Herrgottschnitzer hoffen auf Ende der Pandemie

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Deutschland,

Das Kruzifix ist in Bayern allgegenwärtig. Gerade aber bleiben die Kreuze liegen: Oberammergau, der Ort der Herrgottschnitzer, leidet unter der Pandemie.

Krippen, Heilige und Kruzifixe - die Regale sind voll. Foto: Angelika Warmuth/dpa
Krippen, Heilige und Kruzifixe - die Regale sind voll. Foto: Angelika Warmuth/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Im oberbayerischen Oberammergau stapeln sich Krippen, hölzerne Christbäume und Kruzifixe in den Lagern der Herrgott- und Krippenschnitzer.

Monatelang waren die Läden in dem für seine Passionsspiele berühmten Dorf wegen der Corona-Pandemie geschlossen.

Die wichtige Vorweihnachtszeit und die Passion, in denen das Geschäft mit Krippen, hölzernen Christbäumen und Kruzifixen blüht, sind 2020 wegen der Pandemie ausgefallen. Nun warten die Holzschnitzer auf den Neubeginn ihres brachliegenden Geschäfts.

Toni Baur hat seinen Holzschnitzerei-Laden erstmals seit Monaten wieder geöffnet, die Lockerungen machen das möglich. Ein einziger Kunde kam. Er kaufte eine Krippenfigur für 230 Euro. «Das war's bis jetzt. Es ist ja kaum jemand da. Das Dorf ist tot», sagt Baur. Einige wenige Bestellungen kommen online. Ein Kruzifix schickt Baur nun in die USA. Amerikaner und Russen zählen sonst zu den besten Kunden.

Bis zu fünfstellige Beträge können die Schnitzereien kosten. Holzbildhauermeister Tobias Haseidl, Vorsitzender des St. Lukas Vereins als Zusammenschluss einheimischer Schnitzer, arbeitet auf Bestellung. Mancher wünscht sich eine Krippe, in der die Figuren sein Konterfei tragen. Andere liessen sich den Chef in Brennton formen - ein Abschiedsgeschenk für den Vorgesetzten.

Früher fertigen viele Schnitzer in Oberammergau nur den Gekreuzigten. Doch das ist vorbei. «Reine Herrgottschnitzer gibt es nicht mehr», sagt Haseidl. Schliesslich werden Kruzifixe auch vererbt. «Der Markt ist irgendwann gesättigt.» Und als Geschenk etwa zur Taufe oder zur Hochzeit ist das Kruzifix etwas aus der Mode gekommen.

Dabei ist das Kruzifix im katholischen Süden Bayerns allgegenwärtig. Es hängt an Feldern und Strassen, ziert heimische Stuben oder Ställe. 2018 schien es, als könne der Kreuz-Erlass des neu gewählten Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) den Absatz ankurbeln: Im Eingang jeder Landesbehörde sollte ein Kruzifix hängen. Doch die staatliche Kreuzpflicht brachte Händlern und Schnitzern kaum Umsatz.

In Oberammergau sind nun die Lager voll. Auf rund 300 Quadratmetern stehen bei Toni Baur tausende Figuren. Die Absage der Passion 2020 hat ihn und seine Kollegen wichtige Umsätze gekostet. Der Ort hofft nun auf 2022. Dann sollen die Spiele, entstanden aus einem Pest-Gelübde, nachgeholt werden. «Ich hoffe schon, dass die Passion stattfindet», sagt Baur. Doch angesichts schleppender Impfungen und hoher Infektionszahlen sagt er: «Vorstellen kann ich es mir bisher nicht.»

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