immer wieder. Mit der Wahrheit und den Fakten hat es diese Seite nicht.»

Zu Störaktionen seitens linker Kreise kam es am Samstag schliesslich nicht. Die Polizei war mit einem grossen Aufgebot vor Ort.

Experte schätzt Gefahr von «Mass-Voll»-Drohung ein

Wie gefährlich sind «Mass-Voll» und Nicolas Rimoldi?

Polit-Analyst Mark Balsiger sagt gegenüber Nau.ch: «Zunächst ist meines Wissens nicht verifiziert, ob der Eintrag eines gewissen Nicolas A. Rimoldi auf dem Messengerdienst Telegram tatsächlich vom bekannten ‹Mass-Voll›-Mitglied Rimoldi stammt.»

Doch: «Tatsache ist, dass Rimoldi in den letzten Jahren mehrfach drohte, immer wieder provozierte und seine Aussagen sehr geschmeidig anzupassen wusste.» Aufgrund von Rimoldis Wirken müsse man davon ausgehen, dass der Nachrichtendienst ihn auf dem Radar habe, so Balsiger.

Wie gefährlich aber sind Rimoldi und dessen Bewegung? Balsiger relativiert erstmal. «Dass Protestbewegungen auf bewilligte Demonstrationen setzen, die zudem friedlich bleiben, ist ein gutes Zeichen.»

Aber: «Problematisch wirds dann, wenn sie sich vom Rechtsstaat und der Gesellschaft abwenden und im Verborgenen eine eigene Struktur aufbauen wollen.» Er verweist auf die Zeit der Coronapandemie, in der der Aufbau einer Parallelgesellschaft mit Hinblick auf die Protestbewegungen diskutiert wurde.

Nicolas Rimoldi wirft Linken «Nazimethoden vor»

Nicht nur die mutmassliche Drohung gegen die Juso macht hellhörig. Zur «Souveränitätsdemo» auf dem Bundesplatz waren auch rechtsradikale Redner aus Ungarn und Bulgarien als «Ehrengäste» geladen.

Ein linkes Bündnis veröffentlichte darum im Vorfeld der Kundgebung ein Communiqué, in dem zu Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus aufgerufen wurde.

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Gegenüber Telebärn drehte Rimoldi den Spiess um: «Das Communiqué ist sehr erschreckend, das sind eins zu eins Nazimethoden. Man will die politischen Gegner mit Gewalt, Hass und Angst einschüchtern.»

Polit-Experte attestiert «Mass-Voll» Mobilisierungsproblem

Ein Experte mahnt, dass man Rimoldis Bewegung nicht überbewerten dürfe. Polit-Analyst Mark Balsiger hält die Breitenwirkung von «Mass-Voll» für «längst sehr bescheiden». Wenn beim Kernthema Pandemie nur rund 300 Personen an die Demo kommen, habe man «offensichtlich ein Mobilisierungsproblem».

«Da helfen auch ein paar ausländische Gäste, die dem rechtsradikalen Milieu zugeordnet werden, nicht weiter.»

«Mass-Voll» sei schon länger zerstritten, betont Balsiger. «Es ist unklar, in welche Richtung die Bewegung zieht.»

Martin Sellner wurde kürzlich von der Kantonspolizei Aargau abgeführt, nachdem er einen Vortrag in Tegerfelden AG hielt. - X@Martin_Sellner

Die Juso Stadt Bern ihrerseits verweist gegenüber Nau.ch auf verschiedene Recherchen, die «Mass-Voll» eine Radikalisierung zuschreiben.

«So pflegt Rimoldi bereits seit Längerem regen Kontakt zu Martin Sellner und der rechtsextremen Gruppierung ‹Junge Tat›. Um nur einige Beispiele zu nennen.» Die Entwicklung von Organisationen wie «Mass-Voll» betrachte die Juso als «höchst besorgniserregend».