Die Terminologie rund um das Thema Nachhaltigkeit soll Anleger verwirren. Ohne ausreichend Wissen könne nicht mit gutem Gewissen eine Auswahl getroffen werden.
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Eine Filiale der UBS. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Vergleich soll die Schweiz beim nachhaltigen Anlegen hinterher hinken.
  • Die UBS befragte rund 5300 Anleger aus zehn Ländern zum Thema.

Nachhaltig zu investieren, wird immer mehr in Betracht gezogen. Im Vergleich mit anderen Ländern hinkt die Schweiz laut einer Studie der Grossbank UBS allerdings hinterher. Die hiesigen Investoren schrecken zum Beispiel die unklaren Begrifflichkeiten ab.

Zwischen Juni und August 2018 befragte die UBS 5300 Anleger mit mindestens 1 Millionen US-Dollar (ungefähr 965'000 Franken) investierbarem Vermögen in zehn Ländern zum Thema nachhaltiges Anlegen.

Dabei kam heraus, dass viele die Terminologie rund um das Thema Nachhaltigkeit verwirrend finden, wie aus dem heute Mittwoch veröffentlichten Report hervorgeht. Ohne ausreichendes Wissen könne nicht mit gutem Gewissen eine Auswahl getroffen werden. Schwierig sei auch, die Wirkung nachhaltiger Anlagen zu messen.

«Übermässiger Investitionsjargon ist ein Problem durch die gesamte Industrie hinweg, ob beim Thema nachhaltiges Investieren oder anderweitig», kommentiert Daniel Kalt, Chefökonom UBS Schweiz, gegenüber AWP die Ergebnisse.

Das Grundkonzept wird zwar verstanden. Die Begriffe rund um nachhaltige Anlagen sind allerdings nicht klar abgegrenzt, und weniger als die Hälfte der Befragten sind mit der Bezeichnung als solche gut vertraut. Kaum unterschieden wird zum Beispiel zwischen den verschiedenen Anlagestrategien: «Ausschluss», «Integration» und «Impact Investing».

Bedenkliche Unternehmen ausschliessen

So ging es in der Vergangenheit bei nachhaltigen Anlagen in erster Linie darum, bestimmte Unternehmen aus dem Portfolio auszuschliessen, die nicht mit den Werten des Anlegers übereinstimmen. Inzwischen wenden sich nachhaltige Anleger jedoch vermehrt der «Integration» und dem «Impact Investing» zu, wie es von der UBS weiter heisst.

Die Integrationsstrategie zielt darauf ab, Unternehmen einzuschliessen, die positive Grundsätze etwa zu Umwelt und Soziales haben. Aspekte wie bessere Geschäftspraktiken, besseres Management und visionäre Denkweise werden in traditionelle Anlageprozesse einbezogen.

Bei «Impact Investing» soll in eine gute Sache investiert werden. Es wird mit der Absicht investiert, neben der finanziellen Rendite auch ökologische und soziale Auswirkungen zu messen.

In Brasilien ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass «Impact Investing» als Anlagestrategie genutzt wird. Die Chinesen bevorzugen die Integrationsstrategie. In den USA ist der Untersuchung zufolge nach wie vor der Ausschluss am beliebtesten.

In der Schweiz war 2017 laut Kalt das Ausschlussverfahren der am weitesten verbreitete Ansatz, gefolgt vom Integrationsverfahren. Das Ausschlussverfahren sei zwar immer noch populär, aber als einziger Ansatz auf dem Rückgang, sagte der Ökonom. Impact Investing ist in der Schweiz noch vergleichsweise klein.

Schweiz im Mittelfeld

Je nach Land ist die Verbreitung nachhaltiger Anlagen sehr unterschiedlich. In den Schwellenländern China und Brasilien sind sie den Studienergebnissen zufolge am weitesten verbreitet, wo über die Hälfte der Investoren solche Anlagen im Portfolio haben. Dagegen sind es in den USA lediglich 12 Prozent. Die Schweiz befindet sich mit rund einem Drittel im Mittelfeld.

«Obwohl viele Schweizer Investoren ihr Leben nachhaltig ausrichten, sind sie momentan noch weit davon entfernt, ihre Wertvorstellungen auch bei Anlagen zu berücksichtigen», kommentiert Anton Simonet, Leiter Vermögensverwaltung Schweiz bei der UBS. Eine Mehrheit der Investoren, die bis dato keine nachhaltigen Anlagen im Portfolio halten, würden allerdings ein grosses Interesse zeigen.

So planen laut der Studie mehr vermögende Schweizer Investoren in fünf Jahren in nachhaltige Anlagen zu investieren als der europäische Durchschnitt. Interessanterweise sind es in der Schweiz eher die älteren Investoren, welche nachhaltig investieren, während es in den anderen Ländern eher die jüngeren sind.

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