Der HC Rychenberg startet in Zug mit einer (zu hohen) 4:9-Niederlage in die Saison. Ausschlaggebend war die mangelnde Geduld im Schlussdrittel.
HC Rychenberg Winterthur
Der HC Rychenberg verliert in Zug mit 4:9. - HC Rychenberg Winterthur
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Die Innerschweiz war für den HC Rychenberg schon in den letzten beiden Jahren kein gutes Pflaster gewesen und auch diesmal setzte es eine Niederlage ab. Trotz einer 2:0-Führung nach zehn Minuten, die aufgrund des Chanceplus' gerechtfertigt war, mussten sich die Winterthurer noch deutlich geschlagen geben.

Für diesen Fehlstart in die Saison musste sich die Mannschaft von Philipp Krebs an der eigenen Nase nehmen. Sie war vor den letzten zwanzig Minuten noch auf Schlagdistanz gewesen, verlor in diesen jedoch die Geduld und damit die Balance.

Besonders die erste HCR-Linie erwischte mit sechs – grösstenteils im Zuge von Kontern kassierten – Gegentoren einen rabenschwarzen Tag.

Ein Kicktor bringt Wende

Eigentlich hatte die Partie in etwa so begonnen, wie es sich Krebs erhofft hatte. In den ersten drei Minuten fand sein Team Mittel und Wege zu drei hochkarätigen Torchancen und offenbarte damit, dass es im Angriff über mehr Optionen verfügen könnte als noch in der letzten Saison. Das 1:0 in der dritten Minute durch den am weiten Pfosten vergessen gegangenen Luca Dall'Oglio war der verdiente Lohn für die anfänglichen Vorteile.

Eine Viertelstunde lang änderte sich daran über weite Strecken wenig: Der HCR lag zu diesen Zeitpunkt verdientermassen mit zwei Längen voran und kontrollierte das Treiben mehrheitlich. Mit dem trügerischen Polster im Rücken wurde er jedoch nachlässig.

Gegen Ende des ersten Drittels begannen sich die Fehler zu häufen und Torhüter Nicolas Schüpbach bekam immer mehr zu tun. Und nach ein paar guten Paraden musste er sich Sekunden vor der ersten Pause ein erstes Mal geschlagen geben.

Dass die Unparteiischen das Tor nach kurzem Zögern gaben, war ein zumindest strittiger Entscheid, war es doch mit dem Fuss und mit einer aktiven Bewegung ins Gehäuse buxiert worden. So oder so, Zug war damit wieder im Spiel.

Zuerst fehlerhaft, dann ungestüm

Dass der HCR nach der Pause wieder zu seinem zu erwartenden Rendement zurückfand, war lange Zeit nicht festzustellen. Als hätte es die Unterbrechung nicht gegeben, produzierten die Winterthurer weiterhin Fehler, die mit gegnerischem Druck nur sehr wenig zu tun hatten.

Zug nutzte diese Unpässlichkeiten dazu, den knappen Rückstand in einen Zweitorevorsprung zu verwandeln. Erst danach erwachte der HCR wieder. Mit einem weitaus besseren Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive und weniger «unforced errors» setzte er dem Heimteam in den letzten fünf Minuten gehörig zu.

Mit dem fast schon zwingenden Ergebnis, dass zuerst Moritz Schaub auf 3:4 verkürzte und wenig später Levin Conrad oder Jami Manninen den Ausgleich hätten bewerkstelligen können oder gar müssen. Da sie jedoch nicht reüssierten, blieb es bis zur zweiten Pause bei der knappen und nicht unverdienten Führung der Zuger.

Das Aufbäumen der Winterthurer brachte freilich überdeutlich zutage, dass die Messe noch längst nicht gelesen war und Punkte in Zug noch in ihrer Reichweite lagen. Dafür hätte es allerdings einen HCR gebraucht, der an die zusammengezählt ansprechenden zwanzig Minuten angeknüpft hätte.

Davon war er weit entfernt. Statt seine Angriffe mit der nötigen Besonnenheit vorzutragen und geduldig auf seine Chancen zu warten, stürmte er ab Beginn des Schlussdrittels mit unangebracht hohem Risiko nach vorne und spielte so dem Heimteam in die Karten.

