Nach den Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet verlangen Politiker eine Vereinfachung der Visaverfahren. Das Staatssekretariat für Migration ist dagegen.
Erdbeben Türkei Syrien
Ein Soldat steht vor zerstörten Gebäuden in der Provinz Hatay im Süden der Türkei. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele der Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei haben auch ihre Ausweise verloren.
  • Eine Parlamentskommission will die Visaverfahren deshalb erleichtern.
  • Das Staatssekretariat für Migration lehnt dies ab: Es gehe auch um die Sicherheit.
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Die Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet haben bereits mehr als 40'000 Todesopfer gefordert – rund 35'000 davon in der Türkei. Mehr als 13'000 Verletzte werden derzeit in Krankenhäusern behandelt, Millionen mussten ihr Zuhause verlassen, wurden evakuiert oder in Notunterkünften untergebracht. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnte die Opferzahl gar noch auf 50'000 ansteigen.

Erdbeben Türkei
Das Ausmass der Zerstörung nach den Erdbeben in der Türkei ist immens: Mindestens 35'000 Menschen sind in der Katastrophe ums Leben gekommen. (Archivbild) - Keystone

Im Grenzgebiet trifft die Erdbebenkatastrophe eine verwundbare Bevölkerung in einer ohnehin gebeutelten Region. Die internationale Betroffenheit ist gross – auch in der Schweiz verlangen Politiker, dass Erdbebenopfer unbürokratisch aufgenommen werden. Bisher werden Visagesuche aus dem Erdbebengebiet zwar beschleunigt, nicht aber erleichtert behandelt.

Aussenpolitische Kommission will Visaverfahren beschleunigen

Die aussenpolitische Kommission des Nationalrats (APK-N) verlangt in einem Brief an den Bundesrat, dass «alles erdenklich Mögliche» unternommen werden müsse. Der Brief ist auf Initiative der Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan entstanden.

Sibel Arslan
Nationalrätin Sibel Arslan (Grüne/BS) verlangt die unbürokratische, schnelle Aufnahme von Betroffenen aus der Türkei. Auch ausserhalb des Parlaments setzt sie sich für die Opferhilfe ein: Sie hat einen Verein gegründet, um Geldspenden zu sammeln. (Archivbild) - Keystone

Die Baslerin setzt sich auch ausserhalb des Parlaments für die Opferhilfe im Erdbebengebiet ein: Mit dem Verein «Solidaritätsaktion für Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien» sammelt Arslan Geldspenden.

Staatssekretariat für Migration (SEM) winkt ab

Jetzt erteilt das Staatssekretariat für Migration (SEM) der Forderung der APK-N allerdings eine deutliche Absage: Die Schweiz könne nicht auf einen Pass oder ein anderes amtliches Dokument verzichten.

Erdbeben Türkei Syrien
Ein Frau steht vor den Trümmern in der Provinz Hatay im Süden der Türkei. (Archivbild) - Keystone

Dabei verweist die Bundesbehörde auf das geltende Recht, welches verlange, dass Einreisende identifiziert werden müssen. «Hier geht es insbesondere auch um die Frage der Sicherheit», erklärt SEM-Informationschef Daniel Bach gegenüber SRF. 1200 Anträge für beschleunigte Verfahren seien bis dato gestellt worden.

Befürworten Sie beschleunigte Aufnahmeverfahren für Erdbeben-Opfer aus der Türkei und Syrien?

Ferner beruft sich das SEM auf die Ausreisebestimmungen im Erdbebengebiet selbst. Demnach scheitere eine passfreie Einreise aus der Türkei nämlich nicht nur am Schweizer Visaverfahren: «Wer aus der Türkei ausreisen will, braucht einen gültigen Pass. Das verlangen die türkischen Behörden», so Bach. Deshalb würden die türkischen Behörden nun überprüfen, wie schnell Notpässe für Personen ausgestellt werden können, deren Dokumente unter Erdbebentrümmern liegen.

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