Dachverbände: Nein zu Muslimen-Grabfeld im Thurgau bedauernswert
Die Bevölkerung der Thurgauer Gemeinde Weinfelden lehnt ein Grabfeld für Muslime ab. Die Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (Fids) bedauert dies.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Gemeinde Weinfelden will kein Grabfeld nach muslimischer Tradition.
- Ein «bedauernswerter» Entscheid, findet die Föderation Islamischer Dachverbände.
- Über 30 Städte und Gemeinden hätten nämlich bereits eine solche Lösung gefunden.
Auf eidgenössischer Ebene fanden am Sonntag keine Abstimmungen statt. Auf Kanton- und Gemeindeebene gab es jedoch einige umstrittene Entscheide.
So beispielsweise das knappe Nein zum Grabfeld für Muslime im thurgauischen Weinfelden. 51,6 Prozent sprachen sich dagegen aus. Mit 2078 zu 1947 Stimmen wurde die Vorlage letztlich abgelehnt.
Islamische Dachorganisationen: «Das verletzt, das grenzt aus»
Die Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (Fids) kritisiert dieses Resultat. Es sei «ein isolierter und bedauernswerter Entscheid», heisst es in einer Medienmitteilung. Weinfelden bleibe zurück.
«Anders als teilweise behauptet, sendet Weinfelden damit kein Signal – es bestätigt nur seinen Rückstand», schreibt die Fids.
Es sei bedauerlich, dass die Thematik der Bestattung «instrumentalisiert und politisch aufgeheizt» worden sei. Menschen, die in Weinfelden zur Gemeinschaft beigetragen haben, können nicht nach ihren Überzeugungen bestattet werden. «Das verletzt, das grenzt aus – und es widerspricht dem Geist einer offenen Schweiz», hält die Fids fest.
Über 30 Städte und Gemeinden hätten nämlich bereits solche Grabfelder eingerichtet. «Dies ohne Aufsehen, ohne Polemik und ohne Drama», so die Fids.
Auf Anfrage von Nau.ch präzisiert Sprecher Pascal Gemperli: «Bedarf besteht sicherlich dort, wo der Anteil der muslimischen Bevölkerung hoch ist.» Zum Beispiel wäre dies eben in Weinfelden mit einem Anteil von rund zehn Prozent der Fall.
Eine Herausforderung: Es brauche theoretisch in jeder Gemeinde eine Lösung, sagt Gemperli. Denn die Frage der Bestattungen sei grundsätzlich kommunal geregelt. «Einen anderen Weg ist Lausanne gegangen, da hat die Stadt Lausanne das Grabfeld für Muslime aus dem ganzen Kanton geöffnet.»
EDU-Parlamentarier: Explizite Nennung einer Religion ist problematisch
Die Gegner eines solchen Grabfelds sind derweil zufrieden. EDU-Vertreter Lukas Madörin sagte gegenüber SRF: «Ich bin erleichtert und freue mich über dieses Resultat.» Er habe sich vor allem an der Formulierung «nach islamischer Tradition» gestört.

Das Bestattungswesen sei eine rein staatliche Aufgabe und habe nichts mit Religion zu tun. Es sei daher stossend, wenn man in diesem Zusammenhang eine Religion explizit nenne. Man müsse jetzt aber an einer guten Lösung für die Menschen muslimischen Glaubens arbeiten.
Die EDU hatte mit Unterstützung der SVP das Referendum gegen das muslimische Grabfeld ergriffen. Das Stadtparlament hatte die Vorlage zuvor klar gutgeheissen.