Placeboeffekt: Warum wir so gut auf Scheinpräparate reagieren

Obwohl der Arzt eine wirkstofflose Tablette verschrieben hat, tritt tatsächlich eine Besserung ein. Woher kommt diese scheinbare Wunderheilung?

Auch wenn kein Wirkstoff enthalten ist, reagieren Menschen auf Medikamente. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Scheinpräparate gewinnen seit Jahren an Popularität.
  • Die Macht der Gedanken erklärt ihre Wirksamkeit.

Tabletten, die keinen Wirkstoff enthalten oder elektrische Impulse zur Veränderung von Energien: Es sind Behandlungen, die nur so tun als ob sie heilen würden – und trotzdem geht es den Patienten besser.

Deshalb lässt der Placebo-Effekt Schulmediziner staunen. Doch warum die Scheintherapien wirken, lässt sich naturwissenschaftlich erklären.

Erwartungshaltung führ zu Heilung

Die Einstellung des Patienten zur Wirkung eines Medikaments beeinflusst die Heilungschancen. Wer glaubt, dass eine Tablette oder Behandlung zur Genesung führt, wird dies vermutlich so spüren.

Wer aber bereits mit Zweifel die Medikamente einnimmt, wird wenig Linderung erfahren.

Dieser Effekt trifft nicht nur bei Scheinpräparaten ein. Auch bei Medikamenten mit nachgewiesener Wirkung kann der Patient durch seine negative Einstellung den Heilungseffekt sabotieren.

Mediziner der US-amerikanischen Universität in Michigan haben das in einer Studie mit Antidepressiva nachgewiesen.

Placebo für Antidepressiva hatte positive Auswirkungen

In der Studie nahmen viele Patienten teil, bei denen Antidepressiva wirkungslos blieben. Im Experiment bekam ein Teil der Probanden für einige Wochen ein Placebo. Die Teilnehmer glaubten jedoch, ein völlig neues Antidepressivum auszutesten.

Später wurde auf das bisherige Mittel umgestellt. Wer auf das Placebo gut reagierte, sprach dann auch deutlich besser auf das echte Medikament an.

Placebo können positiv beeinflussen. - Pexels

Durch Hirnscans konnte schliesslich nachgewiesen werden, dass die Probanden, die auf das Placebo positiv reagierten, eine deutliche Reaktion im Hirn zeigten. Es konnte eine starke Aktivität der Opioid-Rezeptoren gemessen werden.

Dieses körpereigene System reguliert Gefühle und ist an der Entstehung von Depressionen beteiligt.

Auch bei anderen Medikamenten konnte ein ähnlicher Effekt nachgewiesen werden. Interessant ist auch, dass Teilnehmer von Medikamenten-Studien heute viel stärker auf die Gabe von Placebo reagieren als noch vor 30 Jahren.