Martin Uebelhart ist seit Februar Gemeindeammann von Neuenhof. Mit Nau.ch spricht er über die Coronakrise und den Gegenwind für die Limmattalbahn.
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Martin Uebelhart, Gemeindeammann von Neuenhof. - Nau.ch
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Nau.ch: Sie waren frisch ins Amt gewählt und rutschten direkt in die Corona-Krise. Wie war das für Sie?

Martin Uebelhart: Ich hatte einen Monat Zeit, mich einzuarbeiten. Wir haben die Vorzeichen aus China beobachtet und Mitte März im Gemeinderat einen Führungsstab eingesetzt. So konnten wir schnell Entscheidungen treffen und Massnahmen ergreifen, etwa die Schliessung der Sportplätze und Verwaltungsgebäude.

Nau.ch: Was war anspruchsvoll?

Martin Uebelhart: Teilweise wird kritisch diskutiert im Gemeinderat. Das ist aber nicht per se schlecht. Dann waren die Vorgaben der Behörde - auch für uns - nicht immer eindeutig. Es hat dann aber doch gut funktioniert.

Gemeindehaus Neuenhof
Gemeindehaus Neuenhof. - Nau.ch

Nau.ch: Wo sehen Sie weitere Herausforderungen?

Martin Uebelhart: Ich befürchte, dass eine zweite Welle kommen wird. Auch dann wird das oberste Ziel sein, dass unsere Spitäler nicht überlastet werden. Das ist das Schlimmste, was ich mir vorstellen könnte. Wir müssen also die Kurve flach halten, bis wir mit dem Impfstoff (zumindest vorläufig) eine Lösung gefunden haben.

Nau.ch: Wie war die Corona-Zeit für die Bewohner von Neuenhof?

Martin Uebelhart: In Neuenhof gab es das ganze Spektrum an Reaktionen. Die einen grüssten aus der Ferne, anstatt die Hände zu schütteln. Andere ignorierten die Hinweise mehr oder weniger komplett. Teenager standen dicht beieinander am Samstagabend, Familien mit Kindern spielten auf den gesperrten Spielplätzen. Ich kenne aber auch ältere Leute, die nicht zu Hause bleiben wollten.

Das kann ich zwar verstehen, aber der Sache hilft es trotzdem nicht.

Wir hatten Glück bisher bei uns in der Gemeindeverwaltung. Es braucht nur einen, der einen Virus verteilt, dann stecken sich unter Umständen plötzlich Dutzende an. Ich hoffe, dass uns das Glück nicht verlässt, bis wir den Impfstoff haben.

Nau.ch: Ihre Vorgängerin verliess den Gemeinderat wegen internen Reibereien. Wie schätzen Sie dies jetzt ein?

Martin Uebelhart: Die Zusammenarbeit ist gut. Ich habe in der Zeit seit meinem Antritt aber gemerkt, dass es Projekte gibt, die stillstanden, weil die Zusammenarbeit vorher nicht so gut funktioniert hat. Wir haben definitiv noch Arbeit vor uns. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber wir sind auf einem guten Weg.

Zürcherstrasse in Neuenhof. - Nau.ch

Nau.ch: Die Limmattalbahn stösst in der Bevölkerung nicht nur auf Zustimmung. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Martin Uebelhart: Schätzungen rechnen mit bis zu 30% mehr Verkehrsaufkommen in den nächsten 20 Jahren. Wenn man nicht viel mehr motorisierten Individualverkehr will, muss man die öV stärken. Das heisst, der öV muss doppelt so viel leisten wie bisher. Gegner der Limmattalbahn schlagen vor, einfach mehr Busse einzusetzen. Aber das reicht eben nicht aus bei diesen Wachstumsprognosen - der Wachstum wird wohl unterschätzt. Die Limmattalbahn ist eine gute Lösung.

Limmattalbahn beim Bahnhof Killwangen
Visualisierung der Limmattalbahn beim Bahnhof Killwangen. - Architron GmbH Zürich

Es sind Ängste in der Bevölkerung da, dass die Bahn zu einer Trennung des Dorfes führt. Man spricht von einer «Bahn», darum denken wohl viele an Gleise auf Schotter, die man nicht überqueren darf.

Es ist aber ein Tram, das sich auch in den Mischverkehr integrieren lässt und nicht zu einer Trennung führen muss. Im Gegenteil: Ein Tram und seine Haltestellen können auch beleben und verbinden. Die Bahnhofstrasse in Zürich ist ein Beispiel dafür.

Das Projekt «Zentrumsentwicklung» in Neuenhof will diesen Ansatz einbringen. Verkehrswege können so Teil einer Begegnungszone werden.

Nau.ch: Sind die Gegner der Limmattalbahn auch Anwohner, die das Wachstum in der Region kritisch sehen?

Martin Uebelhart: Ein Wunsch nach Bewahrung gibt es überall. Im Zusammenhang mit der Limmattalbahn habe ich diese Bedenken aber noch nicht gehört.

Es würde mich auch verwundern, wenn ein Projekt mit solchem Ausmass keine Kritik auslösen würde. Solche Projekte haben immer Diskussionen zur Folge. Das nehmen wir ernst und wollen diesbezüglich noch vermehrt informieren.

Nau.ch: Wie würden Sie einem Besucher Neuenhof beschreiben?

Martin Uebelhart: Neuenhof ist sehr gut erschlossen, hat günstigen Wohnraum, schöne Naherholungsgebiete und einen See ganz in der Nähe. Und der alte Dorfkern gefällt mir persönlich auch sehr gut.

Nau.ch: Und was ist Ihr Lieblingsort in Neuenhof?

Martin Uebelhart: Mein Garten!

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