Wie zwei Badener einem Stück uralter Badekultur verfallen sind.
Dominique Woerndli und Roxane Kiefer vor ihrem Atelier im Oederlin. - Nau.ch
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Unterwegs zu sein, das ist für Roxane Kiefer und Dominique Woerndli normal. Roxane Kiefer studierte in Zürich und Paris und hat Wurzeln in der Türkei, Dominique Worendli verbrachte fünfzehn Jahre in News York und auf Reisen.

Dass sie beide jetzt im Badener Oederlin Quartier gelandet sind, ist darum aussergewöhnlich – und doch auch sehr passend.

Atelier im Oederlin

Im Badener Oederlin haben sich in den letzten Jahren zunehmend Künstler, Musiker und junge Unternehmer niedergelassen.

Eines davon: Marmara Studio von Roxane Kiefer und Woerndli. Im lichtdurchfluteten Raum im ersten Obergeschoss haben die beiden in den letzten Monaten ihr Büro eingerichtet.

Roxane Kiefer und Dominique Woerndli
Roxane Kiefer und Dominique Woerndli - Nau.ch

Gut geschützt vor Licht im hinteren Raum lagern ihre Schätze: Gewobene Baumwolltücher in allen Farben.

Handwerk aus der Türkei

«Mich hat der Reichtum an Handwerkskunst auf Istanbuls Märkten schon immer fasziniert», erzählt Roxane Kiefer.

«Es ist eine Kunst die zunehmend verschwindet, dabei sind die Erzeugnisse hochwertig, langlebig und bieten ganzen Familien ein Einkommen.»

Besonders angetan hat es den beiden das türkische Badetuch, das Peshtemal. In der Türkei ist er fester Bestandteil der Badekultur und liegt in jedem Hamam bereit.

«Wir haben das Peshtemal auf unseren Reisen immer dabei. Er ist Badetuch, Strandtuch, Sofadecke und Wickeltuch in einem. Je öfters man ihn wäscht, desto weicher und saugfähiger wird er. Dieses Konzept – ein Ding für alles – wollten wir mit der Welt teilen», so Roxane Kiefer.

Ideale Reisebegleiter

Aus der Faszination entstand die Geschäftsidee: Marmara Studio wurde vor zwei Jahren geboren. «Wir sind das Ganze mit einer ordentlichen Portion Naivität angegangen», meint Roxane Kiefer, «und mindestens mit genauso viel Optimismus!»

Als erstes reiste das Paar in die Herkunft des Peshtemals, in die Region Denizli im südwestlichen Teil der Türkei.

Tücher von Marmara
Die bunten Tücher von Marmara Studio. - Marmara Studio

«Wir investieren viel in eine gute Beziehung zu unseren Produzenten und Lieferanten. Es sind Familien, die wir fair entlöhnen. Zudem setzen wir auf Nachhaltigkeit. Die Baumwolle stammt aus der Türkei. Wir begleiteten die Produzenten auf ihrem Weg zum Oeko-Tex Zertifikat. Das Tuch ist zudem plastikfrei - theoretisch könnte man es sogar kompostieren», erzählt Dominique Woerndli.

Inzwischen ist ihr «Kind», wie sie Marmara Studio scherzhaft nennen, weiter gewachsen. «Wir produzieren neu Seifen, die man für Haut und Haare benutzen kann, und die ohne Plastikverpackung auskommen. Die Idee ist wiederum: ein Produkt für mehrerer Zwecke.»

Marmara-Gründer
Die Marmara-Gründer vor ihrem Atelier in Rieden, Baden. - Nau.ch

Ein Teil der Erlöse geht an die Organisation Viva con Agua, die sich für sauberes Trinkwasser in Entwicklungsländern einsetzt.

Von der Welt nach Baden

Die Corona Krise zwang die Gründer von Marmara Studio, eine neue Basis zu finden. Der Zufall wollte es, dass im Oederlin in Baden passende Räumlichkeiten frei waren.

Oederlin, Baden
Oederlin, Baden - Nau.ch

Ein Steinwurf entfernt entsteht ein neues Bäderquartier mit uralter Geschichte. Auf der Limmat vor dem Oederlin sind zunehmend Surfer anzutreffen, die dankbare Abnehmer der Peshtemals sein könnten. Was an Symbolik in den kühnsten Businessplänen nicht besser ausgetüftelt werden könnte, hat sich für beide so ergeben.

«Wir haben wenig geplant, sondern immer losgelegt», meint Dominique Woerndli. «Bis jetzt hat das toll geklappt - wir können nur jedem raten, es genauso zu machen.»

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