Die hohen Temperaturen der vergangenen Woche seien ein eindeutiges Zeichen für den Klimawandel. Und selbst ein kalter Winter hilft uns jetzt nicht mehr weiter.
Klimawandel Schülerinnen Bundesplatz
Schülerinnen protestieren auf dem Bundesplatz in Bern gegen den Klimawandel, vor Sitzungsbeginn während der Frühlingssession der Eidgenössischen Räte im März 2019. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die beiden Hitzesommer 2018 und 2019 sind ein Produkt des Klimawandels.
  • Zwar gab es auch früher Ausnahmetemperaturen, aber die Frequenz hat sich erhöht.
  • Klimaexperte Oliver Wetter erklärt zudem, warum auch ein eiskalter Winter nichts ändert.

Während der letzten Woche hat man landauf landab unter der Hitze geächzt. Flüsse und Seen waren so warm wie selten. Kaum jemand, die oder der keine Schweissperle vergoss. Nach dem Sommer 2018, stellte Europa schon wieder neue Hitzerekorde auf.

In Deutschland zum Beispiel wurden 42.6 Grad gemessen. Das sind zwei Grad mehr, als der alte Hitzerekord. Und selbst nördlich des Polarkreises vermeldete Norwegen noch 32 Grad. Die Hitze ist alles andere, als eine Laune der Natur.

Hitzesommer als Zeichen für Klimawandel

«Dass wir zwei so heisse Sommer nacheinander erleben, passt genau ins aktuelle Klima-Muster», sagt Klimaforscher Oliver Wetter. «Der Klimawandel steigert die Wahrscheinlichkeit für Hitzewellen und Rekord-Sommer.»

Klimahistoriker Oliver Wetter.
Oliver Wetter ist Doktor der Geschichte und Klimaforscher an der Universität Basel. - Universität Bern

Zwar habe es auch früher Hitzeperioden gegeben. «Aber die Frequenz dieser Ausnahmetemperaturen ist höher geworden. Viel höher», so Wetter.

Während die Klimaerwärmung uns den Asphalt unter den Füssen aufweicht, kommt doch immer wieder ein Argument. «Selbst wenn es wärmer wird. Wer sagt, dass wir Menschen verantwortlich sind dafür?»

Die ganze Welt wird wärmer

Eine neue Studie der Universität Bern hat starke Indizien für unsere Verantwortung gefunden. Vor der Industrialisierung waren Klimaschwankungen auf Naturereignisse, wie ein Vulkanausbruch, zurück zu führen.

Bisherige Studien belegten vor allem, dass das Klima sich in den letzten Jahrhunderten erwärmt hatte. Die aktuelle Studie aber wollte wissen, wo diese Erwärmung stattfand. Denn Naturereignisse führen kaum zu einer globalen Erwärmung oder Abkühlung. Vielmehr sind die Veränderungen lokal.

Nationalrätin Adèle Thorens Goumaz
Grüne Nationalrätin Adèle Thorens Goumaz (VD) hat auf ihrem Weg in den Ständerat die Klima-Bewegung im Rücken. - Keystone

Jetzt aber hat sich die Erdluft rund um den Globus erwärmt. Ein klares Zeichen dafür, dass wir Menschen unsere Hände nicht in Unschuld waschen können. Denn wir sind der gemeinsame Nenner.

Ein kalter Winter ändert nichts

Gerade allerdings sind die Temperaturen wieder tiefer. Das Wochenende brachte Regen und eine herbe Abkühlung. Ist das ein Argument gegen den Klimawandel? Wetter schüttelt den Kopf.

Klimawandel Klimastreik
Eine Demonstration von «Fridays for Future» gegen den Klimawandel. - dpa

«Bei der Klimaforschung vergleichen wir nicht heisse Tage oder Wochen. Die kleinste Klimaeinheit sind 30 Jahre.» So wird ein jeweiliger Mittelwert für diese Zeitspanne berechnet, der als Vergleichswert benutzt werden kann.

Aktuelle Temperaturen etwa werden mit der Referenzperiode von 1961 bis 1990 verglichen. So vermeiden Klimaforscher, das wenige besonders heisse Sommer – oder milde Winter – zu viel Gewicht bekommen.

Kalte Winter keine Beruhigung

«Entsprechend ist aber auch ein besonders langer oder kalter Winter kein Beweis gegen den Klimawandel. Wird dieser Herbst besonders kühl, können wir leider nicht einfach sagen, der Klimawandel habe sich erledigt», so Wetter.

Auf die Frage, warum die wissenschaftlichen Ergebnisse oft ignoriert oder gar geleugnet werden, antwortet Wetter mit einem Buchtipp. Das Buch «Merchants of Doubt» der Historikerin Naomi Oreskes wurde zudem als Dokfilm verarbeitet.

Historikerin Naomi Oreskes spricht über ihr Sachbuch «The Merchants of Doubt».
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