Je höher die Heizkosten, desto mehr Honorar kann die Verwaltung den Mietern verrechnen. Im Einzelfall macht das wenig aus, gesamthaft geht es aber um viel.
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Die Kosten fürs Heizen sind zuletzt stark gestiegen – das lohnt sich für die Verwaltungen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die steigenden Heizkosten können für die Mieter eine schwere Belastung sein.
  • Die Verwaltungen profitieren dagegen davon – dank eines Honorars.
  • Der Mieterverband spricht von einer «versteckten Mietzinserhöhung».
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Die Nebenkosten sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Unter anderem fürs Heizen müssen Mieterinnen und Mieter deutlich tiefer in die Tasche greifen. Ein Grund dafür sind die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine.

Von den höheren Heizkosten profitieren allerdings die Verwaltungen, wie die SRF-Sendung «Kassensturz» berichtet. Denn sie können ihren Mietern – ganz legal und branchenüblich – ein sogenanntes Honorar verrechnen. Dieses ist prozentual an die Heizkosten gebunden. Heisst: Es erhöht sich also bei steigenden Heizkosten ebenfalls.

Die Verwaltungen begründen das Honorar damit, dass sie die Rechnung schreiben und verwalten müssen. Kurz zusammengefasst: Je höher die Rechnung, desto höher das Honorar. Automatisch.

Mieter: «Zusätzlicher Profit ohne Mehrleistung»

Ein betroffener Mieter ist Rolf Haefeli, der in einem Haus mit Gasheizung in Zürich wohnt. Die höheren Kosten würden ohnehin bereits sein Budget belasten, sagt er. Entsprechend ärgert er sich darüber, dass seine Verwaltung, die Livit, noch zusätzlich mitverdient. «Die Livit bekommt jetzt einfach zusätzlichen Profit, ohne dass sie eine Mehrleistung machen», so Haefeli.

Machen dir die steigenden Mieten Sorgen?

Tatsächlich ist das Honorar zuletzt explodiert. Aufs ganze Wohnhaus betrachtet verrechnete die Livit bis zum Zeitraum 2021/22 rund 1800 Franken pro Jahr. In der Periode 2022/23 erhöhte sich dieses jedoch um satte 72 Prozent auf über 3000 Franken. Bei Haefeli selbst sind es rund 20 Franken mehr.

Mieter
Mieter Rolf Haefeli ärgert sich über seine Verwaltung.
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Denn die Livit verrechnet ihm ein Honorar, das sich prozentual an den Nebenkosten orientiert.
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Er kann nicht einmal seine Heizung regulieren, um Kosten zu sparen.
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Auch der Mieterverband hat wenig Verständnis für das Vorgehen der Verwaltungen bezüglich der Honorare.
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Für den einzelnen Mieter möge es nicht viel sein, aber die Verwaltungen würden damit Millionen machen.

Dazu kommt, dass Haefeli seine Heizung gar nicht selbst regulieren konnte, um Kosten zu sparen. So hatte er ungewollt zwischen 25 und 26 Grad in der Wohnung. Die Livit senkte nach Reklamationen zwar die Zentralheizung, aber nur kurz – weil sich ein anderer Mieter über zu kalte Räume beschwert habe.

60 Millionen mehr für die Verwaltungen?

Der Clou an der ganzen Geschichte: Für den einzelnen Mieter macht das zusätzliche Honorar wenig aus. Es lohnt sich also kaum, dagegen vorzugehen.

Aber wenn man alle von einer Verwaltung gemanagten Wohnungen zusammenzählt, kommt man auf einen Millionenbetrag. Schweizweit sind es jeweils Tausende.

So gibt es für die Livit oder andere Verwaltungen durch die höheren Nebenkosten einen regelrechten Geldsegen. Laut Schätzungen des Mieterverbands sind es summa summarum rund 60 Millionen.

Mieterverband
Larissa Steiner vom Zürcher Mieterverband. - Screenshot SRF

Larissa Steiner vom Mieterverband Zürich sagt im «Kassensturz»: «Wir gehen davon aus, dass es sich möglicherweise um eine versteckte Mietzinserhöhung handelt.» Die höheren Einnahmen für die Verwaltungen würden in keinem Verhältnis zum zusätzlichen Aufwand stehen. Rund 80 Prozent der Mieter sollen von höheren Honoraren betroffen sein.

Livit zeigt sich bei Heizkosten-Honorar kulant

Der Schweizerische Verband der Immobilienwirtschaft SVIT sieht es etwas anders. Die vom Mieterverband genannten 60 Millionen seien nicht nachvollziehbar. Zudem sei die Verrechnung der Verwaltungskosten mehrfach von der Rechtssprechung bestätigt worden.

Man muss anfügen, dass sich die Livit bei den Verwaltungskosten in den letzten beiden Perioden sogar noch kulant gezeigt hat. Denn eigentlich hätten Haefeli und die anderen Mieter sowohl im Zeitraum 2021/22 als auch 2022/23 deutlich mehr zahlen müssen. Ein Teil des Honorars wurde jedoch erlassen – als «temporäre Sofortmassnahme» in der Energiemangellage, heisst es.

Haefeli wehrt sich übrigens gegen das höhere Verwaltungshonorar – die Livit will hingegen daran festhalten. So wendet sich der Mieter nun an die Schlichtungsbehörde.

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