Hohe Werte an Fäkalbakterien bei Diessenhofen TG?

Eine deutsche Grenzgemeinde schliesst ein Bad wegen hoher Konzentrationen von Fäkalbakterien. Die Schweizer Seite des Rheins soll trotzdem sauber sein.

Junge Männer springen von der Rheinbrücke: Links in Gailingen ist das Baden verboten, rechts in Diessenhofen soll das Baden kein Problem sein. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am deutschen Rheinufer in Gailingen wurde das Baden verboten.
  • Im Wasser wurde eine hohe E.-Coli-Konzentration festgestellt.
  • In Diessenhofen TG am anderen Ufer soll das Baden dennoch kein Problem sein.

Der Sommer ist da – der Sprung in den Fluss verspricht Abkühlung. Doch hohe Wasserstände verderben derzeit mancherorts den Badespass.

Nicht so am Rhein: Das Fluss-Schwimmbad von Diessenhofen im Thurgau ist wie jeden Sommer geöffnet. Direkt am gegenüberliegenden deutschen Ufer sieht das anders aus: Seit im Mai eine hohe Konzentration von Fäkalbakterien gemessen wurde, bleibt die Badi dicht. Das ist aber kein Grund, den Schweizern den Badespass zu vermiesen, erklärt das Thurgauer Kantonslabor.

Fäkalbakterien-Grenzwert ums 34-Fache überschritten

Nur eine Flussbreite trennt die Badis von Diessenhofen TG und Gailingen DE (beide rechts im Bild). - Google maps

Regelmässig wird in der Schweiz und Deutschland die Qualität von Badegewässern überprüft. Zum Beginn der Badesaison wurde die Wasserqualität in Gailingen am deutschen Rheinufer am 21. Mai routinemässig überprüft. Dabei stellte sich heraus, dass das Wasser stark mit Kolibakterien belastet war.

E. Coli tritt natürlicherweise im Darm von Säugetieren auf, auch beim Menschen. Die sehr variable Bakteriengruppe ist jedoch auch Auslöser verschiedenster Erkrankungen: So sind sie für rund 70 Prozent aller Blasenentzündungen verantwortlich. Auch Durchfallerkrankungen werden häufig von Kolibakterien ausgelöst.

E. Coli unter dem Rasterelektronenmikroskop: Die Bakterie ist für verschiedenste Erkrankungen verantwortlich. - Keystone

Seitdem versucht man in Gailingen, das Problem zu beheben – bisher ohne Erfolg: Am 11. Juni wurde bei einer erneuten Probenentnahme ein Wert von 34'600 Kolibakterien pro 100 Milliliter festgestellt. Damit war der Grenzwert für gute Badewasserqualität um das 34-Fache überschritten.

Kein Problem in Diessenhofen TG

Rund 80 Meter – genau eine Flussbreite – trennen den deutschen Rheinuferpark vom Flussschwimmbad Rodenbrunnen in Diessenhofen TG. Dort führte das Thurgauer Kantonslabor am 24. Mai die Routineprüfung durch. «Qualitätsklasse A», so das Ergebnis – ausgezeichnet, wie es unterhalb des Bodensees zu erwarten wäre.

In Diessenhofen sieht man angesichts dessen keinen Handlungsbedarf. «Wir reagieren, wenn der Kanton uns dies sagt», erklärt die Stadtschreiberin. Ohnehin unterliegen die Fliessgewässer dem Kanton.

Blick auf den Rhein in Diessenhofen TG. - Keystone

«Am Stichtag war die Wasserqualität gut», erklärt der stellvertretende Kantonschemiker Davide Degiorgi auf Anfrage. Es sei durchaus möglich, dass die lokale Verunreinigung nur an einem Flussufer messbar sei. «Fliessgeschwindigkeit, Wassertiefe, Einströmungen, viele Faktoren beeinflussen die lokale Wasserqualität.»

Eine besondere Rolle spiele der Niederschlag, so Degiorgi: «In Regenperioden kann sich die Konzentration an E. Coli täglich stark ändern.» Die hohen Werte könnten somit zumindest zum Teil der schlechten Wetterlage beim Messzeitpunkt in Deutschland zugeschoben werden.

In wenigen Wochen erfolgt in Diessenhofen die nächste Routinemessung. Bis dahin bleibt das Baden am Schweizer Rheinufer erlaubt – und wenn alles gut läuft, auch darüber hinaus.

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