Wie eine aussergewöhnliche Schule das Bergdorf Bratsch wiederbelebt

Das Walliser Bergdorf Bratsch ist vom Aussterben bedroht. In seiner Doku zeigt Norbert Wiedmer, wie der Ort das gängige Schulsystem auf den Kopf stellt.

Der Dokumentarfilm «Bratsch – Ein Dorf macht Schule» thematisiert die Entvölkerung von ländlichen Regionen sowie das leistungsorientierte Schulsystem.

Das Wichtigste in Kürze

  • «Bratsch – Ein Dorf macht Schule» zeigt, wie eine Schule ein Dorf verändern kann.
  • Der Regisseur Norbert Wiedmer hat das Projekt von 2016 bis heute begleitet.
  • Der Dokumentarfilm ist jetzt im Kino zu sehen.

Bratsch – ein kleines Bergdorf im Oberwallis – steht im Mittelpunkt des neusten Dokumentarfilms von Norbert Wiedmer.

Das Schulhaus steht leer, der Dorfladen ist verwaist. Immer mehr Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes sind ins Tal gezogen. 2015 leben nur noch rund 100 Menschen in Bratsch.

Da beschliessen diese: Jetzt muss sich etwas ändern – wir wollen das Dorf wiederbeleben! Der Schule kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu.

Förderung der Kinder steht im Zentrum

Der visionäre Pädagoge Damian Gsponer erhält von der Erziehungsdirektion des Kantons Wallis die Bewilligung für eine Privatschule in Bratsch. Diese soll allen Kindern offenstehen. «Ich habe mich im Verlauf meiner Schulzeit latent unwohl gefühlt», erzählt er in einem Gespräch vor den Dreharbeiten.

Die Schule Bratsch orientiert sich am Lehrplan 21 und integriert diesen in ihre Projekte. - Filmcoopi Zürich

«Ich hatte immer einen grossen Bewegungsdrang, den ich unterdrücken musste. Und wenn ich ein Grundbedürfnis unterdrücken und gleichzeitig Leistung erbringen muss, dann ist das nicht möglich. Ich denke, so geht es auch heute noch vielen Kindern. Diesen Zusammenhang müssen wir auf Grund unseres Wissens über die Funktionsweise unseres Gehirns hinterfragen.»

Mit seinem neuen Konzept stellt er das gängige Schulmodell auf den Kopf. Damit gewinnt er das Interesse der Öffentlichkeit und die Herzen der Schülerinnen und Schüler. Nicht die Wissensvermittlung nach vorgegebenem Lehrplan steht im Zentrum. Stattdessen wird der Fokus auf die Förderung der Kinder mit ihren ureigenen Anlagen, Talenten und Bedürfnissen gelegt.

In Bratsch werden die Kinder in ihren eigenen Projektideen unterstützt: Vom Sporttag über einen Hühnerstall bis hin zur eigenen Firma. - Filmcoopi Zürich

Lernen findet überall dort statt, wo sich in Bratsch Möglichkeiten anbieten oder geschaffen werden können. Damian Gsponer möchte vor allem eines zeigen: Dass es grundsätzlich besser ist, wenn Kinder mit Freude in die Schule gehen.

Zwei Probleme, ein Dokumentarfilm

Der Film wurde vom renommierten, mehrfach ausgezeichneten Schweizer Regisseur Norbert Wiedmer («Mitten ins Land», «Behind Me – Bruno Ganz») inszeniert. Er dokumentiert in seiner filmischen Langzeitbeobachtung die Entwicklung der Schule Bratsch. Im Mittelpunkt stehen die verantwortlichen Lehrkräfte Damian Gsponer und Natascha Würsten zusammen mit einer Auswahl von fünf Schülerinnen und Schülern.

Der Film vereint zwei relevante Themen: Einerseits die Entvölkerung in abgelegenen Dörfern, insbesondere in Berggemeinden. Andererseits die sich zunehmend abzeichnenden Probleme bedingt durch das leistungsorientierte Schulsystem.

Der junge Pädagoge und Dreifachvater Damian Gsponer revolutioniert das Schulsystem in Bratsch. - Filmcoopi Zürich

Er vertritt den Standpunkt, dass selbstbestimmtes, druckfreies Lernen Kinder mindestens so gut auf das Erwerbsleben vorbereitet, wie die weniger flexiblen gängigen Schulmodelle – dabei aber wesentlich praxisnaher und humaner ist und erst noch einen Beitrag zur Wiederbelebung eines Bergdorfes leisten kann.

Die Inszenierung von Norbert Wiedmer ist herausragend gemacht, vermittelt essenzielle Einsichten und besticht mit viel Feingefühl und erfrischendem Humor.

«Bratsch – Ein Dorf macht Schule» läuft jetzt im Kino!

Die Entwicklungsreise des Ortes Bratsch und seiner Schule kannst du jetzt in ausgewählten Schweizer Kinos mitverfolgen. Alle Informationen zum Film und den Spielzeiten findest du hier.