Zürich debattiert: Wird das Langzeit-Gymi abgeschafft?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Alternative Liste will, dass bis zum 3. Oberstufenjahr dieselbe Schule besucht wird.
- Das Gymnasium soll laut Vorstoss in ein ganzheitliches Oberstufensystem integriert werden.
- Den Vortstoss haben aber lediglich drei von 180 Kantonsräten unterschrieben.
Eigentlich ist es keine neue Debatte: Im Kanton Zürich wurde schon mehrmals über die Abschaffung des Langzeit-Gymnasiums diskutiert. Doch ein am Montag eingereichter Vorstoss der Alternativen Liste (AL) bringt frischen Wind in die Sache, wie die Tamedia-Zeitungen berichten.
Sie fordert, dass alle Schulkinder während der obligatorischen Schulzeit vom Kindergarten bis zum dritten Oberstufenjahr dieselbe Schule besuchen. Ziel von Bildung müsse demnach sein, dass alle zur Teilnahme in Gesellschaft, Politik und Kultur befähigt seien.
Das Gymnasium solle nicht noch mehr von der Volksschule abgekoppelt werden. Denn darauf laufe es laut AL hinaus. Stattdessen will sie das Gymnasium in ein ganzheitliches Oberstufensystem integrieren.
Kritik an Prüfungsreglement und an Kosten für Schulmaterial
Deswegen kritisiert die Partei in einem Communiqué auch das neue Prüfungsreglement von 2023. Laut diesem benötigen Schulkinder für den Übertritt von der sechsten Klasse ins Gymnasium einen Notendurchschnitt von 4,75. Laut AL würden so Kinder von studierten Eltern überproportional ins Langzeit-Gymnasium wechseln.
Dass die «Unentgeltlichkeit der zehnjährigen Volksschulzeit» im Langzeit-Gymi endet, sieht sie als diskriminierend an. Ab dann müssten Eltern sämtliches Schulmaterial und alle Klassenreisen selber bezahlen. Ausserdem hätte eine Befragung von Schulleiterinnen und Schulleitern aus mehreren Kantonen gezeigt, dass die Selektion nach der sechsten Klasse von diesen aus entwicklungspsychologischer Sicht als zu früh angesehen werde.
Zuletzt war die Abschaffung des Langzeit-Gymnasiums in Zürich 2022 ein Thema. Der aktuelle Stadtzürcher Schulvorsteher Filippo Leutenegger (FDP) forderte damals in der «NZZ» die «massive Reduktion oder gar Abschaffung des Langzeit-Gymnasiums». Dies, damit die Sekundarschule und die Berufslehre gestärkt werden.
Nur drei von 180 Kantonsräten haben den Vorstoss unterschrieben
Noch öfter im Mittelpunkt der Diskussionen standen im Kanton Zürich bisher die Aufnahmeprüfungen für das Gymnasium. Bis 2005 hatte jede Kantonsschule eine eigene Aufnahmeprüfung, seither sind diese vereinheitlicht. Aber unter anderem ein Vorstoss zur Abschaffung aller Gymnasiumsprüfungen wurde 2015 abgelehnt.
Würdest du das Langzeit-Gymnasium abschaffen?
Und auch der neue Vorstoss der AL dürfte im Zürcher Kantonsrat einen schweren Stand haben. Unterschrieben haben ihn lediglich Judith Stofer, Nicole Wyss und Lisa Letnansky von der AL. Im Kantonsrat hat die Partei nur fünf von 180 Sitzen.