Immer wieder verhedderten sich die weit aufgerückten Winterthurer in der vielbeinigen Zuger Abwehr und öffneten damit Tür und Tor für schnelle Gegenstösse. Ohne die nötige defensive Absicherung führten diese fast zwangsläufig zu Gegentoren und dazu, dass der Gastgeber den Vorsprung in beeindruckender Effizienz sukzessive ausbaute. Sein Übriges zur alles in allem zu deutlichen 4:9-Niederlage trug bei, dass der HCR im selben Zeitraum diverse hochkarätige Chancen ungenutzt verstreichen liess.

Zwanzig ansprechende Minuten reichen nicht

«Wir wussten vor dem Spiel, worauf es ankommt», erklärte Cheftrainer Krebs. «Insbesondere war klar, dass die Fehlerquote und die Balance im Offensivspiel stimmen müssen, da Zug ausgezeichnet kontert.»

Ernüchtert fügte er hinzu: «Unsere Leistung war heute wirklich nicht gut. Es gab bloss wenige Phasen, in denen wir so spielten, wie wir es hätten tun sollen. Wieso wir dies nicht sechzig Minuten durchzogen, ist mir unmittelbar nach dem Spiel unverständlich.» Alles in allem waren es bloss zwanzig der sechzig Minuten. Sein Assistent Amos Coppe brachte es auf den Punkt: «Wir haben den Match verloren, nicht Zug gewonnen.»

Im eigenen Verschulden sieht Krebs einen Vorteil: «Wir haben dadurch sehr gute Argumente, mit denen wir im Training ansetzen können.» Und eines darf der Trainer bei allem berechtigten Unmut auch würdigen: Die angestrebte Diversifizierung des Offensivspiels zeitigte erste Blüten. Die Tore zum 1:0, 2:0 und 3:4 waren herausgespielte. Noch betrieb sein Team jedoch Chancenwucher, wie es Krebs treffend formulierte.

Zug United – HC Rychenberg Winterthur 9:4 (1:2, 3:1, 5:1)

Sporthalle Kantonsschule Zug

Schiedsrichter: Wehinger/Zurbuchen

130 Zuschauer

Zug: Nilsson; Maurer, Mock; Staub, Schelbert; Flütsch, Schmidiger; Hallén, Nigg, Andersson; Rubi, Larsson, Furger; Bachmann, Khan, Knüsel.

Rychenberg: Schüpbach; Nils Conrad, Levin Conrad (54. Rutz); Gutknecht, Tim Aeschimann; Nussbächer, Foelix; Manninen, Dall'Oglio (41. Kern), Studer; Wöcke, Dóža, Schaub; Püntener, Krebs, Keller; Lutz.

Tore: 2. Dall'Oglio (Studer) 0:1. 10. Dall'Oglio (Nils Conrad) 0:2. 20. Schelbert 1:2. 25. Andersson 2:2. 30. Nigg 3:2. 34. Furger (Andersson; Ausschluss Schaub) 4:2. 35. Schaub (Dóža) 4:3. 43. Hallén (Andersson) 5:3. 45. Andersson (Nigg) 6:3. 48. Andersson (Nigg) 7:3. 51. Hallén 8:3. 56. Larsson 9:3. 60. Manninen (Dóža) 9:4.

Strafen: keine gegen Zug, 1x2 Minuten gegen Rychenberg (32. Schaub).

Bemerkungen: Rychenberg ohne Noah Aeschimann (abwesend), Locher, Neubauer und Oesch (Ersatz). Zug ohne Graf. Rychenberg mit drei, ab der 41. Minute mit zwei Linien. Zug mit drei, ab der 41. Minute mit zwei Linien. 17. Tor Furgers wegen hohen Stocks aberkannt. 26. Tor Schaubs wegen hohen Stocks aberkannt. 31. Time-out Rychenberg. 50. Pfostenschuss Nigg. 54. Levin Conrad mit Platzwunde ausgeschieden. Rychenberg von 53:37 bis 55:21 in Ballbesitz mit einem zusätzlichen Feldspieler anstelle des Torhüters. Andersson und Dall'Oglio als beste Spieler ihrer Mannschaft ausgezeichnet.

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