Dengue-Fieber: Immer mehr Tigermücken in der Schweiz – Risiko steigt

Janis Meier
Janis Meier

Bern,

In der Schweiz breitet sich mit der Asiatischen Tigermücke eine invasive Art aus, die tropische Krankheiten überträgt. Die Ausrottung scheint unwahrscheinlich.

Asiatische Tigermücke
Die Asiatische Tigermücke breitet sich aufgrund der zunehmenden Mobilität und des Klimawandels europaweit aus. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Asiatische Tigermücke breitet sich in der Schweiz immer mehr aus.
  • Laut Fachpersonen ist die Elimination des Krankheitsüberträgers nicht möglich.
  • Das Risiko für eine Infektion mit Dengue-Fieber wird daher europaweit steigen.

Erstmals wurden sie im Jahr 2003 im Tessin entdeckt. Vor sechs Jahren machte sich der Kanton Graubünden Sorgen und traf Massnahmen. Mittlerweile ist das invasive Insekt vielerorts in der Schweiz anzutreffen.

Die Rede ist von der Asiatischen Tigermücke.

Das Insekt mit den weissen Linien ist eigentlich nicht in der Schweiz zu Hause. Trotzdem sorgt es hier seit einigen Jahren für Angst. Denn: Die blutsaugende Tigermücke kann Krankheiten wie das Zika-Virus und das Dengue-Fieber übertragen.

In den Frühlingsmonaten wollen die Behörden dem nicht-willkommenen Gast den Kampf ansagen. Mithilfe der Bevölkerung soll die Population eingedämmt werden.

So wurde unter anderem im Berner Obstbergquartier ein Brief verteilt: Die Einwohnenden sollen Regentonnen mit Deckeln abdichten. Denn die Tigermücken legen ihre Eier in wassergefüllte Gefässe.

BAG empfiehlt Impfung nur unter besonderen Umständen

Die Eindämmung der invasiven Mücke ist bitter nötig. Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) drohen bei einer Dengue-Fieber-Infektion hohes Fieber und Hautausschläge.

Bei einer schweren Verlaufsform, welche durch mehrfache Infektion wahrscheinlicher ist, kann es gar zum Tod kommen.

Ein Medikament gegen die Krankheit gibt es bis anhin nicht. In der Schweiz ist lediglich eine Impfung zugelassen – diese ist jedoch nur Reisenden vorbehalten. Das BAG empfiehlt diese nur unter besonderen Umständen.

Würdest du dich gegen das Dengue-Fieber impfen?

Immerhin: «Der im Handel erhältliche Mückenspray nützt genauso gut wie gegen andere Mücken.» Dies sagt Martin Gschwind vom Schweizerisches Tropen und Public Health Institut (Swiss TPH). Es gebe aber viel Mückenschutzmittel, die Wirkung versprechen, aber nichts nützen würde.

Lokal scheint die Eindämmung der Tigermücken voranzuschreiten, wie etwa im Berner Obstbergquartier. «Sie sind noch nicht vollständig verschwunden, aber es hat nur noch ein geringes Vorkommen», sagt Christine Föhr von Stadtgrün Bern.

«Leider» seien jedoch auch im naheliegenden Mattequartier Tigermücken nachgewiesen worden, so Föhr. «Zusammengefasst kann man sagen, dass es in Bern ein kleines, immer noch sehr lokales Vorkommen von Asiatischen Tigermücken gibt.»

Die invasiven Insekten werden also lokal eingedämmt und tauchen dann in naheliegenden Gegenden wieder auf – ein Katz-und-Maus-Spiel.

Nicht nur die Bundesstadt hat mit der invasiven Mückenart zu kämpfen. Gschwind vom Swiss TPH zählt auf: «Fast das ganze Tessin, die südlichen Täler des Graubünden, die Stadt und der Kanton Genf. Dazu kommen der ganze Kanton Basel-Stadt und die Agglomeration der Stadt Basel, welche sich im Kanton Baselland befindet.»

Karte Tigermücken Schweiz
Die roten Punkte markieren, wo in der Schweiz seit dem Jahr 2000 Tigermücken entdeckt wurden. Wobei das Insekt an gewissen Standorten mehrmals vorgekommen ist. - Info Fauna

Weitere Funde – «aber weniger» – gebe es in den Städten Zürich und vereinzelt in Luzern.

«Eine Elimination ist hier leider nicht möglich»

In Basel stellt sich die Eindämmung als schwierig heraus, wie Ann-Christin Honnen vom kantonalen Gesundheitsdepartement erklärt. «Mit dem Warenverkehr werden auch immer wieder Tigermücken aus anderen Regionen und Ländern eingeschleppt.»

«Eine Elimination ist hier leider nicht möglich», so Honnen. Die Tigermücke habe sich im gesamten Dreiländereck letztes Jahr stark ausgebreitet. Und vermutlich werde sie sich in der Region noch stärker ausbreiten.

Der Verkehr begünstigt die Ausbreitung der Mücken. Denn: Die Insekten fahren als ungebetene Fahrgäste in Autos, dem ÖV und Lastwagen mit.

