Die Stadtklima-Initiativen wollen «die Verkehrszukunft in Winterthur» gestalten. Nau.ch hat mit umverkehR-Kampagnenleiter Daniel Costantino gesprochen.
Stadtklima-Initiativen Winterthur umverkehR
Die Stadtklima-Initiativen sind nicht nur in Winterthur Thema. Die Organisation umverkehR hat die Initiativen in mehreren Städten eingereicht, wie hier in Zürich. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Abstimmungen über die Stadtklima-Initiativen in Winterthur finden am 9. Juni statt.
  • Ebenfalls abgestimmt wird über die vom Stadtparlament ausgearbeiteten Gegenvorschläge.
  • Daniel Costantino von umverkehR spricht im Interview über die Initiativen.
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Mit den beiden Stadtklima-Initiativen von der Organisation umverkehR soll die Verkehrszukunft von Winterthur gestaltet werden. Ziel der Gute-Luft-Initiative ist es, die Stadt Winterthur an die Gegebenheiten des Klimawandels anzupassen. Die Zukunfts-Initiative will klimafreundliche Fortbewegungsmittel fördern.

Das Stadtparlament hat zwei Gegenvorschläge ausgearbeitet, über die zusammen mit den Stadtklima-Initiativen am 9. Juni 2024 abgestimmt wird. Nau.ch hat mit dem Kampagnenleiter vom umverkehR, Daniel Costantino, gesprochen.

Nau.ch: Wieso sollte die Bevölkerung die beiden Stadtklima-Initiativen – die Zukunfts- und Gute-Luft-Initiative – annehmen?

Daniel Costantino: Die Zukunfts-Initiative bringt mehr Sicherheit in den Strassenverkehr. Die Gute-Luft-Initiative schützt die Bevölkerung vor der zunehmenden Sommerhitze. Davon profitieren alle.

Daniel Costantino umverkehR Stadtklima-Initiativen
Daniel Costantino ist Kampagnenleiter bei der Organisation umverkehR. - zVg

Nau.ch: Die Stadtklima-Initiativen beinhalten zwei verschiedene Vorlagen, über die separat abgestimmt wird. Wieso haben Sie sich dazu entschieden, Ihr Anliegen aufzuteilen?

Costantino: Mit der Aufteilung auf zwei verschiedene Vorlagen konnten wir sicherstellen, dass die Stadtklima-Initiativen nicht durch langwierige juristische Verfahren bezüglich der «Einheit der Materie» verzögert wurden.

«Zukunfts-Initiative kann vollumfänglich mit Signalisations-Änderungen und farblichen Markierungen umgesetzt werden»

Nau.ch: Gegnerinnen und Gegner befürchten massive Behinderungen im Verkehr: Die Folgen eines Ja wären langjährigen Baustellen sowie «versperrte Zufahrten für Anwohnende, Unternehmen und Blaulichtorganisationen». Wie schätzen Sie dies ein?

Costantino: Fakt ist: Bei einem Nein wird es aufgrund des Fernwärmeausbaus in den nächsten 15 Jahren sehr viele Baustellen geben, die Strassen anschliessend aber genau gleich aussehen wie davor.

Stadtklima-Initiativen Visualisierungen
Visualisierungen des Initiative-Komitees zeigen, wie sich das Stadtbild von Winterthur bei einem Ja verändern könnte. - umverkehR

Ausserdem kann die Zukunfts-Initiative vollumfänglich mit Signalisations-Änderungen und farblichen Markierungen umgesetzt werden. Dazu braucht es keine Baustellen und die Strassen werden durch den platzsparenden Verkehr entlastet.

Zufahrten für Anwohnende und insbesondere für Blaulichtorganisationen sind gesetzlich vorgeschrieben. Die Gute-Luft-Initiative sieht eine Entsiegelung eines Teils des Strassenraumes vor. Wird die Umwandlung in die Planung einbezogen, sind nicht mehr Baustellen zu erwarten.

«Regelmässig purzeln die Temperaturrekorde»

Nau.ch: Das Parlament hat zu beiden Initiativen Gegenvorschläge erarbeitet. In welchen Punkten gehen Ihnen diese zu wenig weit?

Costantino: Wir unterstützen auch die parlamentarischen Gegenvorschläge. Die umzuwandelnde Fläche dürfte aber grösser sein und die Anzahl der zu pflanzenden Bäume ist eindeutig zu klein.

Ich möchte daran erinnern, dass wir hinsichtlich der Klimakrise eine grosse Dringlichkeit haben. Regelmässig purzeln die Temperaturrekorde. Wir brauchen rasch Lösungen, damit unsere Städte lebenswert bleiben.

«Bin überzeugt, dass eine Umsetzung mit geringeren Kosten möglich ist»

Nau.ch: Der Stadtrat schätzt die entstehenden Kosten bis 2040 auf rund 330 Millionen Franken. Ist dies für die Stadt Winterthur überhaupt zu stemmen?

Costantino: Ich bin überzeugt, dass eine Umsetzung mit geringeren Kosten möglich ist. Voraussetzung ist ein Paradigmenwechsel in der Verkehrsplanung von weniger Asphalt zu mehr Grünflächen mit Bäumen. Werden sämtliche Bauprojekte der Stadt von Beginn weg so geplant, sind die Mehrkosten marginal.

Stadtgarten Winterthur Stadtklima-Initiativen
Der Stadtgarten im Zentrum von Winterthur. (Archivbild) - keystone

Diesen Kosten muss man ausserdem den volkswirtschaftlichen Nutzen gegenüberstellen: tiefere Gesundheitskosten, weniger Unfälle, eine höhere Leistungsfähigkeit bei Hitzewellen, weniger Schäden bei Starkniederschlägen. Werden diese Aspekte einbezogen, sieht die Rechnung anders aus.

Die Stadtklima-Initiativen sind eine Investition in die Zukunft. Wenn Winterthur als Wohn- und Arbeitsort auch in 20 Jahren noch so beliebt sein soll wie heute, dann ist eine solche Investition jeden Franken wert.

Erachtest du die Stadtklima-Initiativen als sinnvoll?

Zur Person: Daniel Costantino (54) ist Kampagnenleiter bei umverkehR. Er wohnt in Winterthur und ist Natur- und Umweltfachmann.

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