Gehört das Tessin etwa neu zur Lombardei? Ein Schweizer geht in Lugano wandern – sein Handy verbindet sich mit dem italienischen Netz. Die Swisscom erklärt.
Mobildunk
Die Mobilfunk-Antennen im Ausland strahlen stärker als die in der Schweiz. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Handy eines Nau.ch-Lesers hat sich im Tessin mit dem italienischen Netz verbunden.
  • Ein Grund dafür sind die stärkeren Strahlen der ausländischen Antennen.
  • Mit der manuellen Netzwahl können Kunden aber allfällige Roaming-Kosten verhindern.
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«Willkommen in Italien»: Eigentlich ein schöner Satz – denn normalerweise klingt das aus Schweizer Sicht nach entspannenden Ferien im Süden.

Fragwürdig ist es allerdings, wenn man per SMS genau diese Nachricht bekommt, obwohl man gar nicht in Italien ist. Das ist einem Nau.ch-Leser auf einer Wanderung im Tessin passiert.

Aber der Reihe nach: Der Freiburger Jonathan M.* war für einige Tage in Lugano in den Ferien, erzählt er. Zum Programm seiner Reise gehörte auch eine Wanderung auf den Monte San Salvatore.

Wanderweg San Salvatore
Auf diesem Wanderweg war ein Nau.ch-Leser unterwegs.
Wanderweg San Salvatore
Der Wanderweg durch den Wald am Monte San Salvatore bei Lugano.
San Salvatore
Während des Ausflugs hat sich das Handy von Jonathan M. mit dem italienischen Netz verbunden.
San Salvatore
Dabei gehören der Berg und der dazugehörige Wanderweg definitiv zur Schweiz.
Swisscom
Laut der Swisscom kann das durchaus vorkommen.
Swisscom Antenne
Grund dafür ist unter anderem die Reichweite der Antennen.

Während des Abstiegs vom Gipfel zurück nach Lugano kommt dann plötzlich eine überraschende Nachricht. Die Swisscom teilt Jonathan mit, dass er sich jetzt in Italien befinden würde. Er erhält einen Willkommensgruss und eine Übersicht der entsprechenden Tarife für Auslands-Anrufe und Nachrichten.

«Mein erster Gedanke war: Habe ich tatsächlich irgendwo eine Grenze übertreten?», sagt Jonathan.

Allerdings hält der Freiburger Tourist das für höchst unwahrscheinlich. Ein Blick auf die Karte bestätigt, dass er immer auf Schweizer Boden unterwegs gewesen ist. Weshalb hat also sein Telefon das Gefühl, es sei in Italien?

Ausländische Antennen haben grössere Reichweite

Die Swisscom klärt gegenüber Nau.ch auf. Sprecherin Annina Merk betont zunächst, dass Antennenstrahlen nicht vor der Grenze haltmachen. «So sind in der Schweiz im grenznahen Gebiet teilweise auch ausländische Netze empfangbar.»

Bist du in der Schweiz schon einmal in ein ausländisches Mobilfunknetz geraten?

Ein Grund sind unter anderem die weniger strengen Grenzwerte in den Nachbarländern. Merk führt aus: «So können ausländische Antennen mit deutlich mehr Leistung betrieben werden und haben damit auch eine grössere Reichweite.» Heisst: Die Italo-Strahlen kommen bei uns über die Grenze.

Als Kunde kann man dem aber auch entgegenwirken, erklärt Merk. Wie das geht? Über die manuelle Netzwahl könne man verhindern, dass sich das Handy automatisch mit einem anderen Netz verbindet.

Kunde müsste Roaming wohl selbst bezahlen

Auch bei Sunrise kennt man das Phänomen, wie Sprecherin Séverine de Rougemont auf Anfrage erklärt. Der Strahlengrenzwert in der Schweiz sei 10-mal tiefer als im angrenzenden Ausland. Daher empfiehlt Sunrise, «das Roaming zu deaktivieren und das Mobiltelefon in grenznahen Gebieten auf die manuelle Netzwahl einzustellen».

jugendliche handy
Jugendliche hängen am Handy. (Symbolbild) - Keystone

Salt liefert eine ähnliche Erklärung und nennt ebenfalls die Leistung der Antennen als Ursache. Das Phänomen sei «weit verbreitet», sagt Sprecherin Ana Biljaka. Wie viele Nutzer genau davon betroffen sind, könne man aber nicht beziffern. Den Kunden empfehle man, das Netz manuell auszuwählen oder ein Abo inklusive Roaming in Europa zu wählen.

Jonathan hatte immerhin Glück. Denn in der kurzen Zeit im italienischen Netz hat er weder einen Anruf getätigt noch einen erhalten.

Allfällige Roaming-Gebühren hätte er laut der Swisscom wohl tatsächlich selbst übernehmen müssen. Merk sagt: «Der Kunde hat grundsätzlich kein Recht auf eine Rückerstattung, wir schauen uns die Fälle aber immer individuell an.»

*Name geändert

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