LKW
Nur ein paar hundert Meter fliegt die Asiatische Tigermücke – weite Strecken legt das Insekt in Fahrzeugen zurück. - keystone

Deswegen trifft auch die Stadt Zürich bei der Fernbusstation neben dem Hauptbahnhof seit mehreren Jahren Massnahmen. Gabi Müller von der Zürcher Fachstelle Schädlingsprävention sagt: «Dort werden sie mit den Fernbussen aus Gebieten, wo es schon viele Tigermücken hat, nach Zürich eingeschleppt.»

Tigermücken siedeln sich wegen Klimawandel im Mittelland an

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat es in Europa und damit auch in der Schweiz wegen der Erderwärmung immer mehr Tigermücken.

Müller von der Stadt Zürich sagt: «Experten gehen davon aus, dass sich die Tigermücke unter anderem wegen des Klimawandels in Zukunft im ganzen Mittelland ansiedeln kann.» Auch in der Stadt Zürich müsse man damit rechnen.

Gabi Müller
Die Biologin Gabi Müller bekämpft nahe der Bus Station in Zürich Asiatische Tigermücken, welche abgestandenes Wasser als Brutstätte nützen. (Archivbild) - keystone

Und das kann ziemlich unbequem werden: «Da die Tigermücke am Tag sticht und sehr beharrlich ist, macht sie den Aufenthalt im Garten unerträglich.» Dies beeinträchtige die Lebensqualität sehr stark.

Auch in der Stadt Basel gebe es Regionen, die unter der Belästigung durch Mückenstiche leiden. Honnen vom kantonalen Gesundheitsdepartement sagt: «Langfristig wird sich die Bevölkerung des Kantons aber an die Tigermücke gewöhnen müssen.»

Bereitet dir die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke in der Schweiz Sorgen?

Besonders dass die Tigermücken tagaktiv sind, macht sie lästig. «Einheimische Mücken sind eher dämmerungs- und nachtaktiv», sagt Gschwind vom Swiss TPH. Diese liessen sich mit Mückennetzen an den Fenstern aus dem Haus halten, wenn der Mensch drinnen schlafe.

«Bei Tigermücken haben Netze kaum eine Wirkung, weil sich der Mensch tagsüber draussen aufhält.» Es gebe Meldungen von Bewohnern, die aufgrund der Insekten nicht mehr draussen sitzen könnten oder Sommerfeste abbrechen mussten.

Dengue-Fieber
Wer am Dengue-Fieber erkrankt, hat oft hohes Fieber, Gliederschmerzen und Ausschläge. (Archivbild) - keystone

Mit der Ausbreitung der Tigermücken in der Schweiz steigt nicht nur die Lästigkeit, sondern auch das Risiko einer Krankheitsübertragung. Dieses werde «mit Sicherheit zunehmen». Gschwind: «Das grösste Problem für Menschen wird Dengue sein, dessen Fälle sich in Europa häufen.»

Bekämpfung wird teuer

Um Bevölkerung und Natur zu schützen, müssen die Behörden tief in die Tasche greifen. Aus Bern heisst es: «Eine Ausbreitung von Asiatischen Tigermücken würde einen Mehraufwand für die Bekämpfung und das Monitoring verursachen, was vor allem finanzielle Folgen hätte.»

Und auch die Bevölkerung muss stärker mithelfen. «Die Massnahmen gegen die Tigermücke, wie stehendes Wasser vermeiden oder wöchentlich leeren, müssen zur Routine werden. Ähnlich wie das Zähneputzen», sagt Honnen.

***

Aufruf zur Mitarbeit bei der Eindämmung:

Wenn du eine Asiatische Tigermücke entdeckst, bittet dich das Schweizerische Mückennetzwerk, diese zu fotografieren und unter «muecken-schweiz.ch» zu melden.

Merkmale des Insektes:

- es ist schwarz-weiss gestreift, hat zwei Flügel, ist relativ klein (Körperlänge ungefähr 1 cm ohne Beine) und sticht

- es hat fünf weisse Ringe an den Hinterbeinen und diese enden mit weiss, im Gegensatz zur nahe verwandten Buschmücke, deren Hinterbeinenden schwarz sind und nur drei weisse Ringe haben

Kommentare

User #3935 (nicht angemeldet)

Für mich sind nicht die Tiger-Mücken das Problem. Das Problem ist, in der Schweiz werden immer mehr Menschen wegen jeder Mücke zum Tiger!

User #5429 (nicht angemeldet)

Mumbele war zuhause im Dorf in den Ferien, Mumbele kommt zurück, Mumbele nicht gut gesund, Mumbele Mücke stech und schon hat ganz ZH Dengue.

Weiterlesen

Asiatische Tigermücke
1 Interaktionen
Mattequartier
Asiatische Tigermücke
5 Interaktionen
Basel
1 Interaktionen
Basel
pharmaSuisse
Faktor und Typ

MEHR AUS STADT BERN

Marc Lüthi SC Bern
Marc Lüthi
Zicklein
Tierquälerei
Minerva
8 Interaktionen
Deutlicher Derby-Sieg
1 Interaktionen
Wohlen b.